1093 - Blutkult um Angela
Schultern. »Warum kommt man hierher? Ich will Angela sehen und kennenlernen.«
»Sie ist noch nicht da.«
»Das sehe ich. Kennst du sie?«
Die Frage hatte Tiziana wohl nicht gepaßt, denn sie schaute mich erstaunt an. »Nein, wie kommst du denn darauf? Woher sollte ich sie denn kennen?«
»Schließlich bist du ihrer Einladung gefolgt. Man geht doch an und für sich nur zu Leuten, die man kennt. Das ist jedenfalls meine Meinung.«
»Niemand kennt sie. Aber sie ist etwas Besonderes.«
Ich startete einen Versuch und kam auf den Kultfilm zu sprechen. »Etwa wie Blade?«
»Ja.« Plötzlich leuchteten ihre Augen. »Du hast dir den Film auch angesehen?«
»Habe ich.«
Neben mir geriet Tiziana ins Schwärmen. »Ist er nicht wunderbar? Ist er nicht das Größte, was in den letzten Jahren in den Kinos gezeigt würde?«
»Mir hat er auch gefallen. Aber er ist nur ein Film.«
»Ja, leider.« Sie sprach schnell weiter und legte eine Hand auf meinen Arm. »Auch wenn er nur ein Film ist, aber man kann sich daran ein Beispiel nehmen.«
»An Blade?« dehnte ich.
»Nein, nur indirekt. Er war einer, der nicht richtig zu den Vampiren und nicht richtig zu den Menschen gehörte.« Wieder trat in ihre Augen der schwärmerische Ausdruck. »Für viele von uns ist es das Höchste, denn wir wollen auch so sein wie er. Praktisch in zwei Welten leben. Einmal als Vampir, dann wieder als Mensch. Etwas Cooleres kann ich mir nicht vorstellen.«
»Du wirst es nie erreichen.«
»Stimmt, John.« Sie schleuderte ihre Haare zurück und schaute zur Decke. »Ich werde es nie erreichen, aber ich werde jemand sehen, der so etwas schon erreicht hat.«
»Angela.«
»Ja, sie. Angela ist zwei Personen in einer. Sie ist ein Vampir, und sie ist zugleich ein Engel. Nicht einmal ein Mensch. Sie ist jemand, der Flügel besitzt. Sie hat sich einen weiteren Menschheitstraum erfüllt. Wir alle träumen doch davon, fliegen zu können, einmal über allem schweben, und das ist Angela gelungen. Wir alle sind hier erschienen, um von ihr den Weg zu diesem außerirdischen Glück zu erfahren, und wir hoffen, daß sie uns nicht im Stich lassen wird.«
»Ist das nicht ein Widerspruch? Einmal der Engel und auf der anderen Seite der Vampir?«
»Nein, das ist es nicht. Es paßt alles zusammen. Das Leben ist so vielfältig. Man sollte Grenzen einreißen und den Blick in andere Welten richten.«
»Aber keiner hat sie gesehen?«
Tiziana ging auf meine Frage gar nicht ein und sagte nur: »Sie wird kommen, ich weiß es.«
»Daran glaube ich auch. Ich habe im Internet über sie gelesen.«
»Gut.«
»Aber mehr weiß ich nicht. Ist dir bekannt, wer all die Informationen ins Netz gegeben hat?«
»Nein. Aber es muß einer gewesen sein, der sie gut kennt. Der das alles hier kennt und am besten von allen über den Vampirengel Bescheid weiß.«
Sie konnte recht haben. Vielleicht stimmte sogar alles. Mir stieß es nur seltsam auf, daß ich hier in dieser auf alt gemachten und schaurigen Umgebung saß und mit Tiziana über das Internet sprach.
Das wäre mir vor Jahren nicht passiert, aber so ändern sich die Zeiten.
»Wird sie um Mitternacht hier sein?«
»Bestimmt.«
Ich dachte an Mallmann und fragte: »Kommt sie allein?«
»Nein, John, ich weiß, daß sie ihre Freunde mitbringt. Es ist die Gruppe People of Sin. Sie begleiten sie.«
»Eine Band?«
»Ja.«
»Auch Vampire?«
Tiziana schloß die Augen. »Ich wäre glücklich, sie als Vampire zu sehen.«
»Wünsch es dir lieber nicht. Es ist nicht erstrebenswert, als Untote herumzulaufen.«
Tiziana war der Ernst in meiner Stimme nicht entgangen. Sie nahm ihre Hand von meinem Arm fort. »Wie redest du denn?« flüsterte sie. »Himmel, das habe ich noch nie gehört. Du sprichst, als hättest du so etwas schon einmal erlebt.«
»Leider.«
Sie lehnte sich etwas zurück. Zu weit dürfte sie es nicht, da der Hocker keine Lehne hatte. »Leider, sagst du? Mein Traum ist bei dir in Erfüllung gegangen, John. Du hast sie schon gesehen. Du hast mit ihnen Kontakt gehabt, während ich auf den Vampirengel warten muß. Meine Güte, du bist mir so etwas von voraus. Ich hätte nie gedacht, daß ich jemand kennenlernen würde, der… der…«
»Es ist nicht gut.«
Sie ließ sich nicht darauf ein. Wieder umklammerte sie meinen Arm. »Wo, John, wo hast du sie gesehen? Ich will es wissen. Bitte… bitte… sag es mir.«
»Du wirst sie nicht finden können, Tiziana.«
Sie war weiterhin aus dem Häuschen. »Bitte, John, ich bitte
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