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1060 - Der Planet Vulkan

Titel: 1060 - Der Planet Vulkan Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unbekannt
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statt in die Ebene in den Vulkan zurückgezogen hatten, um hier ihr eigenes abgesondertes Dasein zu führen.
    Gucky hob beide Hände in einer Geste des Friedens, von der er hoffte, daß sie verstanden wurde. Aber die Hörnerlosen blieben mißtrauisch. Sie mußten schlechte Erfahrungen gemacht haben.
    Ein halbes Dutzend von ihnen trat vor und ergriff Gucky, der sich nicht wehrte und auch nicht versuchte, sich durch eine schnelle Teleportation in Sicherheit zu bringen. Dazu war er viel zu neugierig. Zur Flucht blieb immer noch Zeit.
    „Wir bringen ihn zum Vater der Klugheit", fing Gucky einen Gedanken auf und war froh, als sie ihn emporhoben, um ihn zu tragen. Das kam gerade recht, denn er spürte erneut die Müdigkeit, die von ihm Besitz ergriff. Am liebsten wäre er jetzt einfach eingeschlafen, aber er hütete sich, die Augen zu schließen.
    Der erste Seitengang - er hatte ihn nicht inspiziert - wurde nach wenigen Metern zu einer regelrechten Wendeltreppe, die nach oben führte. So also gelangt man von Etage zu Etage, dachte Gucky und fragte sich, wie es den Maringos gelungen war, eine derartig komplexe Anlage im Innern eines Berges zu errichten.
    Oder hatte ihnen jemand dabei geholfen ...?
    Noch etwas anderes fiel ihm auf: die hörnerlosen Maringos unterhielten sich in einer zwar fremdartigen, aber einigermaßen wohlklingenden Lautsprache. Sie sangen nicht, wahrscheinlich deshalb, weil ihnen die Kinnsäcke fehlten. Sie mußten im Verlauf vieler Jahrhunderte verkümmert sein.
    Mehrere Etagen ging es hinauf, dann gelangte der Trupp mit ihrem Gefangenen in einen Höhlensaal, der anders war als alle bisherigen. An den Wänden standen kunstvoll gehauene Figuren aus Lavagestein, die wahrscheinlich besonders verdienstvolle Maringos ohne Hörner darstellten. Sie standen auf runden Sockeln und sahen so echt aus, daß man sie für lebendig halten konnte.
    Zwei solcher Säle wurden durchschritten, dann ließ man Gucky ohne Vorwarnung los.
    Er plumpste unsanft auf die Erde und blieb gleich sitzen. Vielleicht betrachtete man das als eine Geste der Unterwerfung oder auch Ehrerbietung, denn der Strom der Gedanken, der auf ihn eindrang, war durchaus freundlich zu nennen.
    Nun erblickte Gucky auch den Grund für das abrupte Ende des Getragen-Werdens. Vor ihm saß auf einem Lavathron ein alter Maringo, der voller Interesse auf ihn herabsah und sich den Kopf darüber zerbrach, woher dieses seltsame Wesen wohl stammen mochte.
    Gucky beschloß, die Initiative zu ergreifen. Er blieb vor dem Thron sitzen, sprach aber sehr eindrucksvoll mit Händen und Füßen und hoffte, der „Vater der Klugheit" würde ebenso klug sein wie Kuril.
    „Ich grüße dich und wünsche dir Gesundheit. Ihr wohnt im Innern von Vater Pursadan in einem prächtigen Reich, also kam ich zu Besuch. Seid froh, daß ihr hier seid, draußen hauen sie sich die Steine um die Ohren. Die mit einem, zwei oder vier Hörnern..."
    Ein dumpfes Gemurmel erhob sich, als er die Hörner andeutete. Haßerfüllte Gedanken verrieten nur allzu deutlich, daß man den Verwandten mit den Hörnern keine Liebe entgegenbrachte. Geistesgegenwärtig strich sich Gucky mit beiden Händen über die Stirn und bekräftigte noch einmal, daß er selbst auch keine Hörner habe, was die Vulkan-Maringos sofort wieder freundlich stimmte.
    Es dauerte fast zwei Stunden, bis sich zwischen dem Vater der Klugheit und dem Mausbiber eine einfache Methode der Verständigung entwickelt hatte. Ebenso einfach war allerdings auch die Geschichte, die Gucky nach und nach erfuhr.
    Vor unendlich langer Zeit wurden plötzlich Maringos geboren, denen trotz aller Bemühungen ihrer Eltern kein einziges Horn wuchs. Sie durften zwar auch weiterhin in der Gemeinschaft der anderen bleiben, wurden jedoch zweitrangig behandelt und durften nur die niedrigsten Arbeiten verrichten.
    Im Verlauf der Zeit wurden immer mehr Hörnerlose geboren, so daß die Gefahr bestand, sie könnten an Einfluß allein durch ihre Überzahl gewinnen.
    Um das zu verhindern, begann ein Aussiedlungsprozeß ähnlich jenem, der auch den Einhörnigen widerfuhr. Die Folge dieser ungerechten Behandlung waren zuerst Meinungsverschiedenheiten, dann ein richtiger Aufstand der Diskriminierten gegenüber den Herrschenden mit vier Hörnern. Schließlich entschlossen sich die Hörnerlosen, eine eigene Gemeinschaft zu bilden.
    Um für immer der Verfolgung zu entgehen, zogen sie sich auf den unwegsamen Gipfel des Berges zurück, der von den anderen Maringos nie betreten

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