1069 - Die teuflischen Drei
warum sagst du nichts? Warum redest du nicht, Sinclair? Versuche nicht, dich herauszuwinden und erzähle mir nicht, daß du Ryback nicht kennst, verflucht!«
»Das habe ich nicht gesagt.«
»Also kennst du ihn?«
Ich deutete ein Nicken an.
»Mehr, mehr!« verlangte sie.
»Es gibt ihn nicht mehr!«
Die Antwort stimmte, aber sie gefiel ihr nicht. Marina hatte daran zu knacken. »Ja«, bestätigte sie schließlich. »Es gibt ihn nicht mehr, das weiß ich. Ich habe es erfahren. Ihr beide habt ihn umgebracht. Ihr habt ihn uns genommen.«
Mein scharfes Lachen schnitt noch in ihre letzten Worte hinein. »Moment mal«, sagte ich dann. »Das muß ein Irrtum sein. Wir haben ihn nicht getötet. Es war anders. Er hat den mächtigen Blitz angezogen wie ein Magnet das Eisen. Die Energien haben ihn getroffen und ihn auf der Stelle verschmort. Ob du es glaubst oder nicht. Er ist zu einem schwarzen Klumpen geworden. Er war nicht stark genug, um sich…«
»Hör auf!« brüllte sie mich an. »Hör auf, verdammt noch mal! Ich will es nicht hören!«
»Aber es stimmt!«
Marina Sadlock atmete heftig und nickte mir ebenso heftig zu. »Ja, es stimmt. Es ist alles richtig, verflucht. Nur hast du eines vergessen.« Sie deutete mit dem rechten Zeigefinger auf mich. »Wenn du nicht gewesen wärst, dann wäre es gar nicht soweit gekommen. Dann würde Ryback noch leben.«
Das mochte stimmen, ich aber wollte sie nicht unterstützen. »Ich weiß es nicht…«
»Doch, doch!« Sie blieb bei ihrer Meinung. »Und dafür, daß ihr uns Ryback genommen habt, werdet ihr büßen. Fürchterlich büßem Sicherlich hat er geschrien, als er starb und ihn die Energien durchtosten und folterten. Ich will gleiches mit gleichem vergelten, denn auch ich will euch vor dem Tod schreien hören. Folter und danach sterben. So soll und so wird es sein.«
Ich räusperte mich. »Warum? Warum wollt ihr so reagieren? Was habe ich getan…?«
»Du weißt es!«
»Ryback war…«
»Ja!« schrie sie mich wieder an. »Es war. Genau das ist das Problem, weil er war und nicht mehr ist. Er war für uns alles. Er war unser Mann, unser Herr, unser Geliebter. Er war unser Gott. Wir haben ihn angebetet. Ryback war ein Wunder. Es hat uns wie ein Blitzschlag getroffen, als wir ihn kennenlernten. Er hat sich um uns gekümmert, wir haben uns in ihn verliebt, und er hat uns dreien Genüsse der wilden Liebe gezeigt. Es war eine dämonische Liebe. Vergleichbar nur mit denen der Hexen, die sich an den Teufel heranwerfen. Wir haben alles genossen, und er hat uns genossen. Allein, zusammen, wie du willst, Sinclair. Wir waren wie ein Familie, und er wollte uns zu sich nehmen. Weg von hier. Mit in sein Haus. Dieser alte Bau hier war nur als Übergangslösung gedacht. Bis auf den elektrischen Strom gibt es hier kaum etwas. Wir haben auf ihn gewartet, und wir wußten auch, daß die Warterei bald ein Ende haben würde. In den nächsten Tagen hätten wir zu ihm in seine Burg auf den Klippen ziehen sollen. Du und dein Freund, ihr beide habt uns das zerstört. Einen Traum kaputtgemacht, verstehst du das?«
Wenn ich mich in sie hineinversetzte, verstand ich es schon. Das wollte ich nicht zugeben. Ich hatte nur aus ihren Worten herausgehört, wie sehr die drei Frauen an Ryback gehangen hatten. Sie waren einfach nicht loszulösen.
Auch jetzt noch standen sie voll unter seinem verdammten Einfluß.
Er mußte mir ihnen gespielt haben. Sie waren wie Wachs in seinen Händen gewesen und hatten ihm alles gegeben, was sie ihm nur geben konnten.
Der Traum war jetzt vorbei. Gestoppt. Ihr Leben war völlig auf den Kopf gestellt worden, und das hatte ihnen den Blick für das normale Leben verwehrt.
Marina warf den Kopf zurück und lachte. Mir fiel auf, daß eine Beretta in ihrem Hosenbund steckte. Ich registrierte es und speicherte es in meinem Gedächtnis ein.
»So, Sinclair, und jetzt weißt du Bescheid. Ich habe dir alles gesagt. Du kannst dir die Konsequenzen deines Tuns ausmalen. Für meine Freundinnen und mich gibt es kein Zurück mehr. Wir ziehen es durch. Wir haben Rache geschworen, und ich bin es gewesen, die in der vergangenen Nacht erfahren durfte, was passierte. Ryback ist auch noch im Tod mächtig. Seinen Körper habt ihr vernichten können, aber nicht seinen Geist. In ihm hat sich alles konzentriert. Von ihm haben wir unsere nächsten Befehle erhalten, und wir wissen genau, was wir zu tun haben. Mich hat er in der vergangenen Nacht ausgewählt. Ich habe einen gedanklichen Kontakt
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