1077 - Die Voodoo-Frau
wie bei einem Menschen, der froh darüber war, sein Ziel erreicht zu haben.
Suko stand neben ihr und hielt Wache. Der Lauf der Beretta wies auf Assungas Kopf, und mit der anderen Hand hielt er seinen Stab fest.
»Und jetzt?« fragte ich.
»Dreh dich mir zu!«
Das hatte ich mir gedacht. Gern tat ich es nicht, aber ich wollte weiterkommen und übernahm auch dies.
Assunga hatte sich ebenfalls gedreht. Nur in die entgegengesetzte Richtung. Jetzt waren wir in der Lage, uns anzuschauen, was natürlich passierte, denn meine Blicke bohrten sich im Gesicht der Hexe förmlich fest, als wollte ich mit aller Macht versuchen, ihre Gedanken zu lesen.
Sie blieb völlig ruhig. Ihr helles Gesicht wurde in dunklere Schatten eingetaucht, so daß es mich mehr an eine Maske erinnerte. Das feine Lächeln umspielte nach wie vor ihre Lippen. War es siegessicher, weil sie mich jetzt hatte?
»Und wie geht es weiter?« fragte ich. »Du hattest mir doch etwas versprochen…«
»Sicher, John, ich halte mein Versprechen.« Assunga hatte, die Antwort geflüstert. Ein Liebespaar hätte nicht anders miteinander gesprochen. Sie bewegte ihre Hände, die an der Vorderseite des Mantels herab nach unten glitten. Ich wußte, daß sie den Mantel öffnen würde und wurde nicht enttäuscht.
Sie klappte ihn auf.
Darunter war sie nackt!
Damit hatte ich nicht gerechnet. Selbst im Dunkeln sah dieser Körper perfekt aus. Wie modelliert.
Eine echte Schönheit, die genau wußte, wie sie ihre Reize einzusetzen hatte.
Ich fragte mich, ob sie es nötig gehabt hatte, so etwas zu tun. Wahrscheinlich hatte sie mich durch ihre Reize überzeugen wollen, aber ich dachte daran, wie sie damals entstanden war und welche Opfer es gekostet hatte. Von ihr hätte ich mich nie verführen lassen. Da hätte man mich schon unter Drogen setzen müssen.
»Du mußt schon näher an mich heranrücken!« flüsterte sie mir zu. »Das ist wichtig…«
Es paßte mir zwar nicht, aber was sollte ich machen, um das Ziel zu erreichen? Ich versuchte, meine Gefühle unter Kontrolle zu halten. Assunga sollte auf keinen Fall merken, wie es in mir aussah. Ich war nicht einmal in der Lage, zu lächeln. Sie wartete auf mich wie auf ihren Geliebten, und es dauerte nicht lange, bis ich den weichen Druck ihrer Rundungen spürte.
Das übliche Gefühl eines Mannes, der dies erlebte, durchströmte mich nicht. Ich blieb kalt, sogar versteift und versuchte, gelassen zu sein.
Wir lagen schließlich so dicht an dicht, daß sich unsere Lippen beinahe berührten. Durch die unmittelbare Nähe verschwamm ihr Gesicht vor meinen Augen, und wieder fragte ich mich, was ich hier eigentlich tat. Es war einfach verrückt. Ich war mehr als nur über meinen eigenen Schatten gesprungen und konnte mich auch als so etwas wie ein Entführungsopfer fühlen.
Ich nahm ihren Geruch wahr. Eine bestimmte Mischung, die nur schwer identifiziert werden konnte.
Der Verfall einer anderen Welt, der Moder, der Staub, auch der leichte Blutgeruch, der aus dem Reich Dracula II stammte. Der Gestank alter Gräber und tiefer Gruften, was bereits auf einen Ghoul hinwies.
Sukos Stimme riß mich aus meinen Gedanken. »Keine Tricks, Assunga. Auch ich bin schnell.«
»Nein, nein!« sprach sie schnell. »Ihr braucht kein Sorgen zu haben, denn auch ich will eine Lösung. Im Augenblick sind wir sogar Partner.«
»Hast du auch den Segen deiner Chefs erhalten?« fragte Suko.
Assunga lachte kurz auf. Ich sah ihre Zähne und auch die beiden hervorstehenden im Oberkiefer.
»Das geht ihn diesmal nichts an. Es ist einzig und allein mein Spiel.«
»Wie tröstlich…«
Assunga bewegte ihren linken Arm, den sie angehoben hatte, weil sie mit dieser Hand den Mantel festhielt. Um das Ziel voll und ganz zu erreichen, mußte sie die Hälfte des Mantels über mich hinwegkippen, dann erst würde sich der Kreis schließen.
Ich wartete.
Sekunden vergingen noch, in denen mich Assunga beobachtete. Ruhig blieb ich liegen und erregte keinen Verdacht.
»Jetzt!« flüsterte sie und klappte die lange Mantelseite um. Ich sah die Innenwand wie ein helles Zeltdach auf mich zukommen und wußte, daß es mich umschließen würde.
Die Berührung war federleicht.
Es wurde dunkler.
Ein Stich zirkulierte auf meiner Brust. Das Kreuz hatte gespürt, in welcher Gefahr ich mich befand und entsprechend reagiert. Aber es strahlte nicht auf, denn plötzlich fiel die Finsternis über uns her und verschluckte uns…
***
Lag ich noch im Bett? Oder befand ich mich
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