1084 - Stätte der Verdammnis
ich. Ich wies auf die Tür. »Nach dir, bitte…«
***
Suko und der Rote Ryan waren zu weit vom Haus entfernt, um etwas Genaues sehen zu können. Sie hatten nur das Geräusch der zersplitterten Scheibe mitbekommen, danach nichts mehr. Kein Schrei, keine Stimmen, auch wenn sie auf dem Fleck standen und dabei wie gespannt wirkten.
Selbst der Mann aus Aibon war irritiert. Er mußte sich gedanklich erst zurechtfinden. Suko wollte nicht so lange warten und machte sich auf den Weg. Mit langen Schritten lief er auf das Haus zu. Er war wieder voll dabei. Er konnte sich wieder auf sein Augenlicht verlassen und sah im Dunkeln so wenig wie jeder andere Mensch auch. Deshalb ging er das Risiko ein und holte seine kleine Leuchte hervor. In ihrem Schein bewegte er sich mit schnellen Schritten weiter und suchte den Boden nach irgendwelchen Fallen ab.
Hindernisse machten den Weg zum Haus zu einem Slalomlauf: Baumstämme, rutschige Stellen, zähes Buschwerk und das dichte Unkraut, auf dem das Laub eine glatte Schicht gebildet hatte.
Er sah das Licht an der Hauswand. Aus einem Zimmer in der ersten Etage drang es hervor, und Suko lief jetzt langsamer. Er wollte nicht noch einmal in die Falle des Mondschein-Monsters laufen.
Jetzt wußte er auch wieder, was mit Jeff Coogan geschehen war und wie er ihn hatte erledigen können.
In gebührender Entfernung blieb Suko stehen, um seine Dämonenpeitsche zu ziehen. Er schlug den Kreis, die drei Riemen lagen frei, dann steckte er die Waffe wieder zurück in den Gürtel. Sie hatte ihm gegen Coogan geholfen, und er setzte darauf, daß die Kraft groß genug war, um auch den anderen zu schaffen.
Der Rote Ryan war zurückgeblieben. Er hörte nichts. Nicht ihn und auch nicht Kalik. Die Stille gefiel ihm auch nicht. Nach allen Seiten sichernd bewegte er sich auf das Haus zu und blieb dann stehen, als er den besten Blickwinkel hatte.
Das Fenster in der ersten Etage war offen, aber es war nicht normal geöffnet worden. Man hatte es zerstört. Die Scherben waren nach draußen gefallen und lagen dicht vor Sukos Füßen.
Dann schrak er zusammen, weil er in diesem hellen Raum eine Stimme gehört hatte. Nicht nur eine.
Es drang auch eine Frauenstimme nach draußen.
Hatte John auch gesprochen?
Er kam nicht mehr dazu, nachzufragen, denn er hörte ein bekanntes Geräusch. Eine Tür war zugeworfen worden. Suko ging davon aus, daß das Zimmer jetzt leer war.
Er drehte sich um. Niedergeschlagen war er nicht, auch wenn er Kalik nicht gesehen hatte. Er ging nur davon aus, daß dieses Monster noch nicht besiegt war und wiederkommen würde.
Der Kampf ging also weiter.
Diesmal jedoch nach seinen Regeln.
Plötzlich stand der Rote Ryan neben ihm. Er lächelte. Der Wind spielte mit seiner weiten Kleidung.
»Ich denke, wir sollten uns mal im Haus umsehen, mein Freund…«
***
Das Licht war fahl, das Licht war falsch. Es hatte sich durch nichts aufhalten lassen. Nicht durch Mauern und Wände. Als grüner Schimmer verteilte es sich auch im Treppenhaus und malte zusätzlich die zweite Umgebung, eben Aibon.
Es war schon gewöhnungsbedürftig für mich, durch diese beinahe schon virtuelle Landschaft zu gehen, die zwar vorhanden war, aber in Wirklichkeit in einer anderen Welt lag.
Tricia sprach nicht darüber. Sie hatte sich damit abgefunden und nahm es als normal hin. Es konnte auch sein, daß sie sich darüber freute, schließlich war diese Welt für sie so etwas wie ein Zukunft.
Sie erhielt einen ersten schwachen Überblick von dem, was sie auf der anderen Seite erwartete.
Sie hatte sich ruhig verhalten, und so lag die Treppe bald hinter uns. Bevor wir die Bar betraten, hielt ich sie zurück. Als sie meine Hand auf ihrer Schulter spürte, verzog sie verächtlich die Lippen.
»Was willst du denn noch?«
»Dich warnen.«
»Wer sollte mir denn gefährlich werden?«
»Kalik ist nicht jedermanns Freund«, warnte ich sie. »Für ihn zählt nur der Vorteil und der seines Schickers oder Erschaffers. Das solltest du nicht vergessen. Denk auch daran, was mit den Rileys passiert ist. So kann es dir auch ergehen.«
»Ich bin nicht sie.«
»Wie du willst.«
Ich ließ Tricia wieder vorgehen, blieb allerdings dicht hinter ihr, weil ich nicht wollte, daß sie irgendwelchen Ärger machte. Ich bezweifelte noch immer, daß sie voll und ganz auf meiner Seite stand. Da konnte es noch einige Überraschungen geben.
Die Bar glich einer Gruft, wenn ich von der Stille ausging, die dort herrschte. Alles war ruhig. Keine
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