1078 - Im Bett mit einem Monster
verdammte Coco versteckt hält.«
»Nein…«
»Du bist dumm«, erklärte Suko. »Wenn wir sie nicht bekommen, halten wir uns an dich. Das sollte dir doch klar sein. Und ich bin sicher, daß du Bescheid weißt. Dieser Tag ist noch nicht beendet. Wir haben erfahren, daß es weitergeht, auch mit Coco. Du wirst uns sagen, wo wir sie finden können.«
Er schüttelte den Kopf, auch wenn es ihm schmerzte. Dann wollte er gehen, aber Suko war schneller und hielt ihn fest. Er drückte ihn gegen die Säule und brachte sein Gesicht in seine Nähe. »Es ist deine letzte Chance, Mr. Jobb, einigermaßen heil aus der Sache herauszukommen. Es gibt sie. Coco hält sich in London auf, das weißt du verdammt genau. Und dir ist auch bekannt, wo sie ihr Versteck hat.«
Er schwieg, drückte den Kopf dabei so weit wie möglich zurück und preßte die Lippen zusammen.
»Okay, dann bleibt uns nur noch die Zelle.«
Mr. Jobb zuckte zusammen. Gefängnisse mochte er wohl nicht von innen. Plötzlich konnte er auch wieder sprechen. »Was ist denn für mich drin, wenn ich tue, was ihr verlangt?«
»Zumindest dein Leben.«
»Das habe ich auch so.«
»Nein, mein Freund. Man wird dich holen. Auf dich lauert schon eine Vampir-Hexe, die dich in ihre Welt zerren will. Wann begreifst du das endlich?«
Mr. Jobb überlegte. Wir wunderten uns, daß er plötzlich nickte. »Ja, ich werde es tun.«
»Wie schön.«
»Und wo müssen wir hin?« fragte ich.
»In die Nähe des Flusses. Dort hält sich Coco versteckt. Auf einem Hausboot.«
»Hat sie es gemietet oder gekauft?«
»Nein, nur in Besitz genommen. Es stand leer. Niemand kümmerte sich darum.«
»Aber du kennst es?«
Er deutete ein Nicken an. »Ich kann euch hinführen.«
Suko und ich waren zwar froh darüber, doch der Gesinnungswandel war uns ein wenig zu plötzlich gekommen. Irgend etwas stimmte da nicht. Wahrscheinlich rechnete Mr. Jobb damit, daß wir gegen Coco nicht ankamen, und so dachte er sicherlich daran, uns in eine Falle locken zu können.
»Ist Coco ein Ghoul?« fragte ich.
»Sie ist alles!«
»Was denn noch?«
Er grinste mich lauernd an. »Ihr seid doch sonst so schlau, ihr Bullen. Findet es selbst heraus.«
Ich nickte. »Du wirst lachen, das werden wir auch…«
***
Die Kerzen waren schon bis zur Hälfte heruntergebrannt, aber der widerliche Gestank hatte sich nicht verflüchtigt. Seine Quelle befand sich auf dem Bett, denn dort hockte ein Monster, wie es sonst nur in den schrecklichsten Alpträumen vorkam oder in irgendwelchen Kabinetten, in denen man gewisse abnorme Wesen zur Schau stellte.
Das Monstrum war allein, denn von Melvin Miller war nichts zu sehen. Nur die auf dem Boden liegende Kleidung erinnerte noch an ihn, ansonsten war er spurlos verschwunden. Auch die Reste, die von ihm zurückgeblieben waren, befanden sich nicht mehr hier im Raum. Das Monstrum hatte sie durch das kleine Fenster nach draußen geschleudert. Jetzt schwamm das Gebein auf der dunkelgrünen Oberfläche des Kanals.
Das Monstrum saß auf dem Bett, aber es bewegte sich trotzdem. Allerdings nicht von der Stelle, denn diese zittrigen Bewegungen steckten in der Gestalt selbst. Man hätte sie als einen großen, dunklen Pudding ansehen können, eine schleimige, ovale Masse, trotz der dunklen Färbung durchsichtig, denn hinter dem widerlichen Schleim oder auch in ihm eingepackt, malte sich die Gestalt eines Menschen ab.
Einer Frau.
Es war Coco!
Verzogen, verzerrt. Nur mit gutem Willen zu erkennen, aber sie war es, daran gab es keinen Zweifel. Es war die Gestalt einer durch Voodoo-Magie verseuchten Untoten, die sich nicht ganz zurückgezogen hatte, auch wenn der Ghoulkörper präsenter war.
Er hatte seine Pflicht und Schuldigkeit getan. Sein Hunger war gestillt worden, und es war ihm ein leichtes gewesen, wieder einmal ein Opfer zu finden. So konnte, durfte und würde es weitergehen, daran glaubte er fest, denn er wußte, daß seine neue Existenz vor seiner grandiosen Doppelexistenz lag.
Coco war einmalig. In ihr hatten sich zwei Monster zu einem einzigen vereinigt. So etwas konnte nicht verborgen bleiben, und sie war froh darüber, daß sich jemand für sie interessierte, denn den Beweis dafür hatte sie jetzt wieder erbracht.
Unförmige Arme und ebenso unförmige Hände bewegten sich schwerfällig, als die Schleimpranken gegen das Gesicht drückten, als wollte sie den Schleim nach innen stoßen. Der Mund war nur ein mit Zähnen gefülltes Loch. Er bewegte sich zuckend und entließ dabei
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