1096 - Baphomets Henker
Augen nicht. Sie schienen einer anderen Person zu gehören; die ihr weggenommen worden war, um sie bei Kurak einzusetzen.
Der Mann säbelte das Fleisch ab, aß, fühlte sich wohl und schaute hin und wieder zu den beiden anderen Kerzen hin, deren Flammen ruhig auf den Dochten brannten.
Hinter ihnen saß Amy.
Kurak hatte sie geholt. Sie war völlig normal aus der Schule gekommen. Sie war so sicher gewesen, und auf dem Schulweg hatte er sie dann geschnappt, nachdem sie sich von zwei Freundinnen getrennt hatte, die in eine andere Richtung gehen mußten.
Amy Bassett hatte ihm keine Probleme bereitet. Alles war so schnell gegangen. Der Schock hatte sie wehrlos gemacht. Im Wagen noch hatte er sie gefesselt und ihr einen Pflasterstreifen vor die Lippen gedrückt. Danach war sie im Fond liegengeblieben, und über ihren Körper hatte er eine Decke gebreitet.
Seine Drohungen waren auch fruchtbaren Boden gefallen. Amy hatte sich nicht getraut, sich zu bewegen oder einen Laut von sich zu geben. Sie war ein sehr ruhiges Mädchen gewesen. Später hatte er den Klebestreifen entfernt. Die Fesseln hatte er ihr gelassen, und die trug sie auch jetzt noch.
Allerdings an den Füßen. Ihre Hände waren frei. Damit hatte sie auch immer wieder die Tränen aus dem Gesicht wischen können, die automatisch gekommen waren, wenn sie über ihre Lage nachgedacht hatte.
Beide hielten sich in der Sektenkirche auf. Praktisch an alter Wirkungsstätte des Killers. Hier kannte er sich aus; dieser halb verfallene Bau war so etwas wie sein zweites Zuhause. In der Vergangenheit hatte er viele Stunden an diesem Ort verbracht. Zwar war er nicht unbedingt sicher, denn wer genau nachdachte, der hätte ihn hier finden können, aber das war auch beabsichtigt. Er hoffte, Basil Bassett herlocken zu können, um ihn dann zu töten.
An seiner Familie hatte Kurak kein Interesse. Er hatte auch nicht den Auftrag bekommen, sie zu töten. Sollten die Dinge aber anders laufen und nicht so wie er es sich vorgestellt hatte, machte es ihm auch nichts aus, umzudenken.
Dann waren sie alle dran. Nicht nur der Vater. Auch die Mutter und die beiden Kinder.
Er wartete noch. Seine Anrufe hatte er über das Handy erledigt. Gelassen schnitt er das Fleisch des Hasen ab und leckte hin und wieder von der Klinge das Blut ab.
Wenn er über sich nachdachte, wußte er selbst nicht, was er eigentlich war. Nach außen hin noch ein Mensch, wenn auch keine perfekte Erscheinung, sondern jemand, der anderen Furcht einjagte. Innerlich hatte er sich voll und ganz auf die Seite des Baphomet geschlagen. Er wußte genau, was es bedeutete, ihm zu dienen. Man mußte sich voll und ganz auf seine Seite stellen. Baphomet verlangte absolute Treue und blinden Gehorsam. Erst wenn das geschworen war, legte er seine schützenden Hände über seine Diener.
Kurak sah sich als besonderen Günstling des Dämons an. Für die Templer war er so etwas wie ein Troubleshooter. Wenn es Probleme gab, wurde er losgeschickt, und er half gern, die Probleme zu lösen. Besonders dann, wenn es darum ging, Verräter zu vernichten. Da fühlte er dann eine wahnsinnige Kraft in sich, wie sie normalerweise kein Mensch besaß. Es war ein Phänomen. Er war so stark, und er fühlte, daß er immer stärker unter den Einfluß des großen Baphomet geriet. Daß ein Teil von Baphomets Kraft auch auf ihn überging.
Jetzt war es wichtig, einen verfluchten Verräter zu vernichten. Lange genug hatte er gewartet. Auch die anderen hatten Jahre vergehen lassen und diesen Bassett in Sicherheit gewiegt. Das war nun vorbei. Vergessen war nichts, gar nichts. Wer dem großen Baphomet einmal die Treue geschworen hatte und sie dann brach, der hatte sein Leben verwirkt. Den würde man bekommen, ganz gleich, wo er sich nun versteckt hielt. Selbst das Ende der Welt reichte da nicht aus.
Kurak schnitt wieder ein Stück Fleisch ab. Es war keine große Portion, die Klinge kratzte bereits über einen Knochen hinweg, und so konnte er nur ein flaches Stück absäbeln.
Er zog die Nase hoch. Wischte Blut von den Lippen und schleuderte den Rest einfach weg. Daß er das rohe Fleisch wie ein Tier aß, darüber dachte Kurak nicht nach. Bei ihm hatten sich die Grenzen sowieso verschoben. Er fühlte sich auch nicht mehr als ein normaler Mensch, da er ein ganz anderes Leben führte.
Das Messer war noch blutig. Ein mörderisches Instrument mit einer sehr langen und beidseitig geschliffenen Klinge. Sie war nicht nur in die Körper der Tiere gedrungen. Kurak
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