Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
1073 - Liebling der Toten

1073 - Liebling der Toten

Titel: 1073 - Liebling der Toten Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
Vom Netzwerk:
die Scheiben.
    Die Person saß neben mir, ohne sich zu rühren. Sie war kein Eisblock, aber ihre Haltung ließ darauf schließen. Verkrampft und mich aus den Augenwinkeln beobachtend. Ihren Körper hatte sie gegen die Tür gedrückt. Sie wirkte wie jemand, der sofort schreien würde, wenn man ihn nur berührte.
    »Sagen Sie, was Sie wollen?«
    »Ihren Namen, zum Beispiel.«
    »Sälly Moreno.«
    »Gut.« Ich stellte Tanner und mich vor. Der Chief Inspector schaute über meine Schulter hinweg und fixierte sie scharf. »Jetzt hören Sie mir mal zu, Miß Moreno, uns geht es primär nicht um die Mädchen, sondern um eine andere Person. Sie sind damit ebenfalls nicht gemeint. Was die Mädchen und Sie angeht, darum werden wir beide hier uns nicht kümmern. Mein Kollege und ich suchen einen Mann, den Sie auch kennen müssen. Er heißt Wayne, the pig.«
    Ich hatte die Frau nicht aus den Augen gelassen. Bei Nennung des Namens war sie zusammengezuckt. Deshalb war mir klar, daß sie etwas mit diesem Wayne anfangen konnte.
    »Haben Sie mich verstanden?«
    »Ja.«
    »Gut, wo finden wir ihn?«
    Sie lachte Tanner scharf an. »Dann gehen Sie davon aus, daß ich ihn kenne, wie?«
    »Ja, so ist es.«
    »Weiß nicht!«
    »Kennen Sie ihn oder kennen Sie ihn nicht?«
    Sally Moreno überlegte, und die Zeit ließen wir ihr. Sie hatte ihre Finger gespreizt und die Spitzen gegeneinandergelegt. Die Nägel waren grauviolett lackiert und so spitz wie Dolche.
    »Und?« fragte ich.
    »Ja, ich habe ihn ein-, zweimal gesehen. Er ist ja bekannt. Wayne hält sich öfter hier auf.«
    »Sehr schön. Was tut er hier?«
    »Nun ja, dies und das…«
    Tanner polterte los. »Hören Sie damit auf, uns hier mit Schwachsinn zu bedienen. Wir wissen, daß Ihr Bekannter als Zuhälter arbeitet. Wir wissen auch, daß er die Mädchen, auf die Sie wahrscheinlich aufgepaßt haben, aus verschiedenen Ländern der Welt nach London holte, um sie hier für die Clubs und Bordelle fit zu machen, wie das bei Ihnen heißt. Das ist uns bekannt, das brauchen Sie auch nicht abzustreiten, und ich sage Ihnen noch einmal, daß es uns nicht um Sie oder die Mädchen geht, sondern einzig und allein um diesen verfluchten Zuhälter. Ihn wollen wir haben.«
    Sally verzog den Mund. »Dann suchen Sie ihn doch.«
    »Werden wir auch«, erklärte ich. »Allerdings mit Ihrer Hilfe, denn wir gehen davon aus, daß Sie wissen, wo wir ihn finden können. Ich möchte Ihnen noch etwas sagen. Es geht nicht um die Mädchen, es geht in diesem Fall um Mord.«
    Die Moreno schwieg. Damit hatte sie wohl nicht gerechnet. Sie schaute uns an. Sie atmete tief ein und flüsterte: »Wen soll er denn umgebracht haben?«
    »Das werden wir Ihnen nicht sagen.«
    »Er ist aber nicht hier.«
    Jemand klopfte gegen die Scheibe. Es war einer von Tanners Leuten. Er meldete, daß im Hausflur Blut gefunden worden war. Wohl eine Lache, die nicht ganz weggewischt worden war.
    »Gut!« sagte Tanner. »Lassen Sie alles so wie es ist. Rufen Sie die Spurensicherung an, damit die Kollegen sich darum kümmern können. Ich mache hier weiter.«
    »Ja, Sir.«
    Tanner wandte sich wieder an Sally Moreno. »Sie haben gehört, was passiert ist? Ich könnte mir vorstellen, daß Sie einiges dazu zu sagen haben?«
    »Nein.«
    »Und das Blut?«
    »Keine Ahnung, wie es dort hingekommen ist.«
    Tanner fuhr schweres Geschütz auf. »Dann werde ich Sie unter Mordverdacht verhaften.«
    Damit kam sie nicht zurecht. Wäre mehr Platz gewesen, sie wäre in die Höhe geschnellt. So riß sie sich zusammen, aber sie ballte die Hände zu Fäusten.
    »Oder haben Sie uns noch etwas zu sagen?« fragte ich.
    »Wen, zum Henker, soll ich umgebracht haben?«
    »Möglicherweise die Person, deren Blut wir im Flur gefunden haben.«
    Sie senkte den Kopf. Eine erste Geste, daß sie aufgeben wollte. »Das war ich nicht.«
    »Aha, aber Sie wissen davon?«
    »Ja.«
    »Wir hören gern zu«, sagte Tanner.
    Das taten wir auch. So erfuhren wir eine schreckliche Geschichte, die sich in der vergangenen Nacht im Haus abgespielt hatte. Es hatte zwei Tote gegeben. Ein Mädchen aus Weißrußland, das aus dem Haus hatte fliehen wollen, und als nächsten Toten nannte sie einen Jungen, der zufällig in das Haus gekommen war.
    »Name?« fragte ich.
    »Keine Ahnung.«
    »Wo sind die Leichen jetzt?«
    Sally Moreno zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Darum hat sich Wayne gekümmert.«
    »Sie meinen, er hat sie weggeschafft?«
    »Ja.«
    »Dann möchten wir jetzt noch von Ihnen

Weitere Kostenlose Bücher