Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1066 - Avalons Riesen

1066 - Avalons Riesen

Titel: 1066 - Avalons Riesen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
da ging er noch einen Schritt auf sie zu, ohne sie allerdings anzusprechen, da er wußte, daß er sie mit Worten nicht aufhalten würde.
    Sie ging schnell, und sie drehte sich nicht ein einziges Mal um.
    Auch mir war nicht wohl zumute, aber es war nicht anders zu machen. Ich mußte ihr vertrauen und vor allem der Botschaft des Landes Avalon, die sich zwischen den Wänden des Tores abzeichnete.
    Im Gegensatz zu uns spürte Nadine sie, denn sie war mit der Insel verwachsen.
    Neben mir blieb Bill stehen und schüttelte den Kopf. »Verdammt noch mal, wenn das nur gutgeht.«
    »Es ist eine Chance«, sagte ich. »Und es ist womöglich die einzige, die wir haben.«
    Der Reporter verkniff sich eine Antwort. Wir schauten nur Nadine Berger nach, die zügig und mit zielsicheren Schritten ihrem Ziel entgegenlief. Sie war wie eine geheimnisvolle Figur in diesem Spiel.
    Plötzlich erschienen, das kurze Gastspiel, dann tauchte sie wieder unter. Wie auch jetzt, denn sehr bald war sie unseren Blicken entschwunden. Da hatte die Dunkelheit sie geschluckt. Wir würden sie erst wieder sehen, wenn sie die Nähe des Tores erreicht hatte und sich dort im schwachen Gegenlicht der Steine abzeichnete.
    Es war müßig, zu fragen, ob wir richtig oder falsch gehandelt hatten. Gewisse Dinge ließen sich eben nicht ändern. Die waren vom Schicksal vorbestimmt. Avalon war Nadines Schicksal.
    Neben mir atmete Bill laut auf, drehte den Kopf und schaute mich mit einem gewissen Blick an, in dem so etwas wie Fatalismus lag.
    Wir hofften, daß es gutging. Wir konnten nur die Daumen drücken und in dieser gespenstischen Stille warten. Die Schafe hatten sich verkrochen, die Riesen waren auch nicht zu sehen, und die Bewohner von Glastonbury hielten sich ebenfalls zurück.
    Das Spiel war unterbrochen. Es mußte sich erst wieder aufladen.
    Ob der Schäfer überlebt hatte, wußten wir nicht. Wir konnten es nur hoffen, aber viel Chancen gaben wir ihm nicht. Der Riese kannte kein Pardon. Der Sumpf war für ihn ein gutes Versteck, auch für die anderen beiden Monstren.
    Bill schnippte mit den Fingern. »Ich überlege schon die ganze Zeit über, welche Botschaft Nadine erhalten haben könnte. Warum hat sie uns nichts gesagt?«
    »Weil sie ihren eigenen Weg geht.«
    Mein Freund lachte hart und hohl. »Warum hat sie kein Vertrauen zu uns gehabt? Ein Wort hätte gereicht, John, und die Dinge wären anders gelaufen.«
    »Wie denn?«
    »Zumindest hätte ich den einen Riesen mit meiner Waffe erwischen können.«
    »Und die anderen beiden wären…?«
    »Die hätte ich auch noch bekommen. So aber stehen wir hier und warten. Wir wissen nicht einmal, worauf. Es hat keine Andeutung gegeben, und das macht mich sauer.«
    Ich stimmte ihm irgendwie zu. Wir hatten uns nicht eben wie Sieger verhalten oder verhalten können. Andererseits aber gab es Nadine Berger, und sie wußte besser, was zu tun war.
    Wir konzentrierten uns wieder auf das Tor. Von den Blutquellen hörten wir nichts mehr. Verstummt, erstickt, wie auch immer. Es wehte auch kein Geruch zu uns herüber.
    Die Umrisse malten sich ab. Die Dunkelheit der Nacht hatte sie nicht verschwinden lassen. Das leichte Glühen des Steins, das grünliche Schimmern. Ein ferner Gruß vom Hügel. Für Nadine war es offen, für andere nicht.
    Wie lange sie schon von uns weg war, konnten wir nur schätzen.
    Keiner von uns hatte auf die Uhr geschaut. Nadine hatte sich allerdings beeilt, denn Bill sagte plötzlich: »Da ist sie!«
    Ich war in meinen Gedanken versunken gewesen und schaute hoch. Tatsächlich hatte sie den größten Teil der Strecke hinter sich gebracht. Sie hatte bereits den direkten Weg zum Tor erreicht und lief ihn jetzt hoch. Nicht erschöpft, sondern mit langen, federnden Schritten. Wie jemand, der sein Ziel auf keinen Fall aus den Augen lassen will. Sie schaute sich auch nicht um. Sie kam uns so allein und verlassen vor. Überhaupt nicht schwerfällig, sondern locker wie eine geübte Joggerin bewegte sich die Frau mit den roten Haaren weiter. Ihr langer Kopfschmuck hüpfte auf und nieder. Das helle Kleid war vom leichten Wind erfaßt worden und umwehte die Gestalt wie ein Gewand.
    Ich konnte mir nicht helfen, aber sehr optimistisch war ich nicht.
    Im Gegensatz zu Bill, dem bessere Gedanken durch den Kopf gingen, denn er lächelte. Er sah Nadine auf der Siegerstraße, wobei ich damit meine Probleme hatte.
    Die Riesen waren da, auch wenn wir sie nicht sahen. Sie hielten sich verborgen, um eine gute Gelegenheit abzuwarten.

Weitere Kostenlose Bücher