1077 - Die Voodoo-Frau
auch hier. Ich starrte sie an, und mein Mund wollte sich einfach nicht schließen. Neben mir schüttelte Suko den Kopf. Die Stimme meines Freundes klang schon fast hinterhältig, als er fragte: »Habe ich richtig gehört? John soll sich auf das Bett legen?«
»Genau.«
»Du bist verrückt!«
»Es wird ihm nichts passieren. Du kannst bei ihm bleiben. Wenn er mehr über das Voodoo-Weib erfahren will, muß er mir vertrauen und sich in meine Hände begeben.«
Damit war Suko nicht einverstanden. »Du meinst doch sicher, daß er sich in deine Gewalt begeben soll - oder?«
»Nein! Ich schwöre, daß unsere Feindschaft für eine gewisse Zeit nicht mehr existieren wird.«
»Was ist der Schwur einer Hexe wert?« hielt ihr Suko entgegen. »Wahrscheinlich nichts.«
»Ihr solltet nicht so ignorant sein!« zischelte sie Suko an. »Es ist wirklich besser, wenn ihr dem folgt, was ich zu sagen habe. Ansonsten kann es sehr böse enden. Ihr dürft nie vergessen, welche Macht Coco besitzt.«
»Noch wissen wir gar nichts. Sie ist für uns nicht mehr als ein Name oder ein Phantom.«
»Was sich ändern wird.«
Suko und Assunga hatten über Coco und auch mich gesprochen, aber ich war außen vor geblieben, und das wollte ich ändern. Die Zeit des Zuhörens war vorbei.
»Also soll ich dir vertrauen, Assunga?«
»Ja.«
»Und mich damit in deine Hände begeben?«
Sie winkte heftig ab. »Stell dich nicht so an. Du besitzt immerhin das Kreuz. Wenn du denkst, daß ich dich in die Vampirwelt entführen könnte, dann liegst du falsch. Denk nur daran, daß du nicht zum erstenmal in Mallmanns Reich gewesen bist. Auch da hast du es geschafft, wieder zu entkommen. Du bist nach wie vor Träger des Kreuzes, und ich verlange auch nicht, daß du es ablegst.«
»Oh, wie großzügig«, erwiderte ich. »Soll ich mich jetzt noch bedanken?«
»Nein, aber den Spott lassen. Wir müssen auf das Wesentliche zurückkommen. Coco ist stark. Sie wird jede Lücke nutzen, und sie darf nicht überleben.«
»Ist sie mächtiger als du?«
»Sie ist meine Feindin. Und sie wird auch zu eurer Feindin werden, wenn sie erst einmal erschienen ist und ihre blutigen Weg geht. Sie ist sehr mächtig, das dürft ihr nicht vergessen, und sie hat selbst ihre Heimat verlassen, um nach London zu kommen.«
»Okay, alles klar. Dann brauchst du uns nur zu sagen, wo sie zu finden ist.«
»Ich weiß es nicht.«
Das hatte ich mir gedacht. Es gab ein Hindernis. Sehr stark sogar, und Assunga konnte es nicht überspringen. Mein Blick fiel wieder auf das Bett, und ich erinnerte mich daran, was Assunga mir gesagt hatte. Ich sollte mich darauf legen, und sie würde es auch tun. Nicht im Bett mit Madonna, sondern im Bett mit Assunga. Dieser Vergleich huschte mir durch den Kopf. Beinahe hätte ich gelacht. Statt dessen fragte ich: »Warum soll ich mich auf dieses verdammte Bett legen? Was hast du vor?«
Die Vampir-Hexe antwortete zunächst ausweichend. »Es ist bequemer für uns beide.«
Mein Grinsen fiel breit aus. »Kommt darauf an, was wir dann so treiben?«
»Nicht, was du denkst.« Ärgerlich schüttelte sie den Kopf. »Es ist alles ganz anders. Ich brauche dich einfach sehr nahe, um dir die wichtigen Informationen zukommen zu lassen. Das ist im Liegen bequemer, und mein Mantel wird dabei eine wichtige Rolle spielen. Obwohl wir nicht eben Freunde sind, wirst du ihn von einer ganz anderen Seite kennenlernen und mußt auf jede Überraschung gefaßt sein. Aber auf keine für dich lebensgefährliche.«
Tja, sie hatte viel gesagt, aber trotzdem nichts erklärt. Ich kam mir vor wie in einer Zwickmühle und fühlte mich auch dementsprechend bedrängt.
Tat ich es, dann würden mir die Augen geöffnet werden. Tat ich es nicht, war vielleicht eine große Chance vertan. Daß Assunga geblufft hatte, glaubte ich nicht. Dieses Voodoo-Weib war sicherlich keine ihrer Freundinnen. Ich ging davon aus, daß sie Coco haßte, es aber allein nicht schaffte, an sie heranzukommen, und damit mußte ich erst einmal fertig werden.
Assunga und ich.
Ein herrliches Paar. Die Hexe und der Geisterjäger vereint in einem Bett. Das durfte man keinem sagen. Wenn das unsere Freunde erfuhren, würden sie mich für verrückt halten.
»Warum zögerst du noch?«
»Ich traue dir nicht. Tut mir leid.«
»Dann werdet ihr euch die Folgen selbst zuzuschreiben haben. Coco ist gefährlich. Sie nennt sich selbst ein Voodoo-Weib, aber sie ist mehr, viel mehr.«
»Was denn?«
Assunga verzog ihr Gesicht wie jemand,
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