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1070 - Marens kleiner Horror-Laden

1070 - Marens kleiner Horror-Laden

Titel: 1070 - Marens kleiner Horror-Laden Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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anders aus schlimmer. So gelangte ich zu dem Schluß, daß Andrea nicht mit einem Messer getötet worden war, sondern von scharfen Gegenständen - Krallen.
    Und die Kreatur besaß Krallen. Das hatten wir gesehen.
    Ich wollte den Sarg nicht offenlassen, nahm den Deckel und legte ihn auf das Unterteil. Der Anblick der Toten war zwar verschwunden, nicht aber aus meiner Erinnerung.
    Die Kreatur hatte uns gezeigt, wo unsere Grenzen lagen. Sie war es, die hier bestimmte, und nicht die Menschen.
    Maren Black brauchte jetzt Trost. Sie stand noch immer an der Wand, den Kopf hielt sie gesenkt und weinte in ihre Hand hinein. Ihr Körper zitterte und zuckte zusammen, als sie den Druck meiner Hand auf der Schulter spürte.
    »Ich… ich … habe es irgendwie gewußt, John. Ja, ich habe es gewußt. Aber ich habe es nicht wahrhaben wollen, verdammt!« Sie schüttelte den Kopf. »Ich konnte es nicht glauben. Das ist doch der reine Wahnsinn, John. Meine Güte, ich bin auch kein Engel. In meinem Laden verkaufe ich Dinge, über die die meisten Menschen nur den Kopf schütteln, aber ich habe nichts Schlechtes getan. Genau wie Andrea. Sie war noch so jung. Sie hatte Spaß an ihrer Arbeit und am Leben allgemein. Sie war unser Sonnenschein, wenn man sb sagen kann. Und jetzt dies, verflucht! Was hat sie nur getan, daß ihr so etwas passiert ist?« Die Stimme erstickte. Ich sah das vom Weinen gezeichnete Gesicht, dann ließ sich Maren nach vorn fallen und wurde von mir aufgefangen.
    Was sollte ich ihr sagen? Es war nicht leicht, tröstende Worte zu finden.
    Ich war kein Pfarrer, und ich glaubte auch nicht, daß ihr viel damit geholfen war. Meine Worte mußten deshalb auf einen gewissen Egoismus zielen, denn jetzt ging es einfach um uns und nicht mehr um ihre Mitarbeiterin. Für sie konnten wir nichts tun.
    Wir mußten nur dafür sorgen, daß nicht noch mehr Menschen durch die Kreatur ihr Leben verloren.
    »Keiner kann Andrea noch helfen, Maren. Aber wir leben noch, und wir werden es durchziehen, das verspreche ich dir. Ich kann dich auch verstehen, wenn du nicht mehr in meiner Nähe bleiben möchtest. Deshalb habe ich nichts dagegen, wenn du nach Hause gehen willst…«
    Sie hatte mir zugehört und reagierte sehr schnell auf meinen Vorschlag.
    »Nein, John, nein, das auf keinen Fall.« Sie drückte sich zurück. »Ich werde bei dir bleiben. Das bin ich auch der toten Andrea schuldig.«
    »Wie du willst.«
    »Oder möchtest du, daß ich verschwinde?«
    »Nein, das auf keinen Fall, um Himmels willen. Ich möchte nicht, daß du ein schlechtes Gewissen bekommst. Aber du weißt, was uns hier erwarten kann?«
    »Sicher. Außerdem müssen wir die Polizei rufen…«
    »Ja«, erwiderte ich, ohne große Überzeugungskraft. »Im Prinzip hast du recht. Trotzdem möchte ich davon Abstand nehmen. Wenn du willst, bin ich selbst die Polizei. Natürlich würden die Beamten wissen wollen, was hier passiert ist. Sie würden uns über die Hintergründe des Falls befragen, und ich bezweifle, daß man uns glauben wird.«
    »Aber du bist doch ein Kollege…«
    »Klar, und auch bei einigen Leuten in Dortmund bekannt. Es würde alles nur Zeit kosten, die wir nicht haben. Ich möchte das verdammte Wesen noch in dieser Nacht vernichtet sehen.«
    »Dazu müssen wir es erst haben.«
    »Richtig.«
    »Und wie?«
    »Nicht hier unten, Maren. Vielleicht gelingt es uns, die Kreatur aus dem Spiegel zu locken. Weg aus ihrer Welt und hinein in die unsere. Dann wären unsere Chancen besser.«
    »Sollen wir den Spiegel zerstören?«
    »Es kann sein, daß wir es tun müssen.«
    »Gut, John, dann laß uns nach oben gehen. Ich kann es hier unten nicht mehr aushalten, das verstehst du doch?«
    »Klar.«
    Diesmal schritten wir nebeneinander die Treppe hoch. Maren ging wie eine alte Frau. Immer wieder schüttelte sie den Kopf. Sie konnte nicht fassen, was da mit ihrer Mitarbeiterin geschehen war.
    Die Stille, die wir unten erlebt hatten, empfing uns auch oben. Sie war so angespannt, sie war anders als die Stille in einem nächtlichen Wald. Für mich war sie wie eine dünne Wand, hinter der etwas Schreckliches lauerte.
    Der Spiegel hing noch an der gleichen Stelle. Aus einer gewissen Entfernung schaute ich ihn an. Seine Fläche glänzte noch oder schimmerte.
    Aber sie gab nicht den Glanz ab, den ich von ihr kannte. Sie schien dunkler geworden zu sein. Ich hatte den Eindruck, als hätten sich gewisse Schattenstreifen über einen Teil davon gelegt.
    Schatten des Todes, die auch Andrea

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