1060 - Die Mystikerin
Dienerinnen versteckt.
Acht Frauen waren es.
Zwei aus England, zwei aus Frankreich, zwei aus Deutschland, eine aus Belgien und die letzte aus Holland.
Hildegarda brauchte keine Tür zu öffnen, um in das Verlies zu gelangen. Der Durchlaß war einfach da. Nichts versperrte mehr ihren Weg, und so schwebte sie hinein in die unmittelbare Nähe ihrer Begleiterinnen. Sie waren so still. Sie rührten sich nicht. Sternförmig lagen sie auf den Matten, die Augen geschlossen, die Hände vor den Leibern gekreuzt. Wie Tote sahen sie aus.
Hildegarda blieb stehen. Langsam drehte sie sich auf der Stelle, und ihre Augen leuchteten noch stärker. Sie sprach mit flüsternder Stimme. Niemand der acht Frauen bewegte sich, doch Hildegarda war sicher, gehört zu werden.
»Noch ist die Nacht nicht gekommen«, erklärte sie. »Aber es wird nicht mehr lange dauern, dann werden wir im Schutz der Dunkelheit das tun, das wir tun müssen. Wir werden die Menschen bekehren. Wir werden ihnen das Gute zurückgeben und das Böse vernichten. Mit der Waffe und mit der Überzeugung der Worte werden wir für unsere Sache kämpfen und jeden vernichten, der nicht für uns ist.«
Nach diesen Worten ging sie der Reihe nach auf die am Boden liegenden Frauen zu und strich mit der Spitze ihrer Waffe über die Körper hinweg.
Erst als sie die achte berührt hatte, trat sie wieder zurück und schaute auf die Frauen nieder.
Sie blieben liegen, aber sie waren in Hildegardas Sinne beeinflußt und getauft worden. Wie das aussah, erlebte Hildegarda Minuten später, als sich die acht Frauen erhoben und auf sie zukamen wie in Trance.
Sie bildeten einen Kreis um ihre Herrin. Hildegarda war zufrieden. Dann stellte sie die erste Frage.
»Werdet ihr mir folgen?«
»Ja!« antworteten sie im Chor.
»Werdet ihr mir auch bis in den endgültigen Tod folgen, um die Seligkeit zu sehen?«
»Wir werden dir folgen!«
»Dann laßt uns ausziehen, um all den Menschen das Böse zu nehmen, die es verdient haben…«
ENDE des ersten Teils
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