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1059 - Der Scharfrichter

1059 - Der Scharfrichter

Titel: 1059 - Der Scharfrichter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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wieder kamen ihm die schrecklichen Bilder in den Sinn, und seine Furcht steigerte sich noch, als er den Kirchturm von Mayne sah.
    Auch die Kirche war verlassen. Es gab keinen Pfarrer mehr. Bis ein neuer eintraf, würden bestimmt noch Wochen vergehen. Auch der Bischof hatte sich nicht optimistisch gezeigt.
    Douglas Pinter überlegte jetzt, ob es überhaupt richtig gewesen war, ihn zu besuchen und ihm alles zu erzählen. Der Bischof hatte ihn zwar ernst genommen, das allerdings konnte auch Schauspielerei gewesen sein, um ihm nicht weh zu tun.
    Ob er sein Versprechen halten und einen Kenner der Materie schicken würde, stand in den Sternen. Pinter vertraute und hoffte auf ihn, das war alles, was er tun konnte.
    Der Weg führte in den Ort hinein. Hier verengte sich die Straße.
    Er sah die ihm so bekannten Bauten. Er sah die Menschen, sie sahen ihn in seinem Wagen, doch er fuhr durch, ohne jemand zuzuwinken. Es drängte ihn jetzt, nach Hause zu kommen. Er wollte endlich die Wahrheit erfahren, auch wenn sie noch so schrecklich war.
    Sein Haus stand etwas abseits. Eine schmale Straße führte hin, die nicht geteert war. Direkt neben der Straße begann das Grundstück. Im Sommer sah der Vorgarten wie ein blühender Teppich aus, denn Mary liebte Blumen. Zu dieser Zeit erwachte die Natur erst. Da sahen die Kirschblüten aus, als bestünden sie aus Schneeflocken, die das gesamte Geäst bedeckt hatten. Auch die Magnolien standen schon in voller Blüte, doch dafür hatte Pinter keinen Blick.
    Er hatte den Wagen vor dem Grundstück stehengelassen und eilte mit langen Schritten der Haustür entgegen.
    Er schloß auf.
    Er betrat das Haus.
    Alles war wie immer und trotzdem anders. Schon beim Aufschließen der Tür fiel im die Leere auf. Eine bestimmte Leere, die anders als sonst war. Wenn sich seine Frau oben aufhielt oder mal eben zum Einkaufen gegangen war, dann erlebte Doug auch eine Leere. Sie war für ihn normal. Diese hier enthielt eine Botschaft, die seine Furcht noch mehr verstärkte. Sie sagte ihm, daß etwas passiert war und daß seine Frau nie mehr zurückkehren würde, um diese Leere zu füllen.
    Schreckliche Gedanken, die ihn auf der Stelle festnagelten. Er fürchtete sich plötzlich vor seinem eigenen Haus und mußte sich überwinden, um auf die Küche zuzugehen.
    Dabei rief er nach Mary.
    Zuerst leise. Dann immer lauter und auch verzweifelter. Sie sollte ihn hören. Sie würde ihn auch hören, auch wenn sie schlief, denn seine Stimme war laut genug.
    Keine Reaktion. Keine Antwort. Seine Stimme verklang in der Stille des Hauses.
    Er suchte in den Zimmern. Keine Spur von Mary.
    Pinter ging wieder zurück. Er sprach dabei mit sich selbst, ohne zu hören, was er flüsterte.
    Vor der Haustür blieb er stehen und senkte den Blick, denn ihm war etwas aufgefallen.
    Schmutzspuren auf dem Boden. Wie Lehm. Zum Teil schon verkrustet, teilweise noch feucht.
    Er bückte sich. Faßte nach den Spuren. Zerkrümelte sie zwischen den Fingern.
    Von wem stammten sie? Nicht von Mary, denn sie hätte diese Reste wieder weggewischt.
    Von einem Besucher. Einem Fremden. Einem, der nachts in das Haus eingedrungen war. Wer konnte das tun? Wer betrat das Haus mit derart schmutzigen Schuhen oder Stiefeln? Außerdem – woher stammte der Dreck? Nicht aus der Nähe des Hauses, sondern aus einer anderen Gegend, die sicher auch hier im Ort lag.
    Ein furchtbarer Verdacht keimte in Doug Pinter hoch. Er war so schlimm, daß er noch mehr ins Schwitzen geriet.
    Er fühlte sich schlecht. Er kämpfte wieder gegen den Schwindel an und merkte kaum, daß er das Haus verließ. Erst als er den Wagen erreicht hatte, kam Pinter wieder zu sich.
    Was tun?
    Er wußte es nicht. Aber er konnte auch nicht hier stehenbleiben und auf seine Frau warten. Er mußte sie suchen gehen, auch wenn es noch so schrecklich war.
    Pinter glaubte den Ort zu kennen, wo er Mary finden würde. Er wollte darüber mit keinem anderen Menschen sprechen. Er würde den Weg allein gehen. Tränen stiegen ihm in die Augen. Er ging die ersten Schritte sehr langsam. Seine Hände schlossen und öffneten sich, als wollte er etwas zerdrücken.
    Sein Ziel war der Friedhof!
    Mehrmals wurde Pinter auf dem Weg dorthin angesprochen. Nie gab er eine normale Antwort. Hin und wieder schüttelte er den Kopf, das war alles.
    Dann sah er den Friedhof. Er war ihm so bekannt wie alles in Mayne. Das Gelände lag nicht weit von der Kirche entfernt, deren graue Mauern gar nicht anziehend auf ihn wirkten.
    Vor dem Tor

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