1052 - Finale auf Chircool
nicht um Jäger, sondern um Bauern handelte.
Das waren die Betschidin Barda Want und der Rübenbauer Fenter Wilkins. Die dritte Person war West Oniel, ein alter Jäger. Er hatte die Gazelle erlegt.
„Hallo", begrüßte Jörg die drei zurückhaltend. „Was führt euch in diese Einsamkeit?"
Oniel, der als großspuriger Typ bekannt war, grinste breit.
„Es ist doch nicht verboten", feixte er, „mit seinen Freunden in den Wald zu gehen. Du hast Pech gehabt, Breiskoll. Ich habe die Gazelle getroffen. Jetzt gehört sie mir."
Jörg spürte eine feindselige Haltung, obwohl sich Oniel und die beiden Bauern äußerlich nichts anmerken ließen. „Ich will mich mit dir nicht um das erlegte Tier streiten", sagte er ausweichend. „Es ist in einem Fall wie diesem wohl üblich, daß man teilt."
„Wenn der Chircooltöter ein Tier erwischt hat, dann gehört es nur ihm." Oniels Stimme hatte einen gefährlichen Beiklang bekommen. Da Jörg die Bärenkräfte des erfahrenen Jägers kannte, der sich selbst den Beinamen „Chircooltöter" gegeben hatte, winkte er ab.
„Du kannst die Gazelle behalten. Ich werde eine andere töten."
„Natürlich behalte ich sie", antwortete West Oniel gereizt. Als er sah, daß sich Jörg zum Gehen wenden wollte, sprang er mit einem Satz auf ihn zu und hielt ihn am Arm fest.
„Warte, Bürschchen", fauchte er, „ich habe dir noch nicht erlaubt zu gehen."
Jörg Breiskoll spürte den festen Griff. Er verhielt sich passiv.
Auch die beiden Bauern kamen jetzt zu ihm hin und starrten ihn durchdringend an. Jörg hielt ihren Blicken stand. Das seltsame Glänzen, das er schon vor Tagen in Barda Wants Augen bemerkt hatte, war auch jetzt noch vorhanden. Fenter Wilkins blickte ebenfalls etwas merkwürdig.
„Laß ihn laufen", verlangte der Rübenbauer. Die Frau nickte zustimmend.
West Oniel zögerte noch. Dann ließ er Jörg plötzlich los und versetzte ihm einen Stoß gegen die Brust. Der junge Betschide torkelte zurück.
„Hau ab, Breiskoll!" schnauzte der Chircooltöter. „Und steck deine Nase nicht in Sachen, die dich nichts angehen. Wenn du einen guten Rat haben willst, so behalte es für dich, daß du uns hier getroffen hast. Es könnte sein, daß dir andernfalls etwas passiert."
Die unverhohlene Drohung erschreckte Breiskoll nicht. Er empfand mit seinen übersensiblen Sinnen, daß hier etwas nicht stimmte. Die drei Betschiden waren ihm aus völlig unerfindlichen Gründen feindselig gesinnt.
„In Ordnung", murmelte er kaum hörbar und machte sich auf den Rückweg.
*
„Das kann nicht sein", schrie der Kapitän den jungen Jäger an, als dieser von der Begegnung mit Want, Wilkins und Oniel berichtete. „Abgesehen davon, daß ein Verhalten, wie du es geschildert hast, von keinem Besatzungsmitglied praktiziert wird, weiß ich, daß du lügst. Ich selbst habe Wilkins heute den ganzen Nachmittag draußen auf dem Feld arbeiten gesehen. Er ging erst vor wenigen Minuten in seine Wohnstatt. Der Chircooltöter liegt mit einer Magenverstimmung in seiner Kabine. Er hat heute das Schiff gar nicht verlassen."
Jörg war durch die aufbrausenden Aussagen St. Vains verwirrt.
Der Großadministrator, wie er für sich den Kapitän nannte, erschien ihm immer wunderlicher. Er kam seinen Pflichten als Oberhaupt der Betschiden nur noch selten nach.
Zu allem Überfluß betrat in diesem Moment auch noch Barda Want die Hütte St. Vains.
„Unser junger Jäger Breiskoll", begrüßte sie ihn freundlich. „Ich habe dich ja schon tagelang nicht mehr gesehen. Wohl immer draußen in der Natur?"
Jörg spürte mit jeder Faser seines Körpers, daß die Frau log. Er sah aber den triumphierenden Blick des Großadministrators und schwieg. Selbstkritisch begann er an seinen Sinnen zu zweifeln, aber er kam schnell zu der Erkenntnis, daß man mit ihm ein unsauberes Spiel spielte.
„In Ordnung", wehrte er jedes weitere Wort ab. „Ich habe mich wohl geirrt."
Er verabschiedete sich kurz und ging.
Da man ihm sicher nachblicken würde, wählte er zunächst den geraden Weg zu seiner Unterkunft. Erst als er sich sicher war, daß man ihn nicht mehr sehen konnte, bog er ab.
Er kontrollierte zunächst die Hütte von West Oniel, aber der Jäger war nicht da. Das bestätigte zumindest, daß der Kapitän die Unwahrheit gesagt hatte.
Dann suchte er Doc Ming auf. Zu seiner Überraschung traf er hier den Chircooltöter an.
Er wartete, bis dieser ging. Oniel begrüßte Jörg in völlig normalem Tonfall und eilte dann
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