1077 - Die Voodoo-Frau
der sich vor bestimmten Dingen ekelt. Und das bei ihr. So etwas war kaum nachzuvollziehen. »Ich habe sie als eine intelligente Kannibalin kennengelernt, und nichts anderes ist sie auch.«
Was Assunga umschrieben hatte, faßte ich in einer knappen Frage zusammen.
»Ist sie ein Ghoul?«
»Ja, auch das!«
Die Antwort konnte uns nicht gefallen. Innerlich war ich zusammengezuckt. Auch in der Dämonenhierarchie gab es gewisse Unterteilungen. Ghouls gehörten zwar nicht zu den mächtigsten Dämonen, sie zählten zu den widerlichsten, denn sie ernährten sich vom Fleisch der Toten, und dieses Voodoo-Weib schien gleichzeitig ein Ghoul zu sein. Vorausgesetzt, Assunga hatte recht.
Ich starrte die Hexe an wie jemand, der herausfinden will, ob der andere lügt. In ihrem Gesicht regte sich nichts, und auch in ihren Augen war nicht zu erkennen, ob sie nun log oder nicht.
»Warum zögerst du noch, Sinclair? Was willst du hören? Ist es nicht schlimm genug für dich, einen weiblichen Ghoul in London zu wissen?«
»Das ist es. Aber ich kann mich mit der Methode nicht anfreunden. Sag mir, wo ich sie finde.«
»Noch einmal, ich weiß es nicht.«
»Warum soll ich mich mit dir auf das Bett legen, Assunga?«
»Um Informationen über sie zu erhalten.«
»Die kannst du mir auch so sagen!«
»Nein!« Sie schüttelte wild und wütend den Kopf. Wenig später wurde es kompliziert, denn sie sprach davon, daß der Mantel sehr wichtig war, damit ich an diese Informationen herankam. »Du kennst nicht all seine Kräfte, sondern nur einen Teil, aber wenn du ihn an deinem Körper spürst, wirst du erleben, daß er in der Lage ist, dir Informationen zu übermitteln. Du wirst herausfinden, wie die Voodoo-Frau nach England gelangt ist, und du wirst auch sehen, welchen Helfer sie gehabt hat. Das sind wichtige Einzelheiten für dich, um einen Fall aufzuklären. Ich habe dich nicht belogen, denn es wird alles so geschehen, wie ich es dir gesagt habe. Sitzt das endlich in deinem Kopf fest?«
Ja, es saß fest, aber ich war mir noch unsicher. Deshalb schaute ich auch Suko an.
Bevor ich eine Frage an ihn richten konnte, gab er mir schon die Antwort. »Ich würde es tun, John.«
»Und dann bin ich…«
»Nein, ich passe auf. Es wird Assunga nicht gelingen, den Mantel zu schließen, das kannst du mir glauben.«
»Dagegen habe ich nichts«, sagte die Hexe. »Ich spiele nicht mit falschen Karten.«
Da standen also zwei gegen mich. Assunga wollte auch nicht länger warten. Sie löst ihre Hände vom Bettgestell und bewegte sich auf die von mir aus gesehen rechte Seite zu. Sie ging völlig normal, wie jemand, der sich entschlossen hatte zu schlafen. Sie setzte sich auf die Kante und ließ sich langsam zurückgleiten, wobei sie mich nicht aus den Augen ließ. Trotz der Dunkelheit las ich in ihrem Blick die Aufforderung, es ihr gleichzutun.
Ich wartete, bis sie lag. Als ich mich in Bewegung setzte, ging auch Suko. Er umrundete das Bett, weil er an Assungas Seite treten wollte. Dabei zog er seine Beretta und zielte auf den Kopf der Hexe, als er sich auf die Bettkante setzte.
Die Vampir-Hexe lächelte, als sie das sah, unternahm allerdings nichts.
Außerdem holte Suko noch seinen Stab hervor. Wenn Assunga tatsächlich versuchte, mich reinzulegen, würde er ein bestimmtes Wort rufen und die Zeit anhalten. So konnte er auch eine Flucht ihrerseits verhindern.
»Wir warten auf dich, John«, sagte sie.
»Keine Sorge, ich werde kommen.« Es fiel mir noch immer schwer, aber in diesem Fall war es wirklich das beste. Außerdem war ich neugierig auf eine gewisse Coco geworden, die man als Voodoo-Weib bezeichnete. Ein abqualifizierender Ausdruck, aber in diesem Fall wirklich mehr als passend.
Meine nächsten Handlungen führte ich sehr konzentriert durch. Das Bett war recht weich, und als ich mich setzte, dabei etwas einsank, drehte ich den Kopf nach links, um einen Blick auf Assunga werfen zu können. Sie lag einfach nur da. Sie kümmerte sich nicht um mich. Die Rückenlage hatte sie nicht verändert, und ihre Arme lagen starr wie Stangen neben dem Körper.
Auch ich drückte meinen Körper nach hinten und dachte daran, wie verrückt es war, was ich hier tat.. Ich hätte mir nie träumen lassen, einmal neben einer Todfeindin im Bett zu liegen.
Ich schielte sie an und brauchte mich dabei nicht zur Seite rollen. Auch sie hatte ihre Augen so verdreht, daß sie mich anschauen konnte. Ich hatte den Eindruck, daß über ihre Lippen ein leichtes Lächeln glitt,
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