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1060 - Die Mystikerin

1060 - Die Mystikerin

Titel: 1060 - Die Mystikerin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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sich, ob er träumte, aber das hier war kein Traum.
    Trotzdem befand er sich in einem anderen Film, in den eigentlich ein Mann wie John Sinclair hineingehörte.
    »Hast du alles verstanden, Tanner?«
    Seine Lippen zuckten, doch es wurde kein Lächeln. Eher ein schiefes Grinsen. »Klar, habe ich alles gehört. Ich weiß auch, daß du Ginny mitnehmen willst. Aber wohin?«
    »Weit weg. Zu mir.«
    »Wo ist das?«
    »In einem anderen Land.«
    »In Europa?«
    »Das schon, Tanner. Du kannst fragen, was und wie du willst, ich werde dir den Ort trotzdem nicht preisgeben. Das gehört einfach dazu. Ich muß meinen eigenen Weg gehen. Ich habe geschworen. Ich habe eine Aufgabe zu erledigen, das bin ich meiner großen Vorgängerin schuldig. Was sie geschafft hat, kann ich nie erreichen, nur einen geringen Teil, aber das ist in der heutigen Welt schon viel.«
    Tanner sagte nichts. Es kam bei ihm selten vor, aber in diesem Fall hatte es ihm die Sprache verschlagen. Er wünschte sich, etwas unternehmen zu können. Das war ihm nicht möglich, denn jetzt reagierte Hildegarda.
    Tanner schaute zu, wie sie ihre Arme und dann auch die Hände senkte. Was nun passierte, wollte ihm nicht in den Kopf. Beide Hände verschwanden im Körper der jungen Frau. Sie tauchten einfach hinein, als gäbe es kein Hindernis. Er sah auch, daß sich die Hände drehten, und einen Moment später passierte es dann.
    Ginny stand auf.
    Nicht ganz freiwillig. Sie wurde von Hildegarda in die Höhe gezogen. Es ging sehr langsam und beinahe schon genußvoll, aber sie schwebte hoch und verließ lautlos ihren Sitzplatz.
    Beide standen.
    Von hinten wurde Ginny umarmt. Die Arme griffen zu, sie hielten Ginnys Körper fest, die sich überhaupt nicht unwohl fühlte, denn auf ihrem Gesicht breitete sich Freude aus. Etwas von dieser anderen Person mußte auf sie übergeströmt sein, und dieser Strom nahm an Stärke zu. Er wurde zu einem alles beherrschenden Etwas und stellte dabei sogar die Gesetze der Physik auf den Kopf.
    Beide gingen zurück. Nein, das war kein richtiges Gehen. Sie schwebten und glitten über den Boden hinweg. Selbst Ginny, die eigentlich kein Geist war.
    Aber nur eigentlich, denn auch sie hinterließ keine Geräusche, und Tanner bekam noch größere Augen, als er sah, wie sich die beiden Körper übereinanderschoben.
    Aus zwei wurde eins.
    Ginny lächelte glücklich. Es war der letzte Ausdruck, den Tanner bei ihr wahrnahm. Denn wenig später lösten sich beide Personen auf, und auch die Kälte entschwand.
    Wie eine Statue saß Tanner auf dem Stuhl hinter dem Schreibtisch.
    Er kam sich tatsächlich wie festgeklebt vor. Noch immer hielt er die Augen offen. Dabei schaute er zwar auf die Tür und die Wand, stierte aber trotzdem ins Leere.
    Die Hände lagen auf der Kante der Schreibtischplatte. Er blickte sie an und sah, daß seine Finger zitterten. Niemand hatte ihn angegriffen, trotzdem war Tanner mit den Nerven herunter. So direkt mit einer anderen Welt konfrontiert zu werden, das war für ihn immer wieder eine Premiere. Er war kein John Sinclair. Für den war so etwas selbstverständlich. Tanner zählte sich zu den normalen Polizisten und mußte sich an die Realitäten halten.
    Das hier war auch eine Realität gewesen. Es gab keine Ginny Cramer mehr. Ihr Platz war leer. Zahlreiche Kollegen wußten, daß er sie in sein Büro mitgenommen hatte. Nun mußte er den anderen ihr Verschwinden glaubwürdig erklären.
    Tanner mußte lachen. »Glaubwürdig!« sprach er vor sich hin und schlug mit der Faust auf den Schreibtisch. »Keiner wird mir glauben. Sie werden mich für senil halten. Für pensionsreif und für einen alten Narren.«
    Er hustete und überhörte das Klopfen. Einer seiner Mitarbeiter schaute ins Büro. Der Mann wollte nur eine Frage stellen, aber Tanner erstickte sie im Keim.
    »Nicht jetzt. Später.«
    »Ist gut, Sir.«
    Tanner seufzte auf. Schon einmal hatte er seinen Freund Sinclair anrufen wollen. Er war nicht dazu gekommen. Diesmal hob er den Hörer ab und tippte die Nummer ein.
    Nein, er telefonierte nicht. Bevor der Ruf durchging, legte der Chief Inspektor wieder auf. Am Telefon konnte er zwar viel sagen und erklären, es war trotzdem besser, wenn er John Sinclair Auge in Auge gegenüber saß.
    Tanner stand auf, nahm seinen Mantel und verließ das Büro. Daß er auf dem Weg zum Ausgang einige Male angesprochen und nach Ginny gefragt wurde, störte ihn nicht.
    Er hatte jetzt andere Sorgen…
    ***
    In meinem Büro saßen wir zusammen und

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