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1060 - Die Mystikerin

1060 - Die Mystikerin

Titel: 1060 - Die Mystikerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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habe ihn noch nie zuvor gehört.«
    »Nicht nur ungewöhnlich, mein Kind. Er ist ein guter, sogar ein sehr guter Name. Ich bin gekommen, um dich mitzunehmen. Du wirst jetzt bei mir bleiben. Ich gebe dir Schutz und Sicherheit. Ich werde dich das Gute lehren, und du wirst bald so sein wie ich. Das weiß ich genau, denn ich kann die Zukunft erkennen. Ich gehöre zu den Frauen mit zwei Gesichtern. Von nun an stehst du unter meinem Schutz.«
    Sie lachte leise. »Zwei Gesichter?«
    »Ja.«
    »Aber das gibt es nicht«, sagte Ginny. »So etwas habe ich niemals zuvor gehört.«
    »Was die normalen Menschen angeht, hast du recht, mein Kind. Aber ich gehöre nicht dazu. Ich bin etwas Besonderes. Manche nennen mich eine Mystikerin. Das ist nicht verkehrt.«
    »Mag sein«, gab Ginny zu. »Nur verstehe ich davon nichts. Wirklich nichts. Ich habe keine Ahnung. Das ist für mich alles so schrecklich neu, wenn ich ehrlich bin.«
    »Du wirst dich daran gewöhnen, meine Kleine.«
    Ginny lächelte schief. Die Unterhaltung hatte sie wieder zurück in die Realität gebracht. Die sah nicht gut aus. Sie brauchte nur den Kopf zu drehen, um den toten Rocco auf dem Boden liegen zu sehen. Da wußte sie, was ihr bevorstand, wenn man ihn entdeckte.
    Wegschaffen konnte sie ihn nicht. Wenn sie das Zimmer und dann das Bordell verlassen wollte, war das ungesehen auch nicht möglich.
    Man würde sie immer sehen. In diesem Haus herrschte stets ein Kommen und Gehen, auch wenn die Geschäfte mal nicht so gut liefen.
    Hildegarda hatte sie zwar von einer Last befreit, aber die Sorgen waren geblieben. Nur eben anders, denn um ihr Leben brauchte sie keine Angst mehr zu haben.
    Die Mystikerin hatte Ginnys Blick bemerkt und ahnte auch, welche Gedanken die junge Frau beschäftigten. »Hast du Angst davor, daß man dir die Tat anhängen könnte?«
    »Ja, das habe ich. Das ist auch normal. Kein Bulle wird mir glauben. Ich kann auch nicht entkommen. Ich bin hier wie eine Gefangene. Ich bin dir auch irgendwie dankbar, aber jetzt weiß ich nicht mehr weiter. Alle müssen Rocco gesehen haben, als er seine Runde gemacht hat. Die Leute wissen auch, daß er bei mir gewesen ist. Das macht er immer. Das ist seine Tour…«
    »Mach dir bitte kein Sorgen.«
    Ginny ballte die Hände. Sie trommelte mit den Fäusten auf das Bett. »Ich soll mir keine Sorgen machen, wenn mich die Bullen in die Mangel nehmen? Die haben doch nur auf so etwas wie mich gewartet. Nutte tötet ihren Zuhälter. Einfach kann es für sie doch gar nicht laufen. Und wenn es ihnen nicht paßt, dann wird es eben passend gemacht. Sie werden bestimmt noch eine Waffe auftreiben, daran glaube ich.«
    »Du sollst an mich glauben, Ginny!«
    Ihr war plötzlich nach Lachen zumute. Sie brachte trotzdem keinen Laut hervor. Nur eine mühsam klingende Antwort. »Sorry, aber das kann ich nicht.«
    Hildegarda blieb gelassen. Sie wiegelte zudem ab. »Keine Sorge! Es wird sich alles zu deinen Gunsten richten lassen.« Sie zauberte ein Lächeln auf ihr Gesicht.
    Überzeugt hatte sie Ginny damit nicht. »Ich… kann mir das nicht vorstellen. Wie soll es denn geschehen? Wie denn?«
    »Ich bin das oder dein Schicksal«, erwiderte die Mystikerin orakelhaft. »Daran mußt du immer denken. Auch wenn ich nicht da bin, so bin ich trotzdem vorhanden.«
    Wie jemand, der seine Versprechungen unterstreichen will, zog sich Hildegarda zurück. Schon der zuletzt gesprochene Satz hatte nicht mehr so normal oder zischelnd geklungen. Ihre Stimme hatte dabei nachgehallt, und mit jedem Hall war die Gestalt der rätselhaften Frau tatsächlich durchscheinender geworden.
    Ginny saß auf dem Bett und staunte. Sie starrte dabei dorthin, wo sich Hildegarda aufgehalten hatte. Da war sie nicht mehr. Sie hatte sich lautlos zurückgezogen, und sie war tatsächlich durch die Wand oder die Tür verschwunden.
    Die blonde Frau strich über ihr Gesicht. Sie zwinkerte, sie wollte alles nicht wahrhaben und kniff sich deshalb selbst in den Oberschenkel. Das spürte sie, und so wußte sie, daß sie keinen Traum erlebt hatte. Außerdem brauchte sie ihren Kopf nur zu drehen, um den am Boden liegenden toten Zuhälter sehen zu können. Es war die Wahrheit. Rocco lebte nicht mehr. Die Mystikerin hatte ihn getötet, und es war nur ein Stich mit der Waffe nötig gewesen, um ihn vom Leben in den Tod zu befördern.
    Neben ihm breitete sich eine Blutlache aus.
    Plötzlich fiel ihr die Decke auf den Kopf. Im übertragenen Sinne.
    Sie kam erst jetzt dazu, darüber

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