108 - Der schwarze Würger
herabzustarren.
Unga hatte ihn ebenfalls erblickt. Er gab einen animalisch klingenden Laut von sich und stürmte mit Dorian in den Armen dem Schwarzen Samurai entgegen.
„Unga, nicht!" schrie Coco ihm nach.
Sie wollte nicht, daß der Cro Magnon in dieser ohnehin gefährlichen Situation seine Kräfte mit dem verhaßten Diener Olivaros maß. Deshalb versetzte sie sich in einen rascheren Zeitablauf und holte Unga ein, bevor dieser den Samurai mit der Maske erreichte. Die Welt um sie erstarrte - nur die Bewegungen Tomotadas wirkten trotz des Zeitlupeneffekts noch immer ziemlich schnell.
Der Samurai hatte seine beiden Schwerter gezückt und beschrieb mit den Klingen Figuren in der Luft.
„Er will uns ein Signal geben", rief Coco, „weil wir im schnelleren Zeitablauf seine Stimme nur als tiefes Brummen hören können. Vielleicht will er uns helfen. Mach also keine Dummheiten, Unga!" Coco ließ sich mit Unga, der noch immer den bewußtlosen Dämonenkiller in den Armen hielt, in den normalen Zeitablauf zurückfallen. Sofort vernahmen sie Tomotadas Stimme, der seine beiden Schwerter sinken ließ, als er sie sah.
Er sagte: „Mein Kokuo schickt mich, damit ich euch in Sicherheit bringe. Alle anderen in weitem Umkreis werden Vagos Fluch zum Opfer fallen."
Joan Edwards lief, so schnell sie konnte. Sie wagte nicht, sich umzusehen. Joan war nicht sicher, ob der Maskenmann sie verfolgte. Manchmal glaubte sie, seinen stinkenden Atem in ihrem Nacken zu spüren, dann wieder fühlte sie den Druck einer kalten Hand.
Sie schlug im Laufen um sich, stolperte über Hindernisse, die sie in dem unwirklichen Schein, in den die Welt getaucht war, übersah. Die Umgebung erschien ihr wie ein überbelichteter Film. Aber es war die Realität. Sie spürte den Schmerz, wenn sie sich an den gespenstisch leuchtenden Felsen stieß, wenn sie hinfiel und über den rauhen Boden schlitterte.
Aber sie rannte weiter, hinein in die schattenlose grün-leuchtende Welt vor sich. Ihre Augen tränten. Der unwirkliche Lichtschein blendete sie.
Vor ihr verschwamm alles.
Die Leuchterscheinung hatte sich zu einer gewaltigen Blase aufgebläht, die jeden Augenblick platzen konnte. Schon schien die Leuchtblase den ganzen Himmel einzunehmen.
Sie senkte sich auf die Felsen herab, dehnte sich weiter aus.
Joan konnte nicht mehr weiterlaufen. Erschöpft lehnte sie sich gegen eine Felswand.
Plötzlich hatte sie das Gefühl, nicht mehr allein zu sein. Sie wirbelte herum, Wollte weiterlaufen, da wurde sie am Arm gepackt.
„Joan! Endlich! Hier hinein!"
Sie schrie und schlug um sich. Vor ihren Augen lag ein verschwommener, grüner Schleier. Plötzlich wurde der Schleier von etwas Schwarzem aufgerissen. Die Schwärze breitete sich schnell aus, schluckte alles Licht.
Schwarz ist die Farbe des Maskenmannes! Durchzuckte es Joan, und sie schrie in Todesangst. Irgend etwas klatschte gegen ihr Gesicht, und dann war über das Dröhnen in ihrem Kopf hinweg eine vertraute Stimme zu hören.
„Joan, komm zu dir! Ich bin es, Henry! Henry Mortimer! Erkennst du mich denn nicht?"
Langsam beruhigte sie sich. „Was… Wo bin ich? Ich kann nichts sehen. Ich habe gedacht, der schwarze Samurai hätte mich eingeholt."
„Du bist in Sicherheit", sagte Henry Mortimer, Professor Portlands Stellvertreter. „Wir sind in einer Höhle. Was immer auch draußen passiert, uns kann nichts geschehen. Ich dachte schon, ich sei erblindet. Ich konnte in dem grellen Licht nichts mehr sehen. Es war ein Wunder, daß ich dich dennoch fand."
Sie preßte sich fest an ihn, war unsäglich dankbar, daß sie seine Körperwärme spüren konnte. „Henry, weißt du, was das alles zu bedeuten hat?" fragte sie. „Ist es am Ende doch der Weltuntergang?"
„Uns kann nichts passieren", versicherte er und erzählte ihr dann, daß er sich auf die Suche nach ihr gemacht hätte, nachdem die Schüsse explodierten und er erfuhr, daß sie sich vom Lager entfernt hatte.
„Hoffentlich stößt den anderen nichts zu", sagte Joan. „Bevor ich dich traf, hatte ich das Gefühl, als würde mich das grüne Licht leersaugen. Weißt du, was ich meine?"
„Ja - doch." Sie spürte in der Dunkelheit sein Kopfnicken. „Ich spürte im Gehirn plötzlich ebenfalls eine Leere. Ich kann nicht beschreiben, wie mir war. Mich überkam eine schreckliche Panik. Ich wußte nicht mehr, was ich tat. Aber plötzlich warst du da."
Sie klammerte sich fester an ihn, als wollte sie ihn nie mehr loslassen.
Joan wußte nicht mehr, wie
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