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105 - Der Ruf nach Freiheit

105 - Der Ruf nach Freiheit

Titel: 105 - Der Ruf nach Freiheit Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Seidel
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aufmerksam geworden und hatte sich umgedreht.
    Eine ganze Weile trotteten die beiden Männer schweigend weiter, am Hafen vorbei und zum Strand hinunter. Als sie die schäumende Brandung erreichten, hob Matt den Kopf. »Wo befindet sich das Boot?«
    »Auf der anderen Seite des Hafens, im Winterschlaf.« Yörrik zeigte über die Schulter zurück. »Um diese Jahreszeit fahren sie nicht zum Fischen.«
    »Hmmm. Also wäre das Boot gar nicht einsatzbereit?«
    Yörriks Antwort wurde von einem Schrei übertönt. Er kam aus der Dunkelheit, und er klang nach Grauen und Tod.
    »Walpaaki!«
    Die Aufseher ließen ihre Fackeln fallen und rannten fort zu den Strandfelsen, mit Gosta an der Spitze. Unter den Sklaven brach Panik aus.
    Matt kannte das Wort und seine Bedeutung nicht - aber dass sich etwas Schreckliches dahinter verbergen musste, wurde ihm klar, als er nach Yörrik sah. Rücksichtslos kämpfte der Mann um freie Bahn. Seine Gefährten versuchten dasselbe, mit dem Ergebnis, dass keiner wirklich vorwärts kam. Sie stürzten übereinander, von den Fußketten zu Fall gebracht, und brüllten vor Angst.
    Jenseits der Fackeln tauchten Lichtpunkte auf. Matt erkannte ihre Beschaffenheit: Es waren reflektierende Netzhäute! Sie tanzten in gut drei Metern Höhe auf und ab; rhythmisch, von einem milchigen Schimmer begleitet.
    Plötzlich brachen zwei Kolosse aus der Nacht. Ihre Körper erinnerten an Walrosse, aber ihre Augen hatten den Blick intelligenter Raptoren.
    Matt konnte nicht fliehen. Er war eingekeilt zwischen verzweifelt herumkriechenden Menschen. Er bückte sich und raffte ein paar Steine zusammen.
    Grunzend schwang das vordere Walpaaki den Kopf und rammte ihn mit der Wucht eines Dampfhammers herunter. Die langen weißen Stoßzähne bohrten sich durch einen verlorenen Transportkorb. Der Mann, der darunter lag, kreischte wie besessen, als er aufgespießt wurde.
    Seine Schreie lockten das zweite, etwas kleinere Walpaaki heran. Ungelenk streckte es die krallenbewehrte Flosse nach der Beute aus und riss Fleischbrocken ab, die es schmatzend verschlang. Matt schleuderte einen Stein nach dem anderen, aber mehr als unwilliges Schnaufen konnte er den Tieren damit nicht entlocken.
    Plötzlich packte jemand seine Hand und hielt sie fest.
    »Jetzt!«, brüllte Gosta. Hinter dem großen Walpaaki sprangen Hoggads auf. Ihre Schwerter sausten herab und zerhackten die Wirbelsäule des Tieres. Unfähig, sich zu bewegen, gab es jämmerliche Schreie von sich, als sie dem kleineren Exemplar den Schädel einschlugen.
    Dann wurde es still.
    Gosta trat nach den Sklaven. »Hoch mit euch! Die Herde ist bestimmt schon im Anmarsch - also bewegt euch gefälligst!« Er wandte sich an Matt. »Und du unterlässt solche Späße in Zukunft! Wenn ich dich noch mal einen Stein werfen sehe, während meine Männer versuchen, euer erbärmliches Leben zu retten, breche ich dir den Arm!«
    ***
    Die Ebbe hatte längst eingesetzt, als der Sklaventrupp sein Ziel erreichte. Die Männer nahmen es dankbar zur Kenntnis - normalerweise standen sie zu Beginn ihrer Schicht hüfthoch im eisigen Wasser. Heute schwappte es gerade bis über die Knie.
    Ein angenehmes Arbeiten also, wie Yörrik mit bitterem Spott bemerkte, während er Matt in die Schnecken-Ernte einwies.
    Matthew Drax sah sich um. Er befand sich in einem Felsendom - zu weit vom windumspielten Eingang entfernt, um noch frische Luft zu atmen, aber längst nicht weit genug, um das Ende der Höhle auszumachen. Irgendwo musste es eine Verbindung nach draußen geben, denn aus der undurchdringlichen Finsternis kam ein steter heulender Ton, und die Fackeln an den Wänden brannten unruhig. Ihr Schein vermischte sich mit dem des Feuers, das die Hoggads auf einer großen Felsplatte entfacht hatten, unmittelbar hinter dem Eingang. Dort saßen sie im Trockenen, wärmten sich auf und kauten ihr mitgebrachtes Essen.
    Yörrik drückte Matts Transportkorb ins Wasser. Gurgelnd drang es durch das Flechtwerk. Als der Korb festen Stand hatte, zeigte Yörrik auf die Wände, die übersät waren mit tomatengroßen Stachelkugeln. Matt griff danach. Er zerrte an einem Gehäuse, doch die schwarze Fa'rea war stärker. Sie saß da wie festgeklebt und rührte sich nicht vom Fleck.
    »Du musst sie seitlich abziehen«, erklärte Yörrik und machte es vor.
    Nach einer Stunde hatte Matt die Nase voll. Seine Fingerkuppen bluteten, er fror und war es Leid, im stinkenden Meerwasser zu stehen. Wütend holte er aus und schleuderte eine Schnecke quer

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