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104b - Die Braut der Bestie

104b - Die Braut der Bestie

Titel: 104b - Die Braut der Bestie Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller
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ließ sich der Länge nach in den hartgefrorenen Schnee fallen.
    Es war seltsam. Er spürte die Kälte kaum durch seinen Schuppenpanzer. Er erinnerte sich noch genau, daß er damals, als der Kokuo ihn von Tokoyo verbannt und er auf der kleinen Insel in der Koreastraße sein grauenvolles Leben geführt hatte, auch gegen die Hitze der Sonne unempfindlich gewesen war.
    Ohne Nahrung werde ich vor Schmerzen vergehen, dachte Yoshitsune. Ich werde sterben!
    Der Gedanke daran ließ ihn erstarren. Er setzte sich auf und blickte zurück zum Dorf. Die brennende Hütte war nur noch ein kleines helles Auge in der Dunkelheit.
    Wenn ich sterbe, hat der Kokuo für immer seine Gewalt über mich verloren, dachte Yoshitsune. Ich werde die Höllenqualen meiner unbefriedigten Gier ertragen, bis ich tot bin.
    „Kokuo von Tokoyo, ich hasse dich!" brüllte er.
    Ja, er haßte seinen Meister.
    Schlimmer noch als damals, als er ihm das Schlimmste angetan hatte, was man einem Wesen antun konnte.
    Yoshitsune konnte den Tag nicht vergessen. Damals, als die kleine Dschunke vor der Insel Tokoyo vor Anker ging und der Fremde an Land kam, der zweihundert Musketen an Bord hatte, mit denen er Franca Marzi freikaufen wollte, den Diener des Kokuo, dieses fürchterliche Narbengesicht, das als Kerkermeister die düsteren Regionen der Burg des Kokuo befehligte…

    Tokoyo, 1586.
    Yoshitsune blickte kurz in die Bucht hinab, in der die kleine Dschunke vor Anker gegangen war. Dann wandte er den Kopf. Ein Lächeln war auf seinem männlichen Gesicht. Er schaute die zierliche Frau neben sich an, deren Leib stark gerundet war. Sie war schwanger und würde bald einem Kind das Leben schenken.
    „Du solltest ins Haus gehen und dich hinlegen, O-Yuki", sagte er sanft.
    Die Frau schüttelte den Kopf. In ihren Augen war ein eigenartiger, sehnsuchtsvoller Ausdruck, der Yoshitsune nicht gefiel. Sie setzte sich in Bewegung und ging zu den Obstbäumen des Gartens hinunter.
    Yoshitsune wollte ihr folgen, doch eine kalte Stimme in seinem Kopf hielt ihn auf.
    Der Kokuo rief ihn.
    Er drehte sich um und ging die Stufen zur Burg hinauf. Plötzlich hörte er gellende Schreie hinter sich. Er preßte die Lippen hart zusammen. Er wußte, was geschehen war. Männer von Bord der Dschunke waren O-Yuki begegnet, und sie hatte ihnen ihr Nicht-Gesicht gezeigt. Die Männer würden furchtbare Qualen erleiden und sich selbst richten, um von diesen Qualen erlöst zu werden.
    Der Gedanke daran, daß der Kokuo O-Yuki den Befehl gegeben hatte, die Männer von der Dschunke zu töten, schnürte Yoshitsune die Kehle zu.
    Er hörte die Stimme seines Herrn, der ihm befahl, sich den Männern von der Dschunke nicht zu zeigen. Alle sollten sterben. Bis auf den weißen, älteren Mann. Ihn sollte er in die Burg eindringen lassen und dort mit den anderen Samurais überwältigen.
    Yoshitsune nickte.
    Er wußte nicht, was der Kokuo von dem weißen Mann wollte.
    Er drehte sich um und ging zurück. Unter den Obstbäumen lagen zwei Samurais, die von der Dschunke gekommen waren. Sie hatten Harakiri begangen. Yoshitsune sah ihre glatten, leeren Gesichter und wußte Bescheid.
    Der weiße Mann verließ die Dschunke erst am nächsten Tag. Zusammen mit vier Samurais. O-Yuki war wieder im Obstgarten. Yoshitsune kam zu spät, um sie vor ihrer schlimmen Aufgabe, die der Kokuo ihr aufgetragen hatte, zu erlösen. Die vier Samurais hatten ihr Nicht-Gesicht gesehen und sich entleibt, als sie die Schmerzen in ihren Körpern nicht mehr ertragen konnten. Der weiße Mann drang in die Burg vor.
    Yoshitsune stellte ihm eine Falle.
    Mit zwanzig Samurais, die wie er in pechschwarzen Rüstungen steckten, auf die mit leuchtenden Farben Totenköpfe und Dämonengesichter gemalt waren, drang er in den Raum ein, in den sich der weiße Mann geflüchtet hatte.
    Der Mann schrie den Namen des Kokuo. Er wehrte sich, als die Samurais ihn packten und davontrugen. Yoshitsune hieb ihm die Faust vor die Stirn.
    Sie schleppten ihn in den Kerker hinab. Yoshitsune nahm ihm mit einem weiteren Schlag das Bewußtsein, dann tauchte das Narbengesicht Franca Marzis auf.
    „Bringt ihn dort hinüber", sagte der Kerkermeister. In seinen Augen war ein irres Leuchten, das Yoshitsune sich nicht erklären konnte. Erst später erfuhr er, daß Marzi den weißen Mann von früher kannte und dieser sein Freund gewesen war.
    Yoshitsune kehrte zu O-Yuki zurück, als er seine Aufgabe erfüllt hatte.
    Sie saß zwischen den Obstbäumen. Von den Leichen der Samurais war

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