1054 - Die Leibwächterin
harmloseste Begriff, mit dem sie uns titulierte.
»Sie haben doch sicherlich einen Namen?« fragte ich.
»Ja.«
»Wie heißen Sie?«
»Leck mich!«
»Sehr schön! Beleidigung eines Polizisten. Zuvor der Angriff, denn Sie haben mich geschlagen.«
»Habe ich!« brüllte sie uns zu und sprühte dabei Speichel gegen unsere Gesichter. »Aber nur, weil Sie mein Handy zertreten haben. Ich mußte anrufen.«
»Wen denn?«
»Das geht euch einen Scheißdreck an!«
»Logan Costello?« fragte ich.
Eine Antwort lag ihr schon auf der Zunge jedoch meine Frage hatte ihr die Sprache verschlagen. Der dunkel geschminkte Mund klappte wieder zu, und in ihren Augen flackerte es. Wir ließen sie in Ruhe. Nach einer Weile nickte sie. »Klar, ich hätte es wissen müssen. Eine verdammte Bullenfalle, nicht wahr?«
»Das ist Ansichtssache«, erwiderte Suko.
Sie lachte nur. »Von wegen Ansichtssache. Ihr haltet doch alle zusammen, verflucht.«
»Wollten Sie mit Costello sprechen?« erkundigte sich Suko.
»Nein, wer ist das?«
»Der Osterhase aus Sizilien.« Suko warf mir einen fragenden Blick zu. Ich nickte gelassen. Zwischen uns war alles klar. Wir mußten nur noch die Besatzung des Streifenwagens aufklären, damit diese Person aus dem Verkehr gezogen wurde.
Das übernahm Suko, während ich mit der Blonden im Wagen sitzenblieb. Von ihrer Wut war nichts mehr zurückgeblieben. Sie wirkte geknickt, hielt den Kopf gesenkt und schaffte es sogar, einige Krokodilstränen zu verdrücken, die wie kleine Perlen aus den Augen rannen.
»Was ist denn mit Ihnen los?«
Sie zog die Nase hoch. Die Schminke war verlaufen. »Das ist ja wie in einem Polizeistaat«, beschwerte sie sich. »Reine Bullenwillkür, verdammt noch mal.«
»Warum?«
»Eine Falle.«
Ich hob die Schultern und schaute zu, wie sie ihre Nase putzte.
»Sie haben bestimmt nicht Ihre Eltern anrufen wollen, sondern denjenigen, in dessen Auftrag Sie arbeiten.«
»Nein, nein, nein!« giftete sie. »Ich kenne keinen Costello. Den hätte ich nicht angerufen. So glauben Sie mir doch!«
»Wen denn?« fragte ich locker.
»Fran…« Mehr sagte sie nicht. Ihr Mund klappte zu. Sie sah in mein lächelndes Gesicht und ballte beide Hände zu Fäusten. Sie wirkte so, als wollte sie mich wieder angreifen, überlegte es sich aber, als ich den Kopf schüttelte. »Jetzt sage ich gar nichts mehr.«
»Das ist Ihre Sache. Jedenfalls werden Sie in den nächsten vierundzwanzig Stunden festgehalten und erkennungsdienstlich behandelt. Angriff auf einen Yard-Beamten ist eben keine Sandkastenrauferei. Das sollten Sie wissen.«
»Steht Ihnen das ins Gesicht geschrieben, daß Sie ein Bulle sind, verflucht?«
»Nein.«
»Eben!« blaffte sie mich an.
»Aber man muß immer damit rechnen«, sagte ich und stieg aus dem Fond des Wagens.
Suko hatte bereits mit den Kollegen gesprochen. Sie würden die Blonde zum Yard bringen, wo man sie erkennungsdienstlich behandelte. Ich warf ihr keinen Blick mehr zu, sondern hielt nach Karina Grischin Ausschau.
Glücklicherweise hatte sie sich auch jetzt im Hintergrund gehalten. Ein Kontakt mit uns war ihr nicht nachzuweisen gewesen.
Auch nicht von der Blonden.
Die Beamten fuhren sie weg. Die Frau saß im Wagen wie ihr eigener Schatten.
Karina Grischin kam auf uns zu. »Also doch«, sagte sie und nickte. »Ich habe mich nicht geirrt.«
»Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser«, sagte Suko, bevor er ihr die Hand reichte und sich vorstellte.
»Freut mich, Suko. Ich habe schon von dir gehört.«
»Kann ich mir denken.« Er schaute mich an. »Und jetzt? Wo fahren wir hin? Wie geht es weiter?«
»Wir suchen einen Bunker.«
»Wie nett.«
»Sogar einen, in dem sogar Vampire existieren.«
Suko war überrascht und wußte nicht, wen er zuerst anschauen sollte. Mich oder Karina. Er wandte sich schließlich an sie. »Stimmt das wirklich?«
»Ich habe sie gesehen. John hat recht, wenn ich es mir überlege. Die Zeit drängt. Ich habe einen Wagen hier in der Nähe.«
»Das ist gut.«
»Nein, John, das ist nicht so gut. Der Wagen gehört zu Costellos Fuhrpark, und ich weiß nicht, ob man ihn verwanzt hat. Zuzutrauen ist ihm alles.«
»Haben wir noch Zeit, unseren Rover zu nehmen?« fragte Suko.
»Was sein muß, muß sein. Dann aber los.«
Keiner von uns war happy. Drei Vampire, die sich in der Nähe von London aufhielten und durch Mallmann fremdgesteuert wurden. Dieser Pakt mit Logan Costello zudem ließ nichts Gutes ahnen. Es gab Pläne, da waren wir sicher. Aber
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