Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1071 - Die Urnen-Gang

1071 - Die Urnen-Gang

Titel: 1071 - Die Urnen-Gang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
und ihn praktisch als Strohpuppe einsetzen. Als eine Marionette, die all das tun mußte, was die anderen wollten.
    Mit einer langsamen Bewegung wischte er den Schweiß von seiner Oberlippe weg. Dann fragte er:
    »Was hat mein Bruder denn alles für Sie getan?«
    »Zuletzt hat er uns betrogen.«
    »Und davor?«
    »War er jemand, auf den man sich verlassen konnte. Er hat dafür gesorgt, daß Fahrzeuge über seine Firma in den Osten oder Südosten Europas verschoben werden konnten. Allerdings mehr in den Südosten. Dort vor allen Dingen nach Rumänien.« Der Mann grinste. »Das war keine Geld-, sondern eine Wagenwäsche.«
    »Davon wußte ich nichts«, flüsterte Iron.
    »Dann weißt du es jetzt. Und du wirst im Sinne deines toten Bruders weiterhin mit uns Geschäfte machen.«
    Percy Iron schwieg. Er saß auf dem Stuhl und rutschte unruhig über die Fläche. Seine Hände hatte er um die Lehnen verkrampft. Durch seinen Kopf rasten zahlreiche Gedanken, doch er war nicht in der Lage, sie zu ordnen. Da war einfach zu viel passiert in den letzten beiden Stunden. Wie durch einen Wattefilter drang die Stimme des Sprechers. »Wenn du dich weigern solltest, steht die Urne schon für dich bereit. Das kennst du ja von deinem Bruder.«
    Percy schwieg. Kalt rann es seinen Rücken hinab. Er spürte den Druck an den Augen, und der Mund war ihm trocken geworden.
    »Angst?«
    »Ja.«
    »Kann ich mir denken. Hätte ich auch an deiner Stelle.«
    Iron riß sich zusammen und schaffte zunächst ein Nicken. »Ihr habt meinen Bruder Don getötet…«
    »Das stimmt.«
    Percy schloß die Augen. »Das ist alles klar, das habe ich auch verstanden. Ich kann nur nicht begreifen, daß ihr ihn auf eine so furchtbare Art und Weise umgebracht habt. Verbrannt, auf den Rost gelegt oder wie auch immer. Was hat er euch denn so Schlimmes getan, daß ihr zu diesen Mitteln greifen mußtet?«
    »Er hat uns betrogen.«
    »Dann hätte eine Kugel gereicht, wenn er schon sterben mußte.«
    »Ja, da hast du recht, Percy. Aber es gibt manchmal Menschen, für die Menschenasche sehr wichtig ist.«
    »Bitte…?« Er wollte es kaum glauben, und der Typ wiederholte seinen Satz.
    Damit war Percy noch nicht zufrieden. »Warum denn Menschenasche? Was ist sie…«
    »Sie bringt etwas.«
    »Geld?«
    »Genau.«
    »Von wem bekommen Sie das Geld?«
    Der Typ schüttelte den Kopf und lachte dabei. »Hör zu, Iron, du darfst zwar vieles essen, aber nicht alles wissen. Nur soviel sei gesagt. Für uns ist die Asche ein gutes Geschäft. Es gibt sogar Situationen, da ärgern wir uns, wenn derjenige, auf den es ankommt, sich unseren Wünschen nicht entgegenstellt. Wenn wir dich verbrennen…«, er rieb Daumen und Zeigefinger gegeneinander, »… kassieren wir einiges an Barem. Das macht uns hin und wieder froh. Es ist sogar eine Gnade von uns, daß wir dir die Wahl lassen. Außerdem mußte du dich jetzt entscheiden, solange wir noch hier sind. Viel Zeit haben wir nicht mehr, es gibt noch andere Dinge, die erledigt werden müssen. Deshalb habe ich…«, er griff in die Tasche, »… den vorläufigen Kaufvertrag schon mitgebracht. Er ist ausgefüllt. Du brauchst nur zu unterschreiben.« Der Mann ließ das Papier los, das dem Schreibtisch entgegenflatterte und auf der Platte liegenblieb.
    Percy Iron nahm das Papier mit zitternden Händen entgegen und faltete es auseinander. Er wollte lesen, doch die Buchstaben verschwammen vor seinen Augen. Mit Mühe drückte er die Tränen der Wut zurück. Es war nur dieses eine Blatt beschrieben. Das allerdings sehr dicht und mit kleinen Buchstaben.
    Eines aber stach hervor. Es war die Kaufsumme. Eine Zahl, die so lächerlich gering war, daß er den Vertrag am liebsten zerknüllt und verbrannt hätte, wenn es nach ihm gegangen wäre.
    Aber es ging nicht nach ihm. Die beiden anderen hatten das Sagen, und er hörte bereits die Frage.
    »Nun, Mister?«
    Percy schüttelte den Kopf. Es war keine bewußt gesteuerte Bewegung. Einfach nur ein Reflex, doch der glattgesichtige Killertyp vor ihm wußte, wie er reagieren mußte.
    »Du willst also auf den Rost?«
    Iron ließ den Vertrag los. »Nein, auf keinen Fall, verdammt. Aber ich kann die Summe nicht akzeptieren.«
    »Ach? Kannst du nicht?« Wieder lachte der Typ. »Das verstehe ich sogar. Sie ist etwas gering, aber ich frage dich. Hast du eine Wahl? Hast du sie?«
    Percy Iron sagte nichts. Er sah die Summe. Zehntausend Pfund, nicht mehr. Lächerlich. So konnte man einen Menschen fertigmachen. Jeder, der den

Weitere Kostenlose Bücher