1088 - Der ewige Krieger
in dem das Gute aus sich selbst heraus nicht gegen das Schlechte bestehen kann. Feuer mit Feuer bekämpfen, das tue ich. Ich bin die Leidenschaft, das Temperament. Ich bin wach, du träumst. Du bist schwach, ich stark. Du bist eine Nebenerscheinung, ein Zufallsprodukt, ich bin die primäre Kraft, die die Porleyter bewußt hervorgehoben haben, weil sie auf der Höhe ihres Seins in ihrer grenzenlosen Weisheit erkannten, daß es ohne mich - den Kämpfer wider alles Schlechte und Negative - keinen Fortbestand gibt. Man hat mich als deinen Gegenpol erschaffen, weil du allein zu schwach bist, den Porleytern eine gesicherte Existenz zu bieten."
So sprach Cosino, der Ewige Krieger, voll Aggressivität, in tiefem Zorn und unversöhnlichem Haß auf ALLES.
Und Voire wußte zu entgegnen: „Du Verblendeter. Du weißt es nicht besser. Ich verzeihe dir, muß dir verzeihen. Dir ist jeder ein Feind - und du bist eines jeden Feind.
Selbst die Porleyter bekämpfst du, machst ihnen angst, stellst dich ihrer Entwicklung entgegen, hemmst sie. Du bist nicht der Kämpfer wider das Böse, du trägst alles Schlechte und Negative in dir, dessen sich die Porleyter entledigen wollten. Du bist im Sinn des Wortes mein Antipode, das genaue Gegenteil von mir. Du kämpfst nieder, was ich zu erhalten versuche."
Voire sprach sehr klug und überlegt. Sie, das Sammelbecken für die positiven Kräfte eines ganzen Volkes, erkannte die Wahrheit besser als ihr ungleicher Bruder, denn ihr Temperament machte sie nicht blind, es weitete ihr Sinnesspektrum.
„Ich, Voire, das gute Gewissen eines Volkes, bin dazu erschaffen, die Porleyter wieder auf den rechten Weg zurückzubringen, falls sie einst der Versuchung unterliegen sollten.
Die Porleyter haben mich erschaffen, damit ich lenkend eingreife, falls sie den negativen Kräften erliegen und auf Abwege geraten. Ich wurde ganz bewußt als positive mentale Kraft erschaffen. Du dagegen bist ein Kind des Zufalls, wurdest ungewollt ins Sein gerufen. Du entstandest, als die Porleyter versuchten, sich von allem Bösen und Negativen zu reinigen, das ihnen noch anhaftete. Sie erkannten erst nach diesem Reinigungsprozeß, wie viel Negatives, bei aller Größe und Reife, noch an ihnen war.
Du, Cosino, wurdest so stark und mächtig, nicht weil man dir soviel Macht geben wollte, sondern weil sich die Porleyter ihrer animalischen Urtriebe entledigen wollten. Sie sind selbst am meisten über dich entsetzt, sie wußten nicht, daß ein solcher Krieger aus dir werden würde, daß du überhaupt werden könntest. Nun gibt es dich, und die Porleyter müssen mit dir leben. Aber sie haben dich unter Kontrolle. Ist es nicht der beste Beweis dafür, daß sie dich nicht brauchen, weil sie dir die Freiheit nicht geben? Sie halten dich gefangen, weil sie dich fürchten und nichts mit dir zu schaffen haben wollen."
Cosino erwiderte: „Du bist in deinem Zwinger so gefangen wie ich. Deiner schämen sich die Porleyter, denn du bist das Produkt ihrer Schwäche. Die Porleyter eliminieren dich nur nicht, weil sie befürchten, du könntest in sie zurückfließen. Und wenn Ähnliches auch auf mich zutreffen mag, so weiß ich, daß ich einst von den Porleytern gerufen werde, um ihnen im Überlebenskampf beizustehen. Ich bin der Krieger, der den Fortbestand der Porleyter garantiert."
So stritten die beiden ungleichen Geschwister miteinander.
Die Wahrheit ist, daß die Porleyter weder Voire noch Cosino bewußt heraufbeschworen hatten. Sie waren beide ein Produkt des Zufalls, deren Entwicklung gefördert wurde, als die Porleyter in ein bestimmtes Stadium der Evolution traten.
Die Porleyter duldeten die Entstehung Voires, die paramentale Manifestation all ihrer guten und positiven Eigenschaften.
Und ebenso duldeten sie Cosino, der aus den ihnen innewohnenden schlechten und negativen Werten hervorging.
Sie nahmen sie beide unter Verschluß und trennten sie voneinander. Die Porleyter bewahrten sich Voire für den Fall auf, daß sie eines Tages die Hybris überkommen könnte und sie eine leitende Kraft brauchten, die sie auf den rechten Weg zurückführte.
Aber die Porleyter waren keine Träumer, sie ignorierten nicht die Realitäten.
Und also versicherten sie sich Cosinos für Zeiten der Not, in der alle ihre Wunderwaffen versagten und sie eine ultimate Macht brauchten, um ihre Lebensziele weiterverfolgen zu können. Und diese allerletzte Waffe sollte Cosino, der Ewige Krieger sein.
Die Gefahr, daß Cosino freikam und außer Kontrolle
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