109 - Kastell des Dämons
endlich
war er drüben.
Die Tür des
Haupteingangs wurde geöffnet, noch ehe William Freely den Klingelknopf berührt
hatte.
„Na, wer
sagt’s denn! Prompte Bedienung“, bemerkte er.
Vor ihnen standen der Butler und Jenifer Harper. Amos war mit zwei
Koffern beladen.
Schnell
erklärte Jenifer, bevor Mister Freely entsprechende Fragen stellen konnte, denn
er war über die letzte Entwicklung im Haus noch nicht informiert.
„Aber jetzt
ist es erst mal wichtig, diesem Mann hier ein heißes Bad einzulassen, Jenifer.
Und Sie, Amos, sind mir behilflich, den Herrn ins Gästebad zu bringen. Er kann
sich aus eigener Kraft kaum auf den Beinen halten.“
„Ja, Sir.“
Amos. stellte die Koffer einfach ab und griff sofort zu. Larry
entging nicht, daß die Stelle, wo der Butler eben noch gestanden hatte, durch
zwei feuchte Fußabdrücke gekennzeichnet war.
●
Sie
schleppten ihn ins Bad, und Larry bekam alles nur halb mit.
Heißes Wasser
wurde eingelassen.
Er nieste und
hustete und hoffte, daß das Abenteuer, noch ehe es richtig begonnen hatte,
nicht mit einer Lungenentzündung endete.
Wie ein
Eisklotz kam er sich vor, der im heißen Dampfbad langsam auftaute.
Handtücher
und ein dicker Bademantel wurden ihm gebracht, und seine Lebensgeister
erwachten wieder.
Larry Brent
fühlte sich wie neugeboren. Die Handtücher waren angewärmt, und das neue
Dienstmädchen tauchte an der Tür auf, klopfte an und sagte, daß sie weitere
Handtücher hätte und ob er noch welche brauche.
Larry
glaubte, seinen Ohren nicht trauen zu dürfen. Die Stimme kannte er doch!
„Ja“, sagte
er nur.
Die Tür wurde
spaltbreit geöffnet. „Ich hänge sie gerade hin.“
„Ich kann sie
greifen, wenn Sie Ihren Arm ein bißchen weiter nach innen strecken.“ Er
verstellte seine Stimme, so gut es ging.
„Ja, gern.“
Ein Arm,
zugeknöpft bis zum Handgelenk, wurde sichtbar. Schlanke, duftende Finger. Es
war die linke Hand. Ein goldenes Kettchen mit einer stilisierten Weltkugel hing
daran.
„Geht’s so?“
Larry beugte
sich nach vorn. Er hauchte einen Kuß auf die Hand und sagte mit seiner
richtigen Stimme. „Ich war eigentlich darauf programmiert, dich nach
Sonnenuntergang auf der Bank unter den Eichen zu treffen. Daß es hier im Bad
von Mister Freely passieren würde, widerspricht allen Gesetzen der Logik, nicht
wahr?“
„Larry?“
hauchte sie. Er sah ihren Schatten.
„Nicht zu
weit nach vorn kommen. Ich bin barhäuptig und barfuß. Nicht daß du ‘nen Schreck
kriegst, wenn du kommst.“
„Das alte
Lästermaul ist wieder voll aktiv, und ich habe gedacht, sie hätten hier einen
Halbtoten angeschleppt. Wie kommst du denn hierher?"
„Das weiß ich
selbst nicht so genau, um bei der Wahrheit zu bleiben. Aber ich sehe, daß wir
uns ganz schnell zusammensetzen müssen, um die anstehenden Problemchen, die
langsam zu Problemen werden, zu erörtern.“
,. Es ist
erstaunlich, wie schnell Sie sich erholt haben“, gab William Freely seiner
Überraschung Ausdruck.
Beim Tee, zu
dem sie ihn eingeladen hatten, ergab sich die Möglichkeit, die Freelys aus allernächster
Nähe zu sehen und zu sprechen.
Dorothy
Freely war sehr schweigsam, und ihre Augen befanden sich in ständiger Bewegung,
als dürfte ihnen nichts entgehen.
William
Freely war weniger einsilbig. Er schien Freude daran zu haben, einen
wortgewandten und intelligenten Gast unerwartet am Tisch zu haben. Sie sprachen
über die Politik, über die Jagd und schließlich über die Bilder- und
Waffensammlung, die William Freely im Lauf eines Vierteljahrhunderts hier
zusammengetragen hatte.
Larry wußte
inzwischen durch Morna von dem Bild und der Tatsache, daß das Mädchen, das er
und Learmy heute mit eigenen Augen gesehen hatten, angeblich seit drei Jahren
tot sein sollte.
Hier am Tisch
jedenfalls fehlte Camilla. Aber ihr Platz war gedeckt, und neben ihrem Teller
stand das Bild, das sie vor dem Rosenbusch zeigte.
●
X-RAY-3 blieb
länger, als er sich eigentlich vorgestellt hatte.
Der Hausherr
war freundlich und unterhaltsam, aber steif wie seine Gattin. Er saß aufrecht
am Tisch, als hätte er einen Stock verschluckt. Seine Krawatte war frisch
gebunden und saß genau in der Mitte. Gestärkter Hemdkragen und Manschetten,
Alles sehr sauber und ordentlich, und man hatte Angst davor, sich am Tisch zu
räuspern.
Morna
Ulbrandson bediente zuvorkommend und gekonnt. Sie brachte Teegebäck. Dabei kam
sie dicht neben Larry zu stehen.
X-RAY-3
reizte es, Morna zu
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