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1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

Titel: 1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Rezeption und ging zu Harry, der an der Tür stand und zugehört hatte.
    »Was jetzt, John?«
    »Es bleibt dabei. Wir fahren dorthin, wo diese Hildegard Klose einmal gewohnt hat.«
    »Und du glaubst, daß wir da Jane Collins finden?«
    »Freust du dich auf den Weihnachtsmann oder glaubst du fest an ihn?«
    »Nein.«
    »Eben, Harry. Den Gefallen wird man uns wohl kaum tun…«
    ***
    Hildegard Klose hatte nicht direkt in Bingen gelebt, sondern etwas außerhalb und auch höher, denn der Weg führte hinein in die Weinberge.
    Es war noch eine normale und von den hellen Fingern der Sonne bestrahlte Straße. Öffentlich zugängig. Asphaltiert, kurvig, aber gut zu befahren. Die Wege in die Hänge hinein waren allein den Winzern und ihren Mitarbeitern vorbehalten. Sie arbeiteten inmitten der Reben, und das zu jeder Jahreszeit.
    Wir sahen auch einzelne Häuser. Sie verteilten sich an den Bergflanken, waren aber weniger bewohnt, denn zumeist dienten sie als Schuppen oder Lager.
    Wir waren mit Harrys Wagen gefahren. Der Omega nahm die Kurven locker. Es gab auch so gut wie keinen Gegenverkehr, und Wandergruppen waren um diese Jahreszeit ebenfalls nicht unterwegs.
    Harry berichtete mir von Dagmar, die eine Grippe erwischt hatte.
    Ich mußte lächeln. »Davor bleibt selbst eine Psychonautin nicht bewahrt.«
    »Klar. Warum auch? Sie ist schließlich ein Mensch, wie auch wir. Nur eben mit dem dritten Auge.«
    »Hat dich dieses Schicksal je gestört?«
    »Nein, überhaupt nicht. Dagmar ist eine völlig normale Frau. Und das dritte Auge tritt nur in extremen Situationen zum Vorschein. Aber die passieren schließlich nicht alle Tage.« Er warf mir einen Seitenblick zu. »Wo die Liebe hinfällt, John.«
    »Ich gönne es dir, Harry. Du hast ja schließlich einiges hinter dir. Und nicht erst seit wir uns kennen.«
    »Das kannst du wohl sagen.« Für einen Moment verdüsterte sich sein Gesicht, als er an die Vergangenheit dachte, in der ihm übel mitgespielt worden war.
    Ich hatte stets zu ihm gehalten, ebenso wie Bill Conolly, der Harry finanziell unterstützt hatte. Schließlich hatte Stahl den Dreh doch noch bekommen und arbeitete nun für die Regierung, was immer man sich darunter vorstellen mußte. Jedenfalls ging es um diffizile Sonderaufgaben. Er war auch kein Mensch, dessen Fälle in die Presse lanciert wurden. Harry wirkte mehr im Geheimen. Da waren wir uns sehr ähnlich.
    Wir mußten noch weiter fahren, und manchmal gelang mir ein Blick auf den Rhein. Es war ein wunderschönes Bild, den Strom durch das Tal fließen zu sehen. Umrahmt von den Bergen sah er aus wie ein breites Band, das nie enden wollte.
    Die Fahrt hätte locker sein können, wenn Jane Collins nicht verschwunden wäre. Noch immer grübelte ich darüber nach, ob sie freiwillig gegangen war. Das konnte ich mir nicht vorstellen, denn dann hätte sie den normalen Ausgang benutzt. Da war sie nicht gesehen worden. Ich konnte mir auch nicht vorstellen, daß sie ihren Weg durch das Zimmerfenster genommen hatte. Also blieb nur eine Möglichkeit. Sie war geholt worden. Von Hildegarda oder einer ihrer Helferinnen. Ähnliches hatten wir ja mit Amy erlebt.
    Auf halber Höhe teilte sich die Straße. Wir mußten nach links abbiegen. Der Weg verlor seinen glatten Asphalt, und wir rollten über einen trockenen Pfad hinweg, der nur an seinen Rändern, wo Gras wuchs, noch einige feuchte Flecken zeigte.
    Ich blickte mich überrascht um. »Hier hat sie gewohnt? Bist du sicher?«
    Harry nickte. »Nicht nur allein, wie du gleich sehen wirst. Auf diesem kleinen Plateau verteilen sich einige Häuser. Vier sind es insgesamt. Keine Neubauten, sondern welche, die schon seit Jahrzehnten hier stehen. Habe ich mir sagen lassen.«
    »Wie war dann ihr Kontakt zu den Nachbarn? Hast du das herausgefunden?«
    Er wiegte den Kopf. »Nicht eben super, John. Sie lebte mehr für sich und wurde als kauzig angesehen.«
    »Und das Haus steht noch immer leer?«
    Er nickte. »Sicher. Es ist niemand da, der es verkauft. Außerdem ist Frau Klose nicht gestorben. Das mußt du auch bedenken.«
    Die Umgebung hatte sich verändert. Normale Laubbäume umgaben uns. Es gab keine Rebstöcke mehr, und nach einer Rechtskurve sahen wir die kleine Siedlung.
    Vier Häuser. Drei davon waren bewohnt. Es parkten auch Autos davor. Das vierte – es stand etwas abseits und war gegen einen Hang gebaut – wirkte verlassen. Da waren keine Fenster geputzt, da sah ich keine Gardinen, und neben dem Haus hatte jemand seinen Müll

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