106 - Das Ghoul-Imperium
Ich öffnete mein Hemd. Die silbrig-milchige Scheibe glänzte im Licht des Mondes.
Ich verlangte von Jubilee, hinter mir zu bleiben, und sie hielt sich daran. Boram schritt neben mir. Keiner seiner Schritte war zu hören. Dennoch hörte ich außer Jubilees und meinen noch jemandes Schritte. Meine Hand zuckte sogleich zum Diskus, aber dann sah ich, daß ich die Scheibe an der Kette hängen lassen konnte. Zwischen hohen alten Pappeln trat Mr. Silver hervor.
Der Ex-Dämon kam auf uns zu. Ich wollte wissen, ob er Gaddol vernichtet hatte.
Er schüttelte grimmig den Kopf und knurrte: »Er ist mir entwischt.«
»Wäre mir nicht passiert.«
»Du willst dich wohl mit mir prügeln.«
Ich legte dem Hünen die Hand auf die Schulter. »Laß gut sein, Alter. Wir kriegen ihn ein andermal.«
»Jetzt werden die Ghouls aufrüsten«, knirschte der Ex-Dämon.
»Man kann nicht immer Erfolg haben«, tröstete ich ihn. »Die Rückschläge sind das Salz in der Suppe. Wer vom Erfolg zu sehr verwöhnt wird, verfällt sehr leicht in Müßiggang.«
Natürlich konnte ich Mr. Silver nichts vormachen. Er wußte, wie es in mir aussah. Auch mir wäre es lieber gewesen, wenn Gaddol auf der Strecke geblieben wäre.
Ein Aufstand der Ghouls war keine erfreuliche Angelegenheit, aber von diesem Ziel war Gaddol noch weit entfernt, und wir würden nichts unversucht lassen, um zu verhindern, daß er es jemals erreichte.
Wir verließen den Friedhof und stiegen in meinen Rover. Es war nicht weit bis nach Hause. Während der Fahrt telefonierte Jubilee mit Vicky Bonney, und als wir zu Hause ankamen, fielen sich die beiden in die Arme.
Das Ganze hatte einen Hauch von heiler Welt, und ich war nur allzu gern bereit, für eine Weile unsere Probleme zu vergessen.
Ich bot dem Ex-Dämon einen Drink an, aber er lehnte ab und wollte nach Hause.
»Ich bringe dich«, sagte ich.
Der Ex-Dämon war während der Fahrt sehr schweigsam. Das war sonst nicht seine Art. Ich versuchte, ihn mit dummen Sprüchen aufzuheitern, doch er reagierte kaum darauf. Gaddol und das, was aus der ganzen Geschichte werden konnte, lag ihm schwer im Magen.
Mir auch, aber ich blieb hartnäckig dabei, den Sonnyboy zu mimen.
Daheim trank ich dann allein meinen Pernod. Vicky hatte sich bereits zurückgezogen, aber sie schlief noch nicht. Als ich das Schlafzimmer betrat, brannten die Nachttischlampen.
Ich legte mich ins Bett. Ein angenehmes Gefühl - kein Vergleich mit dem Sarg, in dem ich bis vor wenigen Stunden gelegen hatte.
Vicky streckte die Hand nach mir aus.
Es elektrisierte mich, als sie mich berührte. Wir löschten die Lichter, aber wir schliefen noch lange nicht. Es gibt Besseres als das, um einen Sieg zu feiern, und einen Sieg hatten wir trotz allem errungen - über Answard Brewster.
ENDE
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