1090 - Der Kardec-Kreis
die Höhe ragte. In halber und dreiviertel Höhe waren Mulden angebracht, in die Koro das vordere Beinpaar und die Arme bettete.
So ruhte nur noch ein Teil seines Körpergewichts auf den stämmigen rückwärtigen Beinen, und die anderen Extremitäten konnten sich vollends ausruhen. Er zog den Oberkörper ein, bis er zur Hälfte unter dem Rückenpanzer verschwunden war, und ließ sich Zeit, die Lage zu überdenken.
In wenigen Minuten begann der neue Tag. In achtzehn Stunden lief das Ultimatum ab.
Er durfte nichts dem Zufall überlassen. Es mußte unter allen Umständen verhindert werden, daß der Dieb den Kardec-Schild vor Ablauf der Frist aus eigenem Antrieb zurückgab. Denn dann wäre Koro gezwungen gewesen, die beiden Ritter der Tiefe straffrei ausgehen zu lassen.
Die sicherste Art und Weise, eine solche Entwicklung zu verhindern, war, daß er selbst den Schild wiederfand. Denn dann war die Bedingung der freiwilligen Rückgabe nicht erfüllt, und er konnte verfahren, wie er es geplant hatte.
Er handelte im Auftrag der Kosmokraten. Gegenüber dem gewaltigen Plan, den die Mächtigen jenseits der Materiequelle entworfen hatten, mußten die Interessen einzelner - ob es sich um einzelne Völker oder um zwei Ritter der Tiefe handelte - zurücktreten.
Es gab keine moralischen Bedenken, wenn es um das Vorhaben der Kosmokraten ging.
Es gab nur den Auftrag.
So redete er sich's ein, aber sein Unbehagen wollte trotzdem nicht weichen. Es wäre ihm wohler gewesen, wenn er von den Kosmokraten gehört hätte. Die hinter der Materiequelle hüllten sich in Schweigen. Warum?
Er horchte auf, als ein Summen ertönte.
„Ja?" fragte er in das Halbdunkel des weiten Raumes.
„Perry Rhodan und ein Wesen namens Carfesch wünschen, dich über eine wichtige Angelegenheit in Kenntnis zu setzen", meldete eine Robotstimme in porleytischer Sprache.
Lafsater-Koro-Soth ließ den Stehstuhl ein kleines Stück nach hinten kippen, löste Beine und Arme aus den Mulden und richtete sich zu normaler Haltung auf.
„Sie sollen kommen", sagte er.
*
Der Raum enthielt keinen Einrichtungsgegenstand, den Lafsater-Koro-Soth seinen Gästen als Sitzgelegenheit hätte anbieten können. Es störte ihn wenig; er hielt nicht viel von formeller Höflichkeit - und als Perry Rhodan mit seinem Bericht begann, hatte er den Mangel bald vollends vergessen.
Mit wachsendem Staunen hörte er dem Terraner zu. Das Gehirn in dem seltsam geformten Androidenkörper, das über zwei Millionen Jahre lang brachgelegen hatte, bis sein Bewußtsein es beseelte, entwickelte eine fieberhafte Tätigkeit - nicht nur, um die neue Lage zu erfassen, sondern in erster Linie, um zu verstehen, warum der Terraner hier herkam, um einzugestehen, daß er versagt hatte.
„Ihr habt also die Sache so lange geheimgehalten", sagte er, wobei sein Kehlsack eine Serie glucksender Töne erzeugte, die seinen Spott zum Ausdruck brachten, „bis selbst der Dümmste unter euch einsah, daß ihr aus eigener Kraft das Problem nicht lösen könntet?"
„Ich wußte, daß es deinem arroganten Verstand schwer fallen würde, die Entwicklung so zu verstehen, wie sie wirklich ablief", antwortete Perry Rhodan gelassen. „Das Problem ist zum größten Teil gelöst. Wir haben alle Besatzungsmitglieder der SOL von den degenerierten Superviren befreit. Leider kam es zu ein paar Todesfällen. Übrig bleibt nur diese Frau, die sich an Bord der SOL verschanzt hat - und gegen die könnt auch ihr nichts ausrichten. Ich bin gekommen, um dir die Lage zu schildern; nicht, um mir von dir Anzüglichkeiten anzuhören."
„Ihr habt versagt!" begehrte Koro auf. „Zwei Ritter der Tiefe, die ganz allein den Auftrag der Kosmokraten ausführen wollten, haben es nicht fertiggebracht, gefährliche Superviren von ihrer Heimatwelt fernzuhalten. Seth-Apophis hat auf Terra einen Brückenkopf gebildet! Wäret ihr auf euch allein angewiesen, der Gegner hätte jetzt bereits die erste Welt dieser Galaxis in der Hand."
„Ich stelle fest, daß auch die Porleyter die Einschleppung der Superviren nicht haben verhindern können", hielt Perry Rhodan ihm kalt entgegen.
„Wir wußten nichts davon!"
„Ebensoviel wie wir", wehrte der Terraner den Einwand ab. „Wir brauchten eure Hilfe nicht, um die Gefahr, die von der Besatzung der SOL ausgeht, zu neutralisieren. Seth-Apophis hat keine Möglichkeit mehr, ihren ursprünglichen Plan durchzuführen. Die einzige Bedrohung, die es noch gibt, geht von der Frau an Bord der SOL aus. Sie
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