1052 - Finale auf Chircool
davon.
„Was wollte er?" erkundigte sich der junge Betschide bei dem Heiler.
„Er hat sich den Magen verdorben", antwortete der Doc. „Ich habe ihm etwas gegeben, das ihm helfen wird."
„War er heute schon einmal bei dir?"
„Ja, kurz vor Mittag. Warum willst du das wissen?"
Jörg antwortete nicht sofort. Er überlegte. Als er die drei auf der Waldlichtung getroffen hatte, war es früher Nachmittag gewesen. Oniel hätte sich also hier ein Alibi besorgen können, um unbemerkt für ein paar Stunden zu verschwinden. Möglich war das, sagte sich Jörg, aber es ergab überhaupt keinen Sinn.
Erneut begann er an sich selbst zu zweifeln. Vielleicht war es besser, dem Heiler nichts von der eigenartigen Begegnung zu erzählen.
„Wie geht es den armen Kerlen", lenkte er ab, „denen man ihren Spoodie geraubt hat?"
„Die Wunden sind verheilt", gab Doc Ming bereitwillig Auskunft. „Allerdings ist mir heute etwas Eigenartiges passiert. Ich war draußen bei der Robotstation der Kranen. Ich wollte neue Spoodies für die Beraubten haben, aber es meldete sich niemand, so oft ich auch rief. Der Eingang ist ja unüberwindlich. Ich kehrte also unverrichteter Dinge wieder zurück."
„Das ist wirklich komisch", grübelte Jörg. „Es geschehen eine Reihe sonderbarer Dinge in der letzten Zeit. Ich habe das sichere Gefühl, daß hinter unserem Rücken etwas geschieht."
„Was meinst du damit?"
„Ich weiß es nicht." Jörg zuckte mit den Schultern. „Es ist nur ein Gefühl."
„Wenn du etwas Außergewöhnliches bemerkt hast, solltest du es mir sagen."
„Das werde ich tun, sobald ich mir über einiges im klaren bin", versprach Breiskoll.
„zunächst einmal muß ich die Augen offen halten. Hat der Kapitän die Spoodie-Räuber gefunden?"
„Nein", bedauerte der Heiler. „Allerdings habe ich nicht den Eindruck, daß er wirklich nach ihnen sucht."
„Was heißt das?"
Nun war Doc Ming ratlos. „Er weicht meinen Fragen aus. Gestern behauptete er, es sei sowieso egal, ob man die Täter findet, denn der augenblickliche Zustand würde nicht mehr lange andauern."
„Was kann er damit gemeint haben?" fragte der Jäger.
„Claude St. Vain wird alt", vermutete der Heiler. „Vielleicht wollte er damit andeuten, daß er bald für einen Nachfolger sorgen wird."
Es dauerte noch genau einen Tag, da wußten alle Betschiden, daß das Gegenteil der Fall war.
*
Der Robotstützpunkt der Kranen lag in einer Entfernung von etwa zwei Kilometern von dem Dorf der Betschiden. Es handelte sich um einen kreisrunden Bau mit festungsähnlichem Charakter. Eine drei Meter hohe Stahlmauer umschloß das achtzig Meter durchmessende Areal, in dem mehrere kleine Gebäude und ein hoher Antennenturm standen. Der Wald ringsum war in einem Umkreis von einem Kilometer von den Robotern gerodet worden.
Der einzige den Betschiden bekannte Zugang zu der Station war ein Tor von zehn Metern Breite. Normalerweise war dieser Eingang verschlossen. Die Roboter der Kranen führten nur eine lose Überwachung des kleinen Völkchens durch und nahmen kaum Einfluß auf das tägliche Leben der Jäger und Bauern.
Die Betschiden hatten sich an die Bauten ebenso gewöhnt wie an die Spoodies, die sie geistig beflügelten. Der Stützpunkt selbst wurde kaum noch beachtet, obwohl er mit seinem blanken Metall im krassen Gegensatz zu der fast unberührten Natur in der Umgebung stand.
Seit dem ersten Auftauchen der Kranen war es nur noch zu zwei Besuchen der Wolfslöwen gekommen. Sie erregten wenig Aufsehen, denn entgegen den Erwartungen der Betschiden hatte man von weiteren Rekrutierungen abgesehen. Die einzige Neuerung, die bei dem letzten Besuch eingeführt worden war, war der Aufbau eines Lautsprechers an einem hohen Baum mitten auf dem Dorfplatz.
Claude St. Vain hatte sofort von einem öffentlichen Interkom im Konferenzsaal gesprochen. Die Kranen hatten vor ihrem Abflug erklärt, daß die Betschiden über diesen Lautsprecher von dem Robotstützpunkt aus informiert werden würden, wenn dies notwendig sei.
Da ein solcher Fall in den folgenden Monaten nie eingetreten war, hatten die meisten Betschiden für den Interkom kaum noch einen Funken Interesse.
Das änderte sich erst an jenem Morgen, als ein lauter Fanfarenstoß durch das Dorf brauste und die Menschen aus ihren Kabinen trieb.
Was dann kam, löste Wut und Entsetzen aus. Die Stimme, die die Jäger und Bauern zu hören bekamen, war die ihres Kapitäns Claude St. Vain.
„Betschiden!" erklangen die lauten
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