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1087 - Blutjagd

1087 - Blutjagd

Titel: 1087 - Blutjagd Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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gemerkt. Scheiße, verdammte Scheiße. Daß ich in so was reingerate…«
    Bill schüttelte ihn. Es tat ihm leid, aber er brauchte Menschen, die nicht in Selbstmitleid vergingen, sondern sich den verdammten Problemen stellten und dabei die Nerven behielten.
    Aus roten Augen starrte ihn Silvio an. Seine Zigarette verglühte im Ascher. »Was ist denn jetzt?«
    Bill wies zur Wagendecke. »Ich weiß nicht, ob er sich noch dort oben aufhält oder bereits wieder in den Zug gestiegen ist. Alles ist möglich. Aber eines steht fest. Er ist nicht der einzige Vampir hier im Zug.«
    »Waaaaas…?«
    »Ja.«
    »Wer denn noch?«
    »Das Personal. Die beiden Schaffner.«
    Dem Kellner fielen fast die Augen aus dem Kopf. Er bekam auch seinen Mund nicht mehr zu. Er mußte das Gefühl haben, den Boden unter den Füßen zu verlieren. Nach einigen Sekunden hatte er sich so weit gefangen, daß er wieder sprechen konnte. »Aber… aber… das wissen Sie doch nicht genau - oder?«
    »Nicht hundertprozentig, aber Estelle wird sich darum kümmern. Haben Sie meine Begleiterin in der Zwischenzeit gesehen?«
    »Nein, sie war nicht hier.«
    »Dann werde ich nachschauen müssen.«
    Silvio sprang hoch. »Und ich? Lassen Sie mich hier allein? Was ist, wenn der Blutsauger zurückkommt?«
    »Bleiben Sie hier. Überall im Zug können Sie in Gefahr geraten.«
    Silvio schaute auf die Scheibe, an der noch immer letzte Blutstreifen entlangliefen. »Nein, ich will mich verstecken. Ich steige aus!« rief er. »Wir werden bald in Lancaster halten. Danach kommt Liverpool, dann Manchester. Mich kriegt keiner mehr in diesen rollenden Sarg zurück.«
    »Das bleibt Ihnen überlassen«, sagte Bill.
    »Steigen Sie doch auch aus.«
    »Nein, ich mag es nicht, einen Blutsauger herumlaufen zu lassen.«
    »Wollen Sie ihn killen?«
    »So kann man es auch sagen.«
    Silvio wußte nicht, welche Antwort er geben sollte. Und so schüttelte er nur den Kopf.
    Bill ließ ihn sitzen. Er wußte jetzt, daß die Zeit drängte. Zuviel war schon vergangen, ohne daß etwas Entscheidendes geschehen wäre. Das mußte sich ändern.
    Bisher kannte Bill nur die Wagen der Ersten Klasse und das Zugrestaurant. In die zweite Klasse hatte er sich noch nicht verirrt. Das mußte er nachholen.
    Er dachte dabei an Estelle. Er sah sie vor sich. So schmal, so fragil und fein lächelnd. Aber in ihr steckte eine gewaltige Kraft oder Macht, vor der selbst Blutsauger zurückschreckten. Ezra York hatte es nicht geschafft, sie leerzusaugen, und Bill kannte mittlerweile auch den Grund. Er war ebenso geheimnisvoll und rätselhaft wie das Auftauchen der Vampire. Ein Engel hatte Estelle in ihrer Kindheit vor dem Ertrinken gerettet und sie auch später nicht ohne Schutz gelassen. Er hatte ihr einen Teil seines Atems eingeflößt oder seiner Kraft, und erst heute hatte sie erlebt, was das bedeutete. Da war ihr zum zweitenmal das Leben gerettet worden, und sie wußte nun, daß sie etwas Besonderes war.
    Bill zog die Tür auf.
    Es wurde kälter. Auf der Plattform zwischen den beiden Waggons zog es. Der Wind pfiff ihm um die Ohren, doch das waren nur Nebensächlichkeiten. Ihm kam es darauf an, Estelle Crighton zu finden.
    Die zweite Klasse tat sich vor ihm auf. Wieder mußte Bill eine Tür öffnen.
    Gedimmtes Licht. Menschen, die auf den Sitzen hockten und die Augen geschlossen hatten. Der Wagen war kaum besetzt, so hatten es sich die wenigen Fahrgäste bequem machen können und die Beine ausgestreckt. Das Schaukeln des Zugs hatte ein übriges getan. Über ihren Köpfen verteilte sich das Licht wie ein blasses Feuer.
    Eine seltsame Düsternis, wie Bill fand. Möglich war auch, daß er sich alles nur einbildete. Bei seinen überreizten Nerven konnte die Normalität schon mal verzerrt wirken oder sich zu einer schaurigen Fata Morgana verändern.
    Auf den zweiten Blick war das Bild schon nicht mehr so normal. Und es hatte auch nichts mit irgendwelchen Vorstellungen zu tun, denn die Schaffnerin war echt. Sie hatte den Wagen betreten und hielt sich noch nahe der Tür auf. Zwar war sie einen Schritt weit gegangen, zögerte dann, spreizte die Arme etwas vom Körper ab, und erinnerte dabei an eine Person, die sich über ihre folgenden Schritte nicht mehr richtig schlüssig ist.
    Bill Conolly war nicht weitergegangen. Er hatte sich eine möglichst dunkle Stelle ausgesucht. So konnte er nicht so rasch entdeckt werden. Er wartete ab. Die Blutsaugerin sollte reagieren. Zudem war er sich nicht hundertprozentig sicher, ob die

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