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1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

Titel: 1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Handbreit voneinander entfernt. Da beide Frauen ungefähr gleich groß waren, konnten sie sich in die Augen schauen.
    Jane lächelte wieder. Sie wich auch diesem leichten Totenblick nicht aus. »Sag ja, Amy…«
    »Ich weiß nicht.«
    »Doch, doch, du mußt es!« Sie drängte die seltsame Frau, und Jane wußte noch in der gleichen Sekunde, daß sie einen Erfolg erzielt hatte. Wie ergeben schloß Amy Steele die Augen, als wollte sie sich in ein neues Schicksal hineinsenken, aus dem sie nicht mehr wegkam.
    Jane Collins spürte zum erstenmal in diesem Land die andere Kraft. Sie merkte, daß sie nicht nur etwas berührte, sondern diese andere Kraft auch in sie hineindrang. Es gab keine Grenzen mehr.
    Dann passierte es. Ein Seufzen drang noch an ihre Ohren, und sie erlebte das gleiche wie schon in London. Nur war sie daran nicht beteiligt gewesen.
    Hildegardas Kraft war auf Amy übergegangen und hatte nichts von der Stärke verloren.
    Jane Collins spürte, wie sie »weich« wurde. Sie hatte den Eindruck nicht mehr auf dem Boden zu stehen. Alles in ihrer Nähe schwamm weg und sie dabei mit.
    Amy, das Zimmer, es geriet einfach in Vergessenheit. Jane Collins war auf dem Weg zu Hildegarda…
    ***
    »Tja, und was jetzt, John? Sie ist verschwunden, und sie bleibt es leider auch.«
    »Stimmt!« erwiderte ich und warf die Schranktür wieder zu. Ich hatte in dem Schrank hineingeschaut, weil ich nichts bei meiner Suche auslassen wollte.
    Es war sinnlos gewesen. Jane hatte kein Verstecken gespielt. Es gab sie hier nicht mehr.
    Harry Stahl stand im Zimmer, schaute sich um und fuhr dabei mit der Hand über sein Kinn. »Warum ist sie gegangen, ohne uns etwas zu sagen, John?«
    »Gegangen?« fragte ich leicht höhnisch zurück.
    »Ja. Oder glaubst nicht daran?«
    »Nein. Ich habe eher den Eindruck, daß sie unfreiwillig verschwunden ist.«
    »Dann wurde sie geholt, meinst du?«
    »Perfekt!«
    »Du brauchst nicht zu sagen, von wem, ich weiß Bescheid. Trotzdem möchte ich nach unten gehen und nachfragen. Kann ja immer noch sein, daß sie ihr Zimmer hier normal verlassen hat.«
    »Dagegen habe ich nichts«, sagte ich auf dem Weg zur Tür. Mein Zimmer betrat ich nicht erst, sondern lehnte mich mit dem Rücken gegen die Wand und schaute zur Decke. Ich dachte daran, wie Amy Stelle geholt und verschwunden war. Da hatte es diese Hildegarda tatsächlich geschafft, sie vor unseren Augen gewissermaßen aufzulösen. Mit leicht veränderten Vorzeichen konnte das gleiche auch hier passiert sein.
    Harry fand mich in Gedanken versunken vor. »Hast du dir schon eine Lösung durch den Kopf gehen lassen?«
    Ich winkte ab. »Ach, woher. Wenn das stimmt, was mir durch den Kopf geht, Harry, dann müssen wir davon ausgehen, daß wir unter Beobachtung stehen. Ich komme allmählich zu der Überzeugung, daß Jane Collins geholt worden ist.«
    »Warum gerade sie und nicht wir?«
    Am Beginn der Treppe blieb ich stehen. »Sie ist eine Frau. Hildegarda sammelt nur Frauen um sich. Wahrscheinlich sind sie leichter zu beeinflussen. Außerdem ist Hildegard von Bingen eine Frau gewesen. Und in dem nach ihr benannten Kloster leben ebenfalls nur Frauen. Männer können wir wohl ausschließen.«
    Harry lächelte. »Wir bleiben trotzdern am Ball.«
    Ich sagte dazu nichts und lief schnell die Treppe hinab. Im Bereich des Eingangs saß der ältere Mann und las in einer Zeitung. Als er uns sah, ließ er sie sinken. »Möchten Sie etwas essen? Wir haben für die Busbesatzung gekocht. Da ist noch einiges übriggeblieben. Es gibt Rheinaal und…«
    »Danke«, unterbrach ich ihn, »im Moment nicht. Später vielleicht. Mir geht es um etwas anderes. Sie erinnern sich doch an die Frau, mit der ich eingetroffen bin?«
    »Klar, die war ja nicht zu übersehen.«
    »Jetzt meine Frage. Haben Sie zufällig gesehen, wie sie das Hotel hier verlassen hat?«
    »Nein, nein…« Die Augen des Mannes bekamen einen verwunderten Ausdruck. »Ich habe nichts dergleichen gesehen.«
    Ich klopfte auf das Holz der Rezeption. »Sie sind die ganze Zeit über hiergewesen, auch als die Busleute kamen?«
    »Ja, darum kümmern sich meine Frau und meine Kinder. Mein Platz ist hier.«
    »Danke.«
    »Warum haben Sie gefragt? Ist was mit Ihrer Begleiterin, Herr Sinclair?«
    Ich beruhigte ihn. »Nein, das nicht. Wir haben uns terminlich nur falsch abgesprochen, wie mir jetzt einfällt. Ansonsten ist schon alles in Ordnung.«
    »Da bin ich ja beruhigt.« Er wollte noch mehr sagen, doch ich entfernte mich von der

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