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1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen

Titel: 1061 - Die Macht der Rhein-Sirenen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte die Detektivin Mühe, sie zu beschreiben. Hildegarda war anders. Sie wurde von einem normalen Menschen zu einem Geist. Eigentlich zu ihrer eigenen Vision, und so stand sie auch vor ihr.
    »Jetzt ist der Zeitpunkt gekommen, an dem ich die gesamte Kraft der Hildegard in mir habe. Deine Freunde haben dafür gesorgt. Sie waren es, die eine Brücke bauten und die Kraft aus dem kleinen, von mir gefundenen Erbe in mich hineinfließen ließen. Ich müßte ihnen dankbar sein. Jetzt bin ich wie sie. So wunderbar, so einmalig und einzigartig, und du stehst als Wurm vor mir. Als schlichter Mensch, der es wagen wollte, mich oder meine Schwestern zu töten.«
    Jane schüttelte den Kopf. »Du bist nicht die Person, als die du dich siehst. Auch du willst deine Ziele durchsetzen. Du willst morden, du willst töten. Du kannst einfach nicht die legitime Nachfolgerin der echten Hildegard sein. Du bist aus einer Anstalt entwichen, in die man dich wegen deiner Wahnvorstellungen eingesperrt hat. Das alles habe ich nicht vergessen, aber ich habe es dir jetzt unter Zeugen gesagt, damit auch deine seltsamen Schwestern wissen, mit wem sie es wirklich zu tun haben.«
    Die Lichtgestalt behielt ihr Lächeln bei. Ihr Gesicht war nicht genau zu beschreiben. Durch die Helligkeit wirkte es irgendwie alterslos. Da waren die Falten oder andere Unebenheiten von der Haut völlig verschwunden. Sie sah künstlich geschaffen aus wie der Mittelpunkt eines Gemäldes, der seinen Rahmen verlassen hatte.
    »Auch wenn du hier tage- und nächtelang redest, du wirst meine Schwestern nicht auf deine Seite bringen können. Aber dein Erscheinen hat mich neugierig gemacht. Ich weiß, daß du eine Feindin bist, die ich eigentlich aus dem Weg räumen müßte. Das werde ich zunächst nicht tun. Ich werde herausfinden, wie stark du tatsächlich bist, denn ich möchte, daß du zu mir gehörst. Ich werde dich als neue Schwester in meinen Kreis aufnehmen.«
    Jane Collins sagte nur ein Wort. »Niemals!«
    »Du irrst dich, Jane!« Die kurze Antwort hatte ihr gereicht. Der Worte waren genug gesprochen worden. Sie ließ tatsächlich die Taten folgen und bewegte ihren rechten Arm. Es war ein Griff der Hand in die Gestalt hinein, so sah es für Jane zumindest aus. Doch die Hand erschien wieder und hielt genau den Gegenstand umklammert, mit dem sie schon in London den Zuhälter Rocco umgebracht hatte.
    Es war der seltsame Dolch!
    Im Prinzip besaß er die Form eines Messers, aber er war länger.
    Die Klinge war auch nicht so glatt. Sie sah an der Oberfläche knotig aus, und mit dem Besitz dieser Waffe hatte sich Hildegarda auch wieder verändert.
    Das helle Licht war zusammengefallen. Ihr anderes Aussehen trat deutlicher hervor.
    Das blasse Gesicht, die hellen Augen, in denen sich das Licht des Mondes hineingefressen zu haben schien. Der harte Ausdruck, diese maskenhafte Starre, das alles zeigte die wahre Gestalt der unheimlichen Mystikerin.
    Jane spürte das Gewicht der Beretta in ihrer rechten Hand. Sie war ihr nicht aus dem Griff gerutscht, obwohl ihre Hände einen feuchten Film aus Schweiß bekommen hatten. Sie brauchte die Pistole nur anzuheben und auf Hildegarda zu schießen.
    Es war ihr nicht möglich, und Hildegarda schien ihre Gedanken auch geahnt zu haben, sonst hätte sie wahrscheinlich nicht den Kopf geschüttelt. »Du tust, was ich dir sage, Jane. Ich habe beschlossen, dich in meinen Kreis aufzunehmen, damit du in deiner neuen Gestalt auch deine Freunde überraschen kannst. Hast du verstanden?«
    Jane Collins nickte. Sie wußte selbst nicht, was mit ihr los war. Innerlich wehrte sie sich gegen diesen Befehl. Sie war voll dagegen, fand jedoch nicht die Kraft, sich aufzulehnen. Ihr Wille war einfach zu sehr geschwächt worden.
    Hildegarda kam noch näher. Sie hielt das Messer fest wie eine kostbare Beute. Noch wies die Klinge nach unten, doch das würde sich ändern. Jane ahnte es.
    Auch die anderen acht Frauen sahen, was sich da anbahnte, und sie wollten dabeisein.
    Sie traten näher und zogen den Kreis um Jane und Hildegarda enger. Für die Detektivin gab es kein Entrinnen.
    Sie schaute in die kalten Augen der anderen. Sie sah das Nicken und hörte die Stimme. »Du wirst jetzt meine persönliche Taufe erleben. Du wirst das durchmachen, was auch meinen anderen Schwestern widerfahren ist. Du bekommst die Kraft meines Messers zu spüren, um endlich auch eine Dienerin der großen Hildegard zu werden.«
    Sie setzte den Vorsatz sofort in die Tat um. Ehe sich Jane versah,

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