1071 - Die Urnen-Gang
sich und wandte sich an den Inspektor. »Was hätten Sie denn getan, bitte? Was hätten Sie getan? Auch unterschrieben?«
»Ich will ehrlich sein, Mr. Iron. In Ihrer Situation hätte ich es auch getan.« Percy lächelte verkrampft. »Danke, daß Sie mir das gesagt haben. Ich bin mir schon wie ein Schwein oder ein Schuft meinem Bruder gegenüber vorgekommen. Ich weiß jetzt, daß er tot ist. Sie haben ihn tatsächlich verbrannt. Das war kein Bluff. Aber Sie müssen mir einfach glauben, daß ich über die anderen Geschäfte meines Bruders, die da angesprochen worden sind, nicht informiert gewesen bin. Das hat er alles hinter meinem Rücken gemacht.«
»Wir haben alles gehört«, sagte Shao. »Sie haben laut genug gesprochen.«
»Aber was sollen wir jetzt tun? Wie geht es weiter?« Percy Iron drehte den Kopf, um Suko anzuschauen, weil er von ihm einen Rat erhoffte.
Suko enttäuschte ihn nicht. »Sie brauchen sich kaum noch Sorgen zu machen, Mr. Iron. Was nun geschieht, ist allein unsere Sache.«
Er wirkte erleichtert. »Ja, das ist gut. Vielleicht werde ich mich zurückziehen und erst einmal wegfliegen, bis alles hier gelaufen ist. Ich habe ja noch einige Zeit, bis die Mitarbeiter zurückkehren. Wie es dann weitergehen soll, weiß ich nicht.«
»Sie übernehmen die Firma«, sagte Shao.
Iron mußte lachen. »Wenn das so einfach wäre. Ich verstehe nicht allzuviel von Autos.«
»Gibt es denn keinen Mitarbeiter, auf den Sie sich als Geschäftsführer verlassen können?«
»Ja, da gäbe es jemand. Aber das muß ich mir noch alles durch den Kopf gehen lassen, was Sie bestimmt verstehen. Ich habe soviel in der letzten Zeit gehört. Da sind Autos verschoben worden. Gut, das kommt überall vor, aber warum verbrennt man dann die Leute, die nicht mitmachen wollen?«
Auf diese Frage hatte Suko gewartet. »Das ist ein Problem, mit dem wir uns beschäftigen müssen. Als wir zuhörten, haben wir erfahren, daß die beiden Killer mit der Asche der Menschen so etwas wie Geschäfte machen. Da haben Sie gut nachgehakt, Mr. Iron.«
Er winkte ab. »Ach, hören Sie auf. Ich wollte eigentlich nur Zeit gewinnen, nicht mehr.«
»Es ist Ihnen gelungen.«
Er schüttelte den Kopf. »Und was könnte man alles mit Menschenasche vorhaben? Ich weiß es nicht. Ich kann es mir auch nicht vorstellen, weil meine Phantasie einfach nicht ausreicht. Ist Ihnen denn etwas dazu eingefallen, Inspektor?«
»Noch nicht.«
Die Antwort wirkte auf Percy Iron wie ein Stichwort. »Was ist denn mit den beiden Killern passiert?«
»Sie leben noch«, erwiderte Suko. »Einer davon allerdings wird es schwerhaben, durchzukommen.«
»Ja, das ist seine eigene Schuld. Und ich habe nicht einmal Mitleid mit ihm.«
»Das müssen Sie auch nicht, Mr. Iron. Diese Leute haben Sie umbringen wollen, vergessen Sie das nicht.«
»Auf keinen Fall.«
Shao hatte sich bisher nicht an der Unterhaltung beteiligt und mehr auf ihre Knie geschaut. Jetzt hob sie den Kopf. Die Frage mußte einfach heraus. »Was kann man denn alles mit der Asche eines Menschen anstellen? Wozu wird sie gebraucht? Ich kann mir nicht vorstellen, daß die Leute erst verbrannt werden und die Asche dann in alle Winde verstreut wird. Nein, das will mir nicht in den Kopf.«
Suko stimmte ihr zu.
»Mehr sagst du nicht?«
»Magie, Shao. Schwarze Magie. Es ist wichtig, daß einer der beiden redet, und er wird sprechen, verlaß dich darauf. Dann werden wir auch erfahren, was mit der Asche der Toten passierte. Wohin sie gebracht oder verkauft wird.«
»Du glaubst an den Mann im Hintergrund?«
»Ganz bestimmt. Oder an eine Frau. Möglich ist alles. Das haben wir oft genug erlebt.«
Shao wollte etwas erwidern, aber sie hörten von draußen die Sirene des Wagens, mit dem der Notarzt kam. Sie und Iron blieben zurück, während sich Suko auf den Weg machte. Er hatte bei seinem Anruf erklärt, wohin der Wagen fahren sollte, damit der Arzt den kürzesten Weg nehmen konnte.
Er hatte nahe des Rovers gestoppt. Ein Arzt und zwei Helfer verließen den Wagen. Suko winkte ihnen zu. »Kommen Sie schnell, kann sein, daß es um Minuten geht.«
»Sie sind der Polizist?«
»Ja, Doktor.«
»Alles klar.«
Der Arzt und die Helfer eilten zu den beiden Verletzten. Bei dem kleineren Killer genügte ein Blick, um eine Diagnose geben zu können. »Den kriegen wir durch.«
Beim zweiten- schüttelte der Arzt den Kopf, als er sich neben ihn kniete. »Ich glaube, es wird sehr schwer werden. So wie die Kugel ihn erwischt hat,
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