1078 - Im Bett mit einem Monster
überall küssen.
Sie stiegen die Böschung bis zu ihrem Rand hoch. Coco schaffte es leichtfüßig, während Miller schon schwerer atmete. Es lag auch daran, daß ihn die Nähe der Frau erregte.
Vor ihnen lag der schmale Stichkanal. Jetzt im Sommer gab es eine sehr flache Verbindung zum Fluß, mehr eine sumpfige Fläche, die bei starken Regenfällen und während der Schneeschmelze überspült war.
Miller hatte Mühe, seinen schweren Atem unter Kontrolle zu bekommen. »Und wo liegt das Boot jetzt? Hast du dir schon ein bestimmtes ausgesucht?«
Sie wies nach links. »Dort müssen wir hin.«
»Okay.«
Auf dieser leichten Erhebung spürten sie den Wind stärker. Miller erkundigte sich, ob Coco fror, aber sie schüttelte den Kopf, lachte dazu und meinte locker: »Nein, jemand wie ich, der friert nicht mehr.«
Miller verstand den Sinn dieser Antwort zwar nicht, er nahm sie jedoch hin. Was sollte er sonst tun, und wenn er an die nahe Zukunft dachte, war ihm sowieso alles ziemlich egal.
Aber er warf noch einen Blick zurück. Dort, wo die Party stattfand, schimmerten die bunten Lichter durch die Dunkelheit. Sie waren aber längst nicht mehr klar, sondern sahen aus wie bunte Sterne, die allmählich in der Tiefe des Weltalls verschwanden.
Die Themse floß ruhig dahin. Der Himmel zeigte keine helle Farbe mehr. An gewissen Stellen war er eingedunkelt und von bizarren Wolkenformationen bedeckt. Ein roter Ball zeigte, daß die Sonne sich bereits verfärbt hatte und nach Westen weitergewandert war.
Coco faßte wieder nach seiner Hand und zog ihn einfach mit. »Komm, es ist nicht mehr weit.«
Er ließ sich führen. Der Wind wehte gegen die beiden und bauschte das Jackett des Mannes auf. Er spürte ihn kalt auf seiner leicht schweißfeuchten Haut, während sich seine Begleiterin wohl fühlte und die Kälte tatsächlich nicht zu spüren schien.
Am Ufer lagen die Hausboote. Ob sie nun bewohnt oder verlassen waren, konnte mit einem Blick nicht festgestellt werden. Licht gab es zumindest auf keinem der Schiffe.
»Da ist es«, sagte Coco und blieb stehen. Sie wies auf das zweitnächste Boot am Ufer.
»Endlich.«
Sie lachte. »Du kannst es nicht erwarten, wie?«
»Und ob.«
Coco gab keine Antwort. Sie behielt alles für sich. Schweigend legten sie auch den Rest der Strecke zurück, und Miller dachte daran, wie weit diese Fete schon zurücklag. Als wäre alles gar nicht wahr gewesen. Er befand sich hier in einer anderen Welt und in Begleitung einer Frau, von der man nur träumen konnte. Selbst er, und das sollte schon was heißen, denn ihm liefen die Frauen normalerweise nach.
Diese Coco war neu. Sie war auch irgendwie einmalig. Auch wenn sie so aussah, als gehörte sie zur Gesellschaft der Verrückten, mußte er sich eingestehen, daß dem nicht so war. Sie hatte etwas an sich, das er nicht begriff. Möglicherweise war sie eine Naturbegabung, und es wußte wohl niemand der übrigen Gäste, woher sie eigentlich kam. Sie war plötzlich erschienen und wie ein Stern vom Himmel gefallen. Geheimnisvoll, jemand mit einer Vergangenheit und auch mit anderen außergewöhnlichen Fähigkeiten, über die Mel Miller zwar nachdachte, wobei er jedoch keinen Weg zu ihnen fand. Er wußte genau, daß da etwas war, doch er bekam es nicht in den Griff.
Zudem schien sie kälteunempfindlich zu sein, denn hier im Freien war es längst nicht so warm wie unter dem Dach des großes Zelts, wo zusätzlich aufgestellte Heizkörper für die nötige Wärme sorgen. Selbst er in seinem Jackett fror, aber Coco stemmte sich gegen den Wind, ohne eine Gänsehaut zu bekommen.
Sie gab Miller Rätsel auf. Und tief in seinem Innern hörte er eine warnende Stimme, die ihm davon abriet, bis zum Letzten zu gehen. Im Zeitalter von Aids war es einfach zu gefährlich, sich mit jeder fremden Person einzulassen. Mochte sie noch so attraktiv sein.
Dann wiederum sagte er sich, daß es ja nicht bis zum letzten kommen mußte. Ein bißchen spielen war okay.
Miller räusperte sich. Er überlegte auch, ob Coco das Boot gehörte. Möglich war es, wenn ja, dann hatte sie nicht weit bis zum Fest gehabt, und eine Möglichkeit, dort heimlich hineinzugelangen fand sich für eine Frau wie sie immer.
Sie war schneller gegangen, so daß er auf ihren Rücken schaute. Unter dem Kleid bewegte sich bei jedem Schritt ihr gesamter Körper. Er schwang mit. Er war nicht steif. Die Lockerheit der Bewegungen übertrug sich auf ihn. Miller kam der Vergleich mit einem Model in den Sinn, das sich
Weitere Kostenlose Bücher