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108 - Die Fratze des Grauens

108 - Die Fratze des Grauens

Titel: 108 - Die Fratze des Grauens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: A.F.Morland
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»Ich werde versuchen, den Weg ohne dich zu finden und meiner Bestimmung gerecht zu werden«, sagte er leise.
    Er spürte, daß die Bande, die zwischen ihm und seiner Mutter bestanden hatten, zerrissen waren. Er empfand nichts angesichts dieser Toten. Vor ihm lag eine Frau, die nicht mehr lebte, ohne jede Bedeutung für ihn. Er würde sie vergessen. Wozu sollte er sich mit einer nutzlosen, sentimentalen Erinnerung belasten? Bald würde er nicht mehr wissen, daß es sie gegeben hatte. Das Leben ging weiter.
    Sein Leben ging weiter, und er würde nicht zurückblicken. Er begab sich zu Nevilles Dienstwagen, stieg ein und fuhr los. Egal, welche Schwierigkeiten die Zukunft bringen würde, er fühlte sich kräftig genug, sie zu meistern.
    ***
    Finstere Mächte bereiteten sich auf einen großen Schlag vor. Schwarzes, schleichendes Gift kroch durch London. Niemand ahnte es, aber die Gefahr wuchs von Stunde zu Stunde.
    Die schwarzen Strömungen konzentrierten sich auf einen bestimmten Stadtteil - auf Soho. Als befände sich hier das Herz von London. Ein Herz, das bald schon nach dem Willen der Hölle schlagen sollte…
    ***
    Robert Ellis erreichte die große, fremde Stadt. Der Polizeiwagen wurde ihm allmählich zu heiß, deshalb ließ er ihn in der Nähe einer Tankstelle stehen und ging zu Fuß weiter. Man würde den Wagen irgendwann entdecken und wissen, daß er sich in London befand, doch das störte ihn nicht.
    Die Stadt war riesig. Er hatte das gewußt, aber er hatte sich nicht vorstellen können, daß sie so groß war.
    London war ein Eldorado für Leute, die untertauchen wollten. Wie sollte man hier einen einzelnen Mann aufstöbern? Ellis hielt es für unmöglich, daß man ihn erwischte.
    Er lief durch eine Straße, die von Backsteinhäusern flankiert war. Die meisten Vorgärten waren gepflegt. Ein alter Mann saß auf einer Bank in der Sonne. Seine Hände lagen auf dem gebogenen Griff eines Stocks. Er schaute Ellis nach. Es war die einzige Beschäftigung, die ihm nach einem arbeitsreichen Leben geblieben war: vorbeigehenden Leuten nachzusehen.
    Ellis hoffte, nie so zu werden. Die Langeweile hätte ihn umgebracht.
    Der Killer aus Norbilane sah einen Autobus um die Ecke biegen. Der Bus hielt zufällig fast genau neben ihm. Er stieg, einer Eingebung gehorchend, ein, bezahlte für vier Stationen und stieg nach Minuten wieder aus.
    Er hatte keinen Plan. Er ließ sich einfach treiben, vertraute darauf, gelenkt zu werden.
    Er dachte an Omar Neville und grinste eisig.
    Wahrscheinlich hatte man den Inspektor schon gefunden.
    Sie werden nach mir fahnden, dachte Ellis. Aber hier bin ich sicher.
    Jemand stieß unabsichtlich mit ihm zusammen. Ein Mann mittleren Alters. Ellis’ Hand fuhr sofort in die Hosentasche zum Messer. In seinem Blick war ein Ausdruck, der den anderen erschreckte.
    »Sorry«, sagte der Mann hastig. »Ich war in Gedanken. Es tut mir wirklich leid.«
    »Paß nächstens besser auf!« knurrte Ellis. Das Messer blieb, wo es war.
    »Ja«, stieß der Mann nervös hervor und trachtete, sich von Ellis abzusetzen.
    Ellis kaufte sich eine Tüte Popcorn, und während er die weißen Flocken aß, überlegte er, wie es mit ihm weitergehen sollte. Er lauschte in sich hinein, stellte sich Fragen, die er jedoch nicht beantworten konnte.
    In ihm gähnte noch eine Leere. Sie würde sich auffüllen, vielleicht schon beim nächsten Alptraum. Das bedeutete, daß er darauf warten mußte, und das wiederum hieß, daß er sich eine billige Unterkunft suchen mußte.
    HOTEL stand in schmutzigen Neonbuchstaben auf dem kleinen alten Haus, Es stand in einer düsteren Straße, nicht sehr weit von einer Bar entfernt, die jetzt nicht auf hatte. Ein Zimmer in dieser unscheinbaren Bruchbude konnte nicht viel kosten.
    Ellis lenkte seine Schritte auf den Hoteleingang zu.
    Jemand schien die untere Hälfte des Türglases eingetreten zu haben, denn sie war durch grauen Karton ersetzt worden. Allerdings schien es sich um eine Dauerlösung zu handeln, denn der Karton sah nicht so aus, als befände er sich erst seit gestern an dieser Stelle, Ellis öffnete die Tür. Feuchte, muffige Luft schlug ihm entgegen.
    Im Erdgeschoß kriegt man mit Sicherheit rostige Glieder, dachte er. Ich werde ein Zimmer im ersten Stock verlangen. Sollte keines frei sein, gehe ich wieder.
    Zwei Stufen führten nach unten. Ein abgewetzter, farbloser Teppich bedeckte sie, wie auch einen Großteil des kleinen Empfangsraumes. Links standen zwei Sessel an der Wand, die man besser

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