1062 - Und abends kommt der böse Mann
starrte mir für einen Moment in die Augen, und preßte die Lippen zusammen. Es war auch zu sehen, daß sie erschauerte.
»Ist es so schlimm?«
Sie nickte. »Es geht um einen dreifachen Mord, ausgeführt an Kindern.«
In diesem Augenblick war es mit meiner guten Stimmung schlagartig vorbei. »Okay, du bist eingeweiht, dann erzähle mal.«
Sie tat es.
So erfuhr ich von Monty, dem Kinderschreck. Auch Monty, the Angel, genannt. Ich erinnerte mich nicht an seinen Namen. Ich kannte einen anderen Monty. Aber der hatte Parker geheißen und war als Phantom von Soho bereits Geschichte.
Glenda erzählte mit tonloser Stimme. Ich fragte mich immer wieder, wie ein Mensch zu solchen Verbrechen fähig sein konnte.
Die Frage hätte ich mir tausendmal stellen können, eine Antwort würde ich nie bekommen.
Gerade in der letzten Zeit hatte ich immer wieder von Verbrechen an Kindern gelesen. Nicht nur in unserem Land, auch in Belgien, Deutschland oder Frankreich. Es war wie eine verfluchte Seuche, die über Europa hinwegzog. Man war gezwungen, sie hinzunehmen, aber begreifen konnte ich sie nicht.
Und ich würde dagegen ankämpfen. Dieser Fall gehörte zu uns, denn einige Einzelheiten wiesen darauf hin, daß Monty mit teuflischen Mächten in Verbindung stand.
»Deshalb ist Suko auch unterwegs, John.«
»Das begreife ich gut«, erwiderte ich leise. »Verdammt noch mal, das wird schlimm werden. Und gehört hast du von Suko noch nichts?«
»Nein, er hat sich nicht gemeldet.«
»War denn etwas verabredet?«
»Ja, wie immer. Er wollte auch, daß du mitmischst.«
Ich nickte. »Das werde ich, Glenda. Darauf kannst du dich verlassen.« Mittlerweile hatte ich mir einen Kaffee genommen. Mit der Tasse in der Hand wanderte ich durch den Raum.
Deutschland war vergessen, die Gegenwart hatte mich wieder zurück.
Neben der Tür blieb ich stehen. »Was ist denn mit Sir James? Glaubst du, daß es einen Sinn ergibt, wenn ich mal mit ihm rede?«
»Kann ich dir nicht sagen, John, er ist nicht da. Eine Besprechung außerhalb.«
»Okay, so wichtig war es auch nicht. Im Moment zählt eigentlich nur Suko und daß er sich meldet.«
»Das meine ich auch.«
»Oder wir…«
Glenda stoppte noch zu Beginn des Satzes, denn wie abgesprochen meldete sich das Telefon. Es war ihr Bereich, deshalb hob sie auch ab. Sofort spannte sich ihre Haltung. Zu raten, wer der Anrufer war, brauchte ich nicht. Außerdem sprach Glenda den Namen sofort aus. »Endlich, Suko, wir haben darauf gewartet.«
Sie lauschte einen Moment und sagte dann: »Ja, John ist hier. Ich gebe ihn dir.«
Ein wenig wunderte ich mich über Glendas besorgten Blick, fragte aber nichts und erhielt eine gewisse Antwort, als ich Sukos Stimme hörte, die müde und abgekämpft klang.
Ohne direkt auf den Fall einzugehen, sprach ich ihn an. »Geht es dir nicht gut, Alter?«
»Schon besser. Ich telefoniere auch nicht beim Fahren, sondern habe geparkt. Weißt du schon Bescheid?«
»Ungefähr.«
Ich hörte ihn leise stöhnen. »Es gibt diesen Monty. Ich habe ihn selbst gestellt und erlebt. Dabei sage ich bewußt erlebt, dann was ich da erlebt habe, das war die Hölle für mich…«
Suko berichtete in knappen Sätzen, noch immer mit müder Stimme. Was er sagte, konnte mich auf keinen Fall aufheitern.
»Wann kannst du ungefähr hier sein?«
»Keine Ahnung. Ich bin noch etwas angeschlagen und muß mich vorsehen. Rechne mindestens mit einer halben Stunde.«
»Alles klar. Und gib auf dich acht.«
»Das habe ich auch bei Monty versucht. Wir dürfen alles John, wir dürfen den Kinderschreck nur nicht unterschätzen. Tun wir das, sind wir geliefert.«
»Keine Angst, ich werde daran denken.« Glenda nahm mir den Hörer wieder ab. Sie hatte mitgehört und war blaß geworden.
»Ich will jetzt keine großen Fragen stellen, John, aber wer kann dieser Monty sein? Und woher nimmt er seine Kräfte?«
»Bestimmt nicht aus sich selbst heraus. Hinter diesem Killer steckt ein anderer. Da brauche ich nur an die Augen zu denken. Es gibt nur einen, der in Frage kommt – Luzifer.«
Glenda Perkins sagte nichts. Sie saß auf ihrem Stuhl und ballte die Hände zu Fäusten. Auch sie kannte diesen Begriff oder Oberbegriff des Bösen. Etwas, das bereits zu Beginn der Zeiten existiert und sich bis heute nicht zurückgezogen hatte, um immer wieder die Menschen unter seine Knute zu zwingen und sie zu Dienern dieser grauenvollen Macht zu machen.
»Hast du keine Angst, John?« fragte sie leise.
»Ich reiße mich
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