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1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

Titel: 1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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zwischen ihren feuchten Händen. Sie schaute dem sich bildenden Schaum zu, wusch sich auch noch kurz ihr Gesicht und griff dann zum Handtuch, um sich abzutrocknen.
    Zuerst das Gesicht, danach die Hände. Es war ein völlig normaler Vorgang. Nichts fiel aus der Reihe, höchstens die Enge des kleinen Bads. Jane hatte die Tür offengelassen, um sich besser drehen zu können.
    Sie wollte das Handtuch sinken lassen, um es wegzuhängen, als sie rein zufällig einen Blick in den Spiegel über dem Waschbecken warf. Etwas störte sie.
    Schimmerte die Fläche? Hatte sie sich bewegt? War darin eine Bewegung zu sehen gewesen?
    Jane Collins schaute noch einmal hin. Diesmal gespannter und auf gewisse Dinge vorbereitet.
    Nichts mehr zu sehen. Nur ihr Gesicht malte sich auf der Fläche ab, das war alles.
    Trotzdem fühlte sie sich leicht beunruhigt, als sie das schmale Bad verließ. Die Drehung nach links, die nächsten beiden Schritte, die sie in das Zimmer brachten – und sie blieb stehen wie vor die berühmte Wand gelaufen.
    Jane war nicht mehr allein.
    Sie hatte Besuch bekommen.
    Vor ihr stand Amy Steele!
    ***
    Sie war es, daran gab es keinen Zweifel. Und sie war echt. Jane bildete sich die Gestalt nicht ein, die sich nicht verändert hatte. Noch immer trug sie das Kleid mit den Blutflecken, noch immer war ihr Gesicht so kalkigbleich und gleichzeitig so schmal. Und noch immer war das seltsame Licht in den Augen.
    Jane sagte zunächst nichts. Der Schreck war schnell überwunden.
    Jetzt kam es einzig und allein auf Amy an. Vor allen Dingen darauf, was sie tun würde.
    Die Lippen der Detektivin kräuselten sich zu einem leichten Lächeln. »Hi, Amy«, sagte sie leise. »Du hier…?«
    »Ja, ich.«
    »Warum?«
    »Du hast mich doch gesucht, nicht wahr?«
    »Das kann ich nicht bestreiten.«
    »Und jetzt hast du mich gefunden. Gratuliere, Jane. Du bist wirklich gut gewesen.«
    »Ich wollte dich auch finden, Amy. Ich habe deinem Vater versprochen, dich wieder zurückzubringen.«
    Jane hatte das falsche Thema angesprochen, denn Amy zuckte zusammen und spreizte die Hände. »Nein!« flüsterte sie scharf. »Nein und nochmals nein! Ich will nicht mehr zurück in das andere Leben. Ich habe etwas Neues gefunden.«
    »Du meinst Hildegarda?«
    »Ja, sie ist es. Sie hat uns den Weg gezeigt. Sie hat uns die neue Aufgabe übertragen. Sie ist die große Nachfolgerin der Hildegard von Bingen. Sie ist die neue Mystikerin, und sie wird es auch schaffen, die Welt zu verändern.«
    »Nur sie oder auch ihr?«
    »Wir sind an ihrer Seite.«
    Jane blieb gelassen und nickte. »Wie löblich«, sagte sie. »Ja, ich finde es wirklich gut. Ich frage mich nur, was ihr euch da vorgenommen habt. Die Welt hat sich verändert. Sie ist nicht mehr die gleiche wie zu Zeiten einer Hildegard von Bingen. Jahrhunderte sind vergangen. Generationen wurden geboren und starben auch wieder. Es tut mir leid für dich oder für euch. Man kann die Welt nicht mehr mit den Augen einer Hildegard von Bingen betrachten.«
    Amy nickte. »Du hast recht und trotzdem unrecht. Vieles hat sich verändert, nicht aber die Menschen selbst. Sie sind gleich geblieben. Sie huldigen noch immer ihren Göttern, auch wenn es jetzt andere geworden sind. Auch das hat sich nicht verändert, Jane Collins. Und eines ist ganz gewiß so geblieben wie schon zu allen Zeiten. Das Böse. Der große Moloch, der die Menschen zu sich holen will. Der Satan mit all seinen verfluchten Helfern und Dienern. Wir sind angetreten, um die Menschen davon zu befreien und ihnen die neuen Weg zu zeigen. Wisset die Wege, so hat die große Hildegard von Bingen geschrieben. Wir werden diese Wege finden, darauf kannst du dich verlassen. Wir beginnen hier, aber unser Gebiet wird Europa sein. Ich komme aus England, meine Freundinnen aus Frankreich, Deutschland, den Niederlanden und Belgien. Wir werden von hier aus die Stoßrichtung bestimmen, und wir stehen unter dem Schutz einer wunderbaren Macht. Verkörpert durch Hildegarda, die sich voll und ganz auf die echte Hildegard von Bingen verlassen kann, denn deren Geist lebt in unserer neuen Mystikerin und Prophetin…«
    Eine lange Rede, der Jane Collins schweigend zugehört hatte. Aber sie hatte sich auch ihre Gedanken gemacht und fragte sich, was hinter den Worten steckte.
    Überzeugt worden war sie nicht, denn ähnliche Sprüche hatte sie schon von den Mitgliedern obskurer Sekten gehört, auch wenn die manchmal noch übertriebener waren und den Mitgliedern letztendlich nur das Geld

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