1078 - Im Bett mit einem Monster
lange. »Wenn Sie das alles unbedingt kennenlernen wollen, bitte.«
»Aber mit Vergnügen.«
Coco trat zurück, damit die Hand von ihrer Schulter rutschte. »Ich weiß nicht, ob es ein Vergnügen für Sie werden wird, Melvin. Aber bitte, wenn Sie wollen.«
»Mit Ihnen würde mir selbst der Gang in die Hölle großes Vergnügen bereiten.«
»Unterschätzen Sie den Teufel nicht, Mel.«
»Das hört sich an, als hätten Sie Erfahrung.«
»Möglich.«
»He, wissen Sie denn, wie er aussieht?«
»Möglich.«
»Wie denn?«
»Schauen Sie mich an, Mel.«
Miller wollte lachen. Diese Antwort reizte einfach dazu. Das Lachen blieb ihm im Hals stecken, denn er hatte einen Blick in das Gesicht der Frau geworfen und auch in die Augen schauen können.
Sie hatten sich verändert. Es lag ein Ausdruck darin, der so kalt und abgebrüht war und ihn für einen Moment erschreckte. Doch er hatte sich bald wieder gefangen. »Bei Ihrer speziellen Dialogfähigkeit sollten Sie wirklich auf die Bühne gehen und in einem Grusical mitmachen. Sie wären perfekt für die Hauptrolle. So etwas wie ein schwarzer Engel, dessen wahres Ich unter einer sündigen Schönheit verpackt ist. Das wäre es doch, Coco. So etwas müßte man inszenieren können.«
Sie leerte ihr Glas und nickte. »Es würde mir sogar gefallen, wenn ich ehrlich bin.«
»Sind Sie eine so perfekte Schauspielerin?«
»Ich muß nicht erst schauspielern.«
Wieder eine Bemerkung, die für Miller rätselhaft war, die er aber schnell vergaß, denn Coco faßte nach seinem Arm und zog ihn bewußt näher an sich heran. Sie ahnte, daß sie etwas zuviel gesagt und ihn mißtrauisch gemacht hatte. Dafür war jetzt noch nicht der richtige Zeitpunkt.
Die Berührung des Körpers brachte Mel wieder auf den richtigen Dampfer zurück, denn er fragte:
»Wohin genau gehen wir?«
»Ich wollte mich entfernen.«
»Haben Sie da an ein bestimmtes Ziel gedacht?«
»Ich liebe Hausboote.«
»Ah, Sie denken an einen schwimmenden Sarg.«
»So ähnlich.«
»Gut, gehen wir hin. Sie liegen nur außerhalb des abgezäunten Geländes hier.«
Ihre Augen waren groß, als Coco ihn anschaute. »Das macht Ihnen doch nichts aus - oder? Sie wollten doch mit mir in die Hölle gehen. Ich habe einige unbewohnte Hausboote entdeckt. Sie ankern in einem kleinen Seitenkanal. Nicht weit von hier.«
»Dann wollen wir mal. Die Fete beginnt sowieso erst richtig, wenn es dunkel wird.«
»Bis dahin bin ich zurück.«
Miller überhörte, daß sie in der Einzahl gesprochen hatte. Seine Gedanken drehten sich um das Abenteuer, das ihm bevorstand. Zudem mit einer Frau, die nicht von ihm beruflich abhängig war.
Da konnte er viele haben, was er auch schon genossen hatte, aber bei ihr war es anders. Sie war neu im Geschäft. Sie war auch keine von den Tussys, die sich jedem an den Hals werfen. Coco hatte Format, und er schob es auf seinen Charme, daß sie bereit war, mit ihm zu gehen. Sie hatte es sogar ziemlich eilig, denn sie ging sehr schnell, als wollte sie den Blicken der anderen Gäste so rasch wie möglich entwischen.
An der Absperrung trafen sie auf einen Aufpasser. Der junge Mann nickte nur und ließ sie passieren. Bei Cocos Anblick hatte seine Augen einen bestimmten Glanz bekommen, doch er wußte auch, daß eine derartige Frau für ihn tabu war.
Sie gingen über einen schmalen Weg, der einen grauen Streifen in das Gras am Ufer hineingeschnitten hatte. Sehr bald blieb der Partylärm hinter ihnen zurück, und sie konnten sich auf das Klatschen der Wellen konzentrieren, die gegen das Ufer anliefen.
Coco hatte nichts dagegen, daß Miller einen Arm um sie legte. Hin und wieder ließ er seine Hand auch über den Rücken wandern. Sehr tief sogar. Dabei fiel ihm auf, daß sie unter diesem schimmernden Kleid nichts mehr trug.
Sie bogen ab. Mußten einen kleinen Deich oder eine Böschung hoch, die ebenfalls bewachsen war.
Buschwerk, Unkraut, wilde Blumen vermischten sich. Die Blüten der Schafsgarbe leuchteten bleich wie alten Knochen, und der leichte Wind war nicht dazu angetan, noch mehr Wärme zu empfinden.
»Frierst du nicht, Coco?«
»Nein, ich habe eine zu große Hitze in mir.«
»Ehrlich?«
»Du kannst dich bald davon überzeugen.«
So etwas zu hören, war mehr als eine direkte Aufforderung. Es fiel Miller schwer, die Kontrolle zu bewahren. Am liebsten hätte er dieses exotische Geschöpf ins Gras gedrückt und ihr das Kleid vom Leib gerissen. Er wollte die nackte Haut sehen. Er wollte sie liebkosen und
Weitere Kostenlose Bücher