1081 - Die Mutprobe
gut.«
»Aber was soll das?« jammerte Mike.
»Damit hast du zwei Menschen töten wollen. Meinen Kollegen hast du damit verletzt. Er ist dem Tod wirklich im letzten Augenblick von der Schippe gesprungen. Als du hier in das Zimmer gestürmt bist, habe ich eingegriffen, sonst hätte es auch hier ein Blutbad gegeben. Das sind leider keine Scherze, Mike.« Ich legte das Messer weg und nahm dem Jungen dann die Handschellen ab.
Er sank in seinem Sessel zusammen.
Legte die Hände gegen sein Gesicht und schüttelte den Kopf. Es war ihm noch immer unmöglich, die Tatsachen zu begreifen.
»Warum soll ich das denn alles getan haben?«
»Das möchten wir gern von dir wissen.«
»Ich habe keine Ahnung.«
»Wirklich nicht?«
»Ich lüge nicht. Sie haben mir das Messer aus der Küche meiner Mutter gezeigt. Ich wohne gar nicht bei ihr. Ich weiß nicht, wie ich zu der Waffe gekommen bin.«
»Wo lebst du dann?«
»Zusammen mit anderen Studenten in einer Wohngemeinschaft.«
»Du bist Student?«
»Klar.«
»Das habe ich dir ja nicht ansehen können. Es gibt zudem nur wenige Studenten, die sich als Killer verdingen.«
»Ich bin kein Killer!« brüllte er mich an und zitterte dabei. »Verdammt noch mal, ich… ohhh…«, er konnte nicht mehr reden. Die Kopfschmerzen waren wohl zu stark geworden.
Ich ließ ihn in Ruhe. Vorerst zumindest. Er würde uns noch etwas sagen müssen, denn er war die einzige Spur zu der Macht, die hinter ihm stand.
Milena schaute mich an. »Ich denke, daß wir so nicht weiterkommen, Mr. Sinclair.«
»Da haben Sie wohl recht. Aber es bleibt uns nichts anderes übrig. Er wird sich irgendwann daran erinnern müssen, sonst stehen wir dumm da. Ich glaube nicht, daß er uns hier etwas vorspielt. Mit ihm ist etwas passiert. Jemand hat ihn in den Bannkreis des Bösen geholt. Eine andere Möglichkeit gibt es für mich nicht.«
»Kann sein«, gab Milena zu. »Ich will mich ja nicht in Ihre Angelegenheiten mischen, aber ich denke, daß es möglicherweise der falsche Weg ist, den Sie eingeschritten haben.«
»Kennen Sie einen besseren?«
»Möglich.«
»Welchen?«
Milena lächelte. »Darf ich es versuchen, Mr. Sinclair? Erlauben Sie das?«
Ich war von diesem Vorschlag ein wenig überrascht. »Glauben Sie denn, daß er zu Ihnen mehr Vertrauen haben wird, weil Sie eine Frau sind?«
»Nein, nein, das hat damit nichts zu tun. Aber sehen Sie mich einfach als eine Person an wie auch die Kunden es tun, die zu mir kommen. Ich bin zwar keine perfekte Hypnotiseurin, aber auch ich schaffe es, Menschen in einen Zustand der Trance zu versetzen. Nicht so tief, doch für unsere Zwecke müßte es reichen, hoffe ich.«
Guten Ideen war ich nie abgeneigt. Und diesen Vorschlag hielt ich für eine gute Idee.
Auch Suko war dieser Ansicht. »Laß sie nur machen, John. Du hast es nicht geschafft, aber wir müssen weiterkommen.«
Ich blies die Luft aus. »Ja, das sehe ich ein.« Ich wies auf Mike, der die Augen jetzt geschlossen hielt. »Meinetwegen können Sie beginnen, Milena.«
Sie war dagegen. »Nein, nicht hier, John. Ich plädiere dafür, daß Mike in eine andere Umgebung kommt.«
»An was hatten Sie denn gedacht?«
»Nebenan befindet sich mein Arbeitszimmer. Ich möchte vorschlagen, daß wir Mike dorthin bringen.«
Wenn sie es für richtig hielt, bei mir und Suko traf sie auf keinen Widerstand. »Das ist schon okay«, sagte ich.
»Ich gehe dann vor.« Sie stand auf und verließ den Raum. Ich blieb noch auf der Stelle stehen und schaute Suko an.
»Ja, John, sieh es ein, es ist eine Chance.«
»Gut. Ich weiß ja, wenn ich nachgeben muß. Und was ist mit dir? Wie fühlst du dich?«
»Denk an meinen Geburtstag, den ich heute feiern kann. Da fühlt man sich nicht schlecht.«
»Stimmt auch wieder.«
Mike Warner hatte alles gehört. Als ich vor ihm stehenblieb, wollte er es genau wissen und flüsterte:
»Was habt ihr mit mir vor? Was soll ich denn tun?«
»Milena möchte mit dir reden.«
»Sie will sich rächen - wie?«
»Nein, nur sprechen, das ist alles.« Er schaute mich an wie jemand, der nur schwer etwas glaubte. »Du kannst mir vertrauen, Mike, aber wir müssen in diesem verdammten Fall endlich weiterkommen.«
»Das will ich ja auch«, flüsterte er.
»Eben.« Ich streckte ihm die Hand entgegen, um ihm hochzuhelfen. Er nahm die Hilfe an, und es war gut, daß er die Stütze erhielt, denn er war ziemlich wacklig auf den Beinen. Ich führte ihn auf die Tür zu und dann aus dem Zimmer.
Lichtschein fiel
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