1071 - Die Urnen-Gang
seine Stimme kaum an, als er sagte: »Es wäre besser für Sie, Mr. Iron, wenn Sie jetzt gehen würden. Wirklich.«
»Ja, ja, ich versuche es.«
Die beiden Killer taten nichts. Aber sie hatten auch nicht aufgegeben, das wußte Suko sehr gut. Er stand schräg zu ihnen, der Weg zur Bürotür war frei.
Percy Iron bewegte sich sehr langsam. Er duckte sich zusammen, als wollte er wieder den kalten Händen ausweichen. Dann drehte er seinen Stuhl etwas nach rechts, damit er von der Sitzfläche rutschen und sich erheben konnte.
Es war still geworden bis auf Percy Irons heftiges Atmen. Er stand auf. Dabei streckte er sich, blieb aber geduckt, als er genau das tat, was Suko ihm geraten hatte. Die Blicke der beiden Killer verfolgten ihn.
Diesmal sprach der Kleinere hinter dem Stuhl. »Deine Chance ist vorbei, Iron. Du hättest dich nicht beeinflussen lassen sollen. Jetzt wird der Rost bald neue Nahrung bekommen, und durch den Schornstein der Anlage wird wieder der graue Rauch steigen. Na ja, deine Urne ist sowieso schon gekauft worden. Wir wollten da auf Nummer Sicher gehen.«
Percy hatte vor, etwas zu sagen, wurde aber von Suko zurückgehalten. »Nein, Sie sagen jetzt nichts. Keine Ablenkung. Tun Sie nur, was ich Ihnen geraten habe.«
Er nickte und ging weiter. Auch langsam, nicht schnell, nur keine Hektik. Das hätte einiges zu seinen Ungunsten verändern können, denn Typen wie die beiden warteten nur auf so etwas.
Percy bewegte sich geduckt an der Wand entlang und schleifte sogar einmal mit dem Ärmel darüber hinweg. Die Tür war für ihn die Rettung. Sie stand so weit offen, daß er ohne Schwierigkeiten hindurchgehen und verschwinden konnte.
Es klappte alles phantastisch, und Suko konnte zufrieden sein. Auch sein Standort war gut. So hatte er die drei Personen im Blick, von denen sich Iron jetzt schneller bewegte. Der Zimmerausgang war seine große Chance, die wollte er nicht versäumen und lief mit schnellen, kurzen Schritten darauf zu.
Dann war er weg!
Im Gang brach seine Beherrschung wie ein Kartenhaus zusammen. Sein Schrei war zu hören, aber auch Shaos Stimme. Die Chinesin sprach mit ruhigen Worten auf ihn ein.
Zurück blieben Suko und die beiden Killer. Keiner rührte sich. Sie kannten die Regeln, aber der Größere von ihnen fragte: »Willst du uns jetzt erschießen, Meister?«
»Es kommt auf euch an. Verdient hättet ihr es.«
Das Lachen hallte ihm entgegen. »Spielst du jetzt hier den großen Moralapostel?«
»Nein, ich bin Realist.«
»Und du glaubst daran, daß du gewinnen kannst?«
»Auch das!«
»Sehr schön. Was ist denn, wenn wir uns jetzt einfach auf die Socken machen und gehen?«
»Dann würdet ihr nicht weit kommen«, erklärte Suko lächelnd. »Nicht einmal bis zur Tür.«
»Das ist aber feige von dir.«
»Halten Sie den Mund. Zurück bis an die Wand. Es ist einfach. Ihr könnt stehenbleiben, wenn ihr sie in eurem Rücken spürt. Danach geht es dann weiter.«
»Danke für den Tip.«
Das Lächeln des Mannes gefiel Suko immer weniger. Es war kalt, es war abgebrüht, aber er rechnete damit, daß nicht der Größere der Gefährlichere war, sondern der Typ, der noch immer wie angeklebt hinter dem Schreibtischstuhl stand. So wie die Typen auftraten, waren sie ein Team. Da konnte sich der eine auf den anderen verlassen. Das durfte Suko nicht außer acht lassen.
Der Größere stand ihm am nächsten. Er setzte sich in Bewegung. Er ging rückwärts, ließ Suko dabei nicht aus den Augen und lächelte sogar.
Der andere tat nichts. Er hatte auch seine Arme nicht erhoben und schien auf etwas zu warten, auf ein bestimmtes Signal, das nur für ihn verständlich war.
Der Größere ging schneller. Dabei sprach er Suko an. Er fuchtelte auch mit den Armen. »He, Chinamann, hör mal, ich…«
Ein Schrei.
Der kleinere Killer hatte ihn ausgestoßen. Gleichzeitig hatte er sich nach vorn geworfen, sich geduckt, und es war ihm sogar gelungen, den Schreibtisch umzuwerfen.
Das alles war in Sekundenschnelle geschehen, und Suko wußte jetzt, daß es um sein Leben ging.
Der Mann hinter dem umgekippten Schreibtisch lag in einer relativ guten Deckung. Der andere nicht. Aber er griff ebenfalls ein. Seine Hand bewegte sich blitzschnell, und die Waffe schien wie von selbst zwischen seine Finger zu fliegen. Er tauchte dabei weg und hatte den Boden noch nicht richtig erreicht, als bereits die ersten Schüsse fielen.
Er hatte zu hastig geschossen. Das Wummern des schweren Revolvers mischte sich in den Klang
Weitere Kostenlose Bücher