108 - Der schwarze Würger

Titel: 108 - Der schwarze Würger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dämonenkiller

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lange sie aneinandergeschmiegt in der Dunkelheit verbracht hatten, als sie ihn plötzlich sagen hörte: „Wir können nicht ewig hierbleiben. Wir müssen nach draußen."
    Sie begann so heftig zu zittern, daß ihre Zähne hörbar klapperten.
    „Na, na!" machte er. „Nachdem der erste Schreck vorbei ist, sollten wir wieder unseren gesunden Menschenverstand gebrauchen. Ich gebe ja zu, daß ich mich selbst kindisch benommen habe. Aber das ist vorbei. Komm, Joan!"
    Er ergriff ihre Hand und führte sie mit sich. Nach wenigen Schritten kamen sie zu einer Biegung und sahen vor sich eine Öffnung, durch die ein Ausschnitt des Nachthimmels zu sehen war.
    „Das Leuchten ist erloschen", sagte Henry. „Die Felsen glühen nicht mehr grün. Es ist alles vorbei. Siehst du den Sternenhimmel, Joan?"
    Sie nickte und hätte vor Erleichterung in Tränen ausbrechen können.
    Die Welt schien wieder in Ordnung, seit sie nicht mehr in das gespenstische grüne Licht getaucht war.
    Sie traten ins Freie. Über ihnen spannte sich ein normaler Nachthimmel, den die schmale Sichel des Mondes zierte.
    „Das Fanal ist nicht mehr zu sehen, Henry", sagte sie erleichtert.
    „Es ist verschwunden - und nichts ist passiert", erwiderte er. „Deine Befürchtungen waren unbegründet. Sieh dich nur um! Nirgends ist etwas Ungewöhnliches zu sehen. Komm, wir kehren ins Lager zurück."
    Sie ließ seine Hand nicht los, während sie ihm über den steinigen Pfad, die Felswand entlang, in Richtung Totes Meer folgte.
    „Ich weiß nicht, Henry", sagte sie unsicher. „Bevor ich dich fand, habe ich Leute getroffen, die überzeugt waren, daß die Leuchterscheinung eine Katastrophe auslösen würde."
    „Davon war Guru Gupta auch überzeugt", erwiderte Henry Mortimer.
    „Die Leute, die ich meine, waren aber keine Sektierer", erwiderte Joan. „Es hörte sich so an, als wüßten sie, worüber sie sprachen. Wie erklärst du dir denn das Verschwinden der Leuchterscheinung?"
    „Überhaupt nicht. Ebensowenig wie ich für die Erscheinung selbst eine Erklärung gefunden habe", erwiderte er. „Wir müssen uns damit abfinden, daß es sich um eine Luftspiegelung gehandelt hat. Wir sind da!"
    Sie sahen auf das Lager hinunter. Die Zelte standen noch alle unbeschädigt auf ihren Plätzen, ebenso die astronomischen Instrumente und Geräte. Aber niemand war zu sehen. Das Lager schien verlassen, lag wie ausgestorben da.
    Joan drückte Henrys Hand. „Kannst du jemanden sehen? Wohin sind sie alle verschwunden?" „Bestimmt haben sie sich in die Zelte zurückgezogen", sagte Henry beruhigend. „Sehen wir einmal nach."
    Joan ließ sich nur widerstrebend von ihm mitziehen. Am liebsten hätte sie sich losgerissen und wäre davongelaufen. Aber dann dachte sie an den Schrecklichen mit der Eisenmaske, und jeder Gedanke an Flucht erstarb in ihr.
    Sie starrte die verlassen wirkenden Zelte wie hypnotisiert an, während sie sich ihnen an Henrys Seite näherte. Selbst wenn Professor Portland und die anderen vor dem grünen Licht darin Schutz gesucht hatten, warum verließen sie die Zelte nicht, nun, da alles vorbei war?
    Henry erreichte das Hauptzelt und teilte den Vorhang des Einganges.
    „Professor Portland!" rief er aus und verschwand im Zelt.
    Joan folgte ihm. Sie sah den Astronomen und zwei Araber dicht aneinandergedrängt in der Mitte des Zeltes kauern. Es sah so aus, als hätten sie vor Kälte Schutz beieinander gesucht. Auf den ersten Blick wirkten sie wie mumifiziert. Sie regten sich nicht.
    „Mein Gott, Professor Portland! Was ist passiert?" rief Henry und schüttelte den Astronomen an der Schulter.
    Da hob dieser den Kopf. Sein Mund öffnete sich halb. Ein seltsamer zischender Laut kam über seine Lippen. Die Lider hatte er geschlossen. Henry hob eines an, ließ es jedoch sofort wieder los. Statt eines menschlichen Auges kam ein glühender Ball unter dem Lid zum Vorschein, der wie eine Miniaturausgabe des Fanals wirkte. Das Lid schloß sich nicht wieder, dafür hob sich das zweite. Auch darunter kam anstatt eines Auges ein grün-glühendes Etwas zum Vorschein.
    Joan mußte sich auf die Faust beißen, um nicht vor Entsetzen zu schreien.
    „Professor Portland, können Sie mich hören?" fragte Henry eindringlich.
    Der Kopf des Astronomen sank auf die Brust und ruckte wieder hoch, als wollte er diese Frage durch ein Nicken bejahen. Jetzt hob er beide Hände und streckte sie wie ein Schlafwandler von sich.
    Joan zog Henry in plötzlicher Angst außer Reichweite des