1062 - Und abends kommt der böse Mann
daß er nicht allein dorthin fahren wollte. Jetzt war auch sein Freund John Sinclair gefordert. Gemeinsam sahen die Dinge schon ganz anders aus.
Er holte sein Handy hervor. Es hatte den Aufprall funktionstüchtig überstanden. Suko wollte die Nummer des eigenen Büros wählen und schaffte es einfach nicht. Die Zahlen fielen ihm nicht ein. Er fühlte sich noch im nachhinein von dem verdammten Blick der Augen manipuliert.
Aber es mußte weitergehen, und Suko gehörte nicht zu den Menschen, die leicht aufgaben.
Es ging weiter. Sein Zustand besserte sich. Erreichte sehr bald die normale Form. Er saß allein im Wagen. Und doch war ihm nicht wohl, denn er hatte einfach das Gefühl, nicht nur allein zu sein. Als wäre der Geist des Kinderschrecks stets in seiner Nähe, um jeden Schritt zu beobachten…
***
Ich war wieder da!
Das heißt, ich hatte Deutschland, den Rhein, die Stadt Bingen und Harry Stahl hinter mir gelassen und konnte mich auch darüber freuen, daß es die Mystikerin Hildegarda nicht mehr gab. Wieder war ein Fall von uns gelöst worden, und diese Tatsache hatte mich in gute Stimmung versetzt, auch wenn Jane und ich nicht vom Flughafen abgeholt wurden, weil Suko unterwegs war.
Man hatte uns das auf dem Airport mitgeteilt. So blieb uns nichts anderes übrig, als mit einem Taxi zu fahren. Für andere Verkehrsmittel hatten wir im Moment nicht den Nerv.
Der Fahrer fuhr zuerst Jane nach Hause. Sie wohnte ja zusammen mit Lady Sarah in Chelsea. Natürlich hätte ich mich noch bei der Horror-Oma aufhalten sollen, aber das wollte ich nicht. Es drängte mich diesmal zurück ins Büro.
Zwar würde Lady Sarah sauer darüber sein, doch mit einem Strauß Blumen konnte ich das wieder wettmachen.
Allein ließ ich mich zum Yard fahren. Der Fahrer wunderte sich über dieses Ziel. »Wollen Sie sich einlochen lassen, Mister?«
»So ähnlich. Sie wissen ja, wir haben zuwenig Beamte. Da müssen die Verbrecher sich schon mit dem Taxi zur Polizei fahren lassen, um sie zu unterstützen.«
Mein Humor gefiel ihm, denn er wollte sich fast ausschütten vor Lachen. Er erzählte mir noch einige Witze, die nicht druckreif waren, und so verging die Zeit wie im Flug.
Erst als ich aus dem Wagen stieg, wurde ich zurück in die Realität gerissen. Ich dachte daran, daß es einen Grund geben mußte, weshalb Suko mich nicht abgeholt hatte. Möglicherweise brannte der Baum, und ich war gerade recht gekommen, um den Brand zu löschen.
Mit der Reisetasche über die Schulter gehängt, kam ich mir wie ein Tramper vor, als ich durch die Eingangshalle ging, in den Lift stieg und mich hochfahren ließ.
Der erste Weg führte mich in mein Büro, das nur zu erreichen ist, wenn ich das Vorzimmer durchquerte, in dem Glenda alle Gewalten in den Händen hielt.
Ich wollte sie besonders freudig begrüßen, aber sie zog einen Flunsch und ließ sich nicht einmal von mir küssen, denn sie drehte den Kopf zur Seite.
»He, was ist los?«
»War es schön?«
»Nicht unbedingt.« Ich ließ die Tasche zu Boden gleiten. »Schließlich habe ich am Rhein keinen Urlaub gemacht.«
»Ich meine mit Jane Collins.«
Jetzt war die Reihe an mir, großes Erstaunen zu zeigen. »Ach so, das meinst du? Ja, da muß ich dir zustimmen. Das war nicht nur schön, das war sogar super. Du glaubst nicht, was wir für einen Spaß hatten. Nicht nur am Tage, sondern auch in der Nacht.« Ich verdrehte die Augen und konnte mich dann selbst nicht mehr beherrschen, denn ich prustete los.
Auch Glenda mußte lachen. Dann streckte sie mir die Arme entgegen. Wir kamen zur richtigen Begrüßung, und jetzt hatte sie auch nichts gegen zwei Küsse einzuwenden.
»Kaffee?« fragte sie wenig später.
»Den habe ich vermißt. Deshalb gern.«
»Okay, ich stelle die Maschine an.«
»Gut, dann haben wir ja Zeit.«
»Wofür?« fragte sie, als hätte sie Hintergedanken.
»Um einen kleinen Plausch zu halten. Etwas anderes kam mir nicht in den Sinn.«
Sie konnte das Sticheln nicht lassen. »Klar, du warst ja auch bis gestern mit Jane zusammen.«
»Und mit Harry, vergiß den nicht.«
Glenda legte den Kopf schief. Sie wollte etwas sagen, brachte es aber nicht heraus, sondern mußte lachen.
Ich winkte ab. »Behalte deine Gedanken für dich. Ich weiß, worauf deine drei hinzielt.«
»Du mußt es ja wissen.«
»Und was ist mit Suko? Warum konnte er uns nicht vom Flughafen abholen?« Ich hatte das Thema gewechselt und las in Glendas Gesicht ab, daß ich etwas Schlimmes angesprochen hatte.
Sie
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