1053 - Die Rache der Geköpften
ist ein Verfluchter, und er hat sich meiner Ansicht nach bei Biotec mit Dingen beschäftigt, über die man kaum reden darf. Ich fürchte mich vor ihm, das muß ich Ihnen ehrlich sagen, auch wenn er mich verschont hat. In seinen Experimenten wird es darum gegangen sein, Menschen genetisch zu ver ändern, möglicherweise sogar zu klonen, das weiß ich nicht. Jetzt könnte es ihm gelungen sein, sich selbst zu klonen oder in einen mißratenen Versuch eingestiegen zu sein. Ich bin selbst Fachfrau auf diesem Gebiet, aber ich stehe am Anfang, und ich weiß auch, daß ich nicht alles mitmachen werde, was man möglicherweise von mir verlangen könnte. Diese Skrupel hat Igor Manski nie gehabt. Er schlug immer voll zu. Da kannte er kein Pardon. Für ihn gab es keinerlei Grenzen und Vorschriften. Er hielt sich immer für das Maß aller Dinge. Er muß einen Weg gefunden haben, den Tod durch zuvor getätigte Genmanipulationen zu überwinden. Wie sonst sollte ich mir die rote Masse erklären, in der alles vorhanden war, was einen Menschen ausmacht. Er hat ja durch sie sogar mit mir sprechen können.« Sie hob in einer hilflos wirkenden Geste die Arme. »Wie das nun passiert ist, kann ich Ihnen leider nicht sagen.«
»Das brauchen Sie auch nicht, Mrs. Larkin«, sagte ich.
Ihre Augen verengten sich leicht. »Es hat sich angehört, als wüßten Sie mehr, Mr. Sinclair.«
»Wir wissen nur wenig, zuwenig. Aber wir gehen davon aus, daß er mit anderen Mächten im Bunde steht.«
»Das hört sich an wie Goethes Faust.«
»Es ist auch eine gewisse Ähnlichkeit vorhanden. Auch Manski wird seine Seele verkauft haben.«
Larissa senkte den Kopf. »Tut mir leid, aber da kann ich nicht mitreden. Das ist nicht mein Gebiet. Ich habe mich als Naturwissenschaftlerin nie damit beschäftigt.«
Ich räusperte mich. »Wir werden Sie jetzt verlassen müssen, Mrs. Larkin und…«
»Moment, Moment«, unterbrach sie mich und streckte mir ihren Arm entgegen. »Was ist denn mit dem Kopf meines Kollegen im Flur? Sie können mich nicht mit ihm allein lassen.«
»Das werden wir auch nicht. Wir nehmen ihn mit.«
Sie schluckte.
»Haben Sie vielleicht einen Schuhkarton greifbar?«
»Das müßte möglich sein.«
»Gut, Mrs. Larkin. Wir werden den Kopf dort hineinlegen und ihn mitnehmen.«
»Wohin bringen Sie ihn denn?«
»In die Pathologie.«
Larissa Larkin holte stöhnend Luft. »Das kann ich ja alles nachvollziehen«, gab sie zu. »Aber zum Kopf gehört ein Körper. Haben Sie eine Ahnung, wo Sie ihn finden können?«
»Möglicherweise in Quinns Wohnung. Wir werden hinfahren und geben Ihnen dann Bescheid.«
»Ja, ja, das kann gutgehen. Zugleich wollen Sie die Ruine suchen, die Manski gekauft hat?«
Das bestätigte ich und sagte weiter: »Wenn es tatsächlich so gewesen ist, muß es irgendwelche Einträge in bestimmten Büchern geben. Burgen, auch wenn sie nur Ruinen sind, stehen unter einem besonderen Schutz. Als allgemeines Kulturgut sind sie erfaßt und aufgelistet worden. Sollte er diese Ruine tatsächlich erworben haben, ist er bestimmt registriert. Möglicherweise hat er auch Strohmänner gehabt, die ihm dabei geholfen haben. Wem hat er überhaupt im Institut vertraut? Bei Ihnen kann man ja nicht von Vertrauen reden.«
»Das beileibe nicht. Versuchen Sie es bei Professor White, das ist unser Chef.«
»Haben Sie seine Telefonnummer?«
»Ja.« Sie sagte sie auswendig daher. Ich notierte sie. Obwohl es mich drängte, anzurufen, riß ich mich zusammen. Ich wollte es nicht aus dieser Wohnung tun.
Larissa brachte uns einen Schuhkarton. Einen sehr breiten, der auch für Stiefel geeignet war. Darin war Platz genug für den Kopf.
Ich persönlich übernahm diese Aufgabe, doch Suko konnte es nicht mitansehen und half mir dabei.
Es war keine angenehme Arbeit. Larissa schaute uns dabei auch nicht zu. Sie erschien erst dann im Flur, als ich den Deckel auf das Unterteil gelegt hatte.
»Halten Sie mich auf dem laufenden?« fragte sie.
Ich drehte mich um. Den Karton hatte Suko übernommen. Larissa lehnte am Türrahmen. Sie war wieder sehr bleich und starrte ängstlich den Karton an, als befürchtete sie, daß sich der Deckel jeden Augenblick in die Höhe schwingen könnte, um den Inhalt aus dem Karton zu entlassen.
Das passierte nicht, und ich beruhigte sie auch. »Natürlich rufen wir Sie an, Mrs. Larkin.«
»Soll ich aus meiner Wohnung verschwinden?«
»Das wäre zu überlegen. Haben Sie denn Angst, daß man Sie besuchen könnte?«
Sie gab es zu
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