1069 - Die teuflischen Drei
bekommen und weiß nun, was ich zu tun habe.«
»War es Ryback?«
»Indirekt. Ich konnte in die Gedanken eines anderen hineingleiten, und ich weiß auch, daß es einer von euch gewesen ist. Ihr müßt in seinem Haus gewesen sein, denn nur dort hat es geschehen können.«
»Das ist wahr.«
Marina freute sich. »Sehr gut, Sinclair. Ich liebe es, wenn Menschen geständig sind. Nur wird es dir nichts nutzen. Ebensowenig wie deinem Freund. Wir haben beschlossen, euch zu töten, und dabei wird es bleiben.«
»Und ihr wißt, was ihr tut?« fragte ich.
»Ja!« erklärte sie bestimmt.
Ich schüttelte den Kopf. »Das verstehe ich nicht. Ryback ist tot. Ihr müßt akzeptieren, daß es ihn nicht mehr gibt. Ihr werdet ihn nie mehr sehen oder genießen können. Das ist auch für euch eine Chance zur Umkehr.«
»Nein, nein!« erklärte sie keuchend. »Das ist es nicht! Wo denkst du denn hin? Wir machen weiter. Das ist unsere Chance. In seinem Namen werden wir auch weiterhin unterwegs sein. Er hat uns den Weg vorgezeichnet. Wir waren lange genug mit ihm zusammen, um einen großen Teil seiner Pläne zu kennen. Wir werden uns auch um das Haus auf den Klippen kümmern, doch zunächst muß reiner Tisch gemacht werden. Wir wischen den Schmutz von ihm ab, und dieser Schmutz seid ihr.«
Es war nicht viel Zeit nach ihrem Eintritt in das Zimmer vergangen. Wir hatten zwar lange geredet, aber schnell gesprochen. In der Kürze der Zeit war mir trotzdem klargeworden, daß ich es nicht schaffen würde, sie mit Worten von ihrem Plan abzubringen. Sie würde ihn durchführen, und sie würde auch auf ein Menschenleben keinerlei Rücksicht nehmen.
Dazu war ihr Haß einfach zu groß. Nichts und niemand würde sie davon abbringen können.
Ob auch jemand wie Ryback bei seinem fürchterlichen Ende gelitten hatte, wußte ich nicht. Vorstellen konnte ich es mir, und Marina Sadlock ebenfalls. Deshalb würde sie auch das Leiden des anderen auf mich und Suko übertragen wollen.
Zuerst die Folter, dann der Tod!
Wie sie mich foltern wollte, wußte ich nicht. Ich glaubte auch nicht daran, daß sie es mit den bloßen Händen übernehmen würde. Marina hatte sicherlich von Ryback gelernt. Da war sie in seine subtilen Methoden eingeweiht worden.
Sie trat von mir weg, ging dann auf Suko zu und beugte sich über ihn.
Der Test fiel für sie positiv aus, denn sie stellte fest, daß mein Freund noch immer bewußtlos war. »Ich hatte schon gedacht, daß wir zu hart zugeschlagen hätten, aber das stimmt nicht. Er ist nicht tot. Er lebt noch. Aber er schläft. Deshalb werde ich mit dir beginnen, Sinclair. Ich glaube fest daran, daß dein Schreien ihn wecken wird.«
Sie kam wieder zu mir. Ein besonderer Gang zeichnete Marina dabei aus. Sie schlenderte locker, lachte dabei gurrend oder auch knurrend und kam sich sehr sicher vor.
»Du hast eines vergessen«, sagte ich.
Meine Worte stoppten sie. »Was denn?«
»Daß wir Polizisten sind!«
Marina sagte nichts. Sie senkte mir ihr Gesicht nur etwas entgegen und bekam große Augen. »Nein, Sinclair, nein, das habe ich nicht vergessen. Keine Sorge. An so etwas werde ich immer denken, auch dann, wenn es euch nicht mehr gibt. Es ist mein Wunsch, und es ist zugleich auch sein Wunsch. Ich erfülle nur ein Testament. Dabei ist es uninteressant, was die Personen von Beruf sind.«
»Du hast noch nie einen Polizisten getötet, wie?«
»Nein!«
»Andere Menschen denn?«
Sie grinste mich breit an und sagte: »Vielleicht…«
Wenn es stimmte, hätte sie es zugegeben, dafür schätzte ich sie ein. Sie hatte es nicht getan, ließ mich im Unklaren, und ich mußte davon ausgehen, daß unser Tod ihre ersten beiden Morde waren. »Auch wenn es dir vorkommt, daß ich wie ein Vater rede, der zu seiner Tochter spricht, eines steht fest, Marina. Du wirst dich unglücklich machen, und das hat nichts mit irgendwelcher Magie oder ähnlichen Dingen zu tun. Wir sind Polizisten. Wir arbeiten zwar allein, aber wir sind nicht allein, verstehst du das? Hinter uns steht eine große Macht. Die Macht und die Kraft von Scotland Yard. All unsere Kollegen, all die Technik, all die Erfahrung. Außerdem wissen die Kollegen, wo wir uns befinden. Man wird eure Spur sehr schnell aufnehmen können, das kann ich dir schriftlich geben.«
Sie reckte ihr Kinn vor. Ich rechnete auch mit einem Tritt. Das ließ sie sein. Dafür höhnte sie mich an. »Du kannst in deiner Angst alles mögliche sagen, Sinclair, und dich herauszureden versuchen. Wir aber
Weitere Kostenlose Bücher