1085 - Der Symbionten-Träger
anderen von dir gaben. Es tut mir leid, Quiupu, aber du hättest uns beiden den Schrecken erspart, wenn du mir deinen Namen schon vorher genannt hättest, als wir über Telekom miteinander sprachen."
Dabei lachte er! Lachte wie ein Mensch, dem eine schwere Last von den Schultern gefallen war. Quiupus Verwirrung wurde noch größer.
„Aber Valensen und die anderen müssen doch von mir geredet haben", sagte er, nach wie vor mißtrauisch.
„Nein", bedauerte Pleharisch. Er kam auf den Forscher zu und streckte ihm eine Hand entgegen. „Sie sprachen immer nur von dem Verrückten, der hier unten sitzt und sie noch alle in den Nervenzusammenbruch treibt. Quiupu, ich möchte mich entschuldigen.
Aber als du plötzlich auf mich zukamst und nach dem ... dem Supervirus griffst, da übermannte mich die Angst davor, daß du es mir wieder fortnehmen könntest."
„Weshalb sollte ich das tun wollen?"
Zögernd ergriff das kosmische Findelkind die dargebotene Hand. Pleharischs Miene drückte echtes Bedauern aus. Und jetzt glaubte Quiupu, den Grund für den Angriff zu kennen.
Er hatte ihn selbst provoziert, ohne es zu wollen. Er verwünschte sich dafür, auf Lokvorth nicht dazu gekommen zu sein, die von Bull geschickten Befallenen gründlich zu untersuchen. Mit der Zunahme von Intelligenz, Mut und Reaktionsvermögen mußte eine mindestens ebenso starke Sensibilisierung einhergegangen sein. Diese Menschen hatten die wunderbare Erfahrung der Bewußtseinserweiterung durch die Symbionten gemacht, die ihrem Körper einen kleinen Teil seiner Substanz entnahmen, um sich zu ernähren und zu erhalten. Dafür sonderten sie im Gegenzug stimulierende Substanzen im Kreislauf und im Gehirn ihrer Träger ab. War es da nicht nur natürlich, daß die Befallenen keine größere Angst kannten als die, daß sie ihr Supervirus eines Tages wieder würden verlieren müssen?
„Es tut mir" wirklich leid", sagte Pleharisch. „Es ist unverzeihlich, daß ich auf dich schoß. Ich weiß selbst nicht, was über mich kam. Aber vielleicht kann ich es eines Tages wiedergutmachen. Bleiben wir trotzdem Freunde?"
„Ich bin nicht nachtragend", erklärte Quiupu, längst versöhnt. „Aber schau, was du angerichtet hast! Die halbe Einrichtung ist unbrauchbar geworden. Valensen wird toben. Ich wundere mich sowieso, daß er sich noch nicht gemeldet hat."
„Ich helfe dir, die Schäden zu reparieren", versprach Pleharisch. „Komm, wir fangen gleich damit an."
Er wollte den Strahler zurück in die Kombination stecken. Quiupu streckte fordernd die Hand aus.
„Gib ihn mir. Das ist doch die gleiche Waffe, die du auch im Archiv schon hattest. Was willst du noch damit, wenn du keine solchen Dummheiten mehr machen wirst?"
„Oh!" Der Terraner zuckte entschuldigend die Schultern. „Natürlich. Hier hast du sie.
Gib sie meinetwegen Valensen, aber sage ihm nichts davon, daß ich die Nerven verlor.
Ich meine, es war schwer genug, ihn zu überzeugen."
Wovon? dachte Quiupu. Für einen Moment glaubte er, etwas in Pleharischs Gesicht zu sehen, das ganz und gar nicht zu seiner zur Schau getragenen Reue paßte. Dann aber redete er sich ein, daß nun er es war, der überreizt reagierte.
Dieser Mann brauchte jemanden, der sich um ihn kümmern und sich in ihn hineinversetzen konnte. Vermutlich befanden sich auch die anderen dreiundzwanzig Superviren-Träger in ähnlicher Lage. Quiupu stellte eine Frage nach ihnen, doch Pleharisch konnte nur bedauernd feststellen, daß er von ihrem Verbleib nichts wußte.
Sie hatten sich getrennt.
Quiupu hatte eine zweite Frage auf der Zunge, verkniff sie sich aber. Er hatte Probleme genug - auch ohne Srimavo.
„Komm!" sagte Pleharisch. „Versuchen wir zuerst einmal, die Platte wieder in Ordnung zu bringen."
Damit hatte er die Initiative ergriffen. Quiupu packte mit an, und so sehr war er bereits in Gedanken damit beschäftigt, wie er dem neuen Mitarbeiter helfen konnte, besser mit seinen Problemen fertig zu werden, daß ihm überhaupt nicht auffiel, daß Pleharisch keine einzige Frage nach dem Verbleib des Viren-Fragments stellte - oder nach Kirt-Dorell Ehkesh und Donna St. Laurent, die auf Lokvorth zurückgeblieben waren.
Es hatte den Anschein, als hätte der von den anderen Verschmähte jetzt endlich einen Freund in der Schaltstation gefunden. Tarla war zwar nett zu ihm, aber was sie ihm entgegenbrachte, war keine Freundschaft, sondern Mitleid.
Der Rest von Mißtrauen, der trotz allem noch geblieben war, verschwand, als Valensen
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