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1087 - Blutjagd

1087 - Blutjagd

Titel: 1087 - Blutjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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mitgenommen«, sagte ich und deutete auf das am Haken hängende Kleidungsstück.
    »Ja, das ist seltsam«, flüsterte Bill.
    »Er hat sie nicht mehr dazu kommen lassen«, sagte ich.
    Bill fuhr herum. Sein Gesicht war kantig geworden. »Du meinst, daß Ezra sie geholt hat?«
    »Ja.«
    »Aber er kann sie nicht beißen, verdammt! Ihr Blut ist für ihn verseucht!«
    »Stimmt alles, Bill. Wie ich vorhin schon andeutete, kann man mit dieser Frau auch etwas anderes anstellen und sie für einen bestimmten Zweck benutzen.«
    Er wurde noch blasser und nervöser. »Verflucht, ich bin durcheinander. Bring mich mal auf die richtige Schiene.«
    »Er kann sie als Geisel geholt haben.«
    Bill schwieg und schaute zu Boden. Suko hatte bisher noch nichts gesagt. Jetzt verließ er auch schweigend das Abteil. Ging aber nicht weit, wie ich erkennen konnte, als ich mich nach rechts drehte. Und er war auch schnell wieder zurück.
    »Deine Geisel-Theorie könnte stimmen, John. Wenn alles so zutrifft, dann hat er den Zug mit Estelle Crighton auf der anderen Seite verlassen. Die Fahrgäste sind ja nur dort ausgestiegen, wo Bill auch den Zug verlassen hat.«
    Unser Freund sank auf einen Sitz. Gedankenverloren strich er über Estelles Handtasche hinweg.
    »Ich habe schuld«, flüsterte er. »Ich hätte sie nicht aus den Augen lassen sollen.«
    Ich sprach dagegen. »Hör auf, dir jetzt Vorwürfe zu machen. Dein Handeln war menschlich und auch richtig. Du hast noch immer unter dem Eindruck gestanden, daß Estelle gegen einen Vampir praktisch immun ist.«
    »Darauf hat sie auch gesetzt. Sie kam mir beinahe schon fröhlich vor, als sie mich verließ.« Er schüttelte den Kopf. »Das ist der reine Wahnsinn, den ich nicht nachvollziehen kann.«
    »Er weiß aber, wer du bist.«
    »Sicher, John!«
    »Und er weiß, daß du eine Waffe besitzt, die ihm gefährlich werden kann. Was tut er? Er holt sich ein Druckmittel. Vielleicht wäre schon einiges über die Bühne gelaufen und du wüßtest mehr, wenn wir ihm mit unserem Erscheinen nicht einen Strich durch die Rechnung gemacht hätten. Jetzt muß er umdisponieren. Er will nicht nur Estelle, sondern auch dich.«
    »Dann müßte er mir ja bald eine Nachricht schicken, wenn das alles so stimmt wie du sagst.«
    »Damit rechne ich.«
    »Und was tun wir?«
    Ich zuckte die Achseln und schaute Suko an, weil ich wollte, daß er auch einverstanden mit dem war, was ich sagte. »Es ist eigentlich simpel, Bill. Wenn er tatsächlich gesehen hat, daß wir zusammengehören, kennt er aber nicht die wahren Gründe. Er wird möglicherweise denken, daß wir von der Bahnleitung sind, um den Zug wieder in Gang zu bringen, wie auch immer. Auf jeden Fall wird er uns nicht für das halten, was wir tatsächlich sind. Und genau das ist unsere Chance.«
    »Drück dich genauer aus.«
    »Wir bleiben im Hintergrund. Du nicht. Du zeigst dich, und du spielst ebenfalls den Lockvogel.«
    »Wenn das mal gutgeht.« Bill war ziemlich deprimiert, sonst hätte er eine derartige Antwort nicht gegeben.
    »Es muß gutgehen. Es ist bisher immer gutgegangen. Wir ziehen uns jetzt zurück. Versuche du, dich möglichst normal zu bewegen. Alles andere wird sich ergeben.«
    Er nickte. »Okay, steigen wir ein…«
    ***
    Es war für Estelle Crighton nicht einfach zu akzeptieren, daß der Lokführer ebenfalls zu einem Vampir geworden war und daß ihn Bill hatte erlösen müssen. Sie kannte den Mann, sie hatte mit ihm gesprochen, noch vor kurzem, und jetzt lebte er nicht mehr. Das wollte einfach nicht in ihren Kopf.
    Sie war wieder eingestiegen. Erst jetzt merkte sie den Temperaturunterschied zwischen draußen und drinnen. Der Schauer auf ihrer Haut blieb auch in der nächsten Zeit noch bestehen. Sie war nervös geworden und nagte an ihrer Unterlippe.
    Die Reisenden hielt nichts mehr in ihren Wagen und in den Abteilen. Sie standen im Gang oder bewegten sich dort. Viele liefen zu den Türen und zerrten sie auf. Sie sprangen ins Freie. Wahrscheinlich würden sie den armen Bill Conolly mit zahlreichen Fragen bestürmen, die er auch nicht beantworten konnte.
    Estelle ging fast durch den gesamten Zug und drehte dann wieder um, damit sie zu ihrem Abteil zurückgehen konnte. Sie hatte einfach den Wunsch gehabt, sich überall umzusehen, denn sie suchte den Killer. Sie wollte ihm gegenüberstehen. In sich spürte sie eine außergewöhnliche Kraft, die sie erst in den letzten Minuten erreicht hatte. So kam sie sich vor wie eine Batterie, die aufgeladen war und jetzt

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