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1097 - Der Tod aus dem Tunnel

1097 - Der Tod aus dem Tunnel

Titel: 1097 - Der Tod aus dem Tunnel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Jugendstil-Wand war verschmiert. Davor hockten zwei junge Leute, die auf Mundharmonikas traurige Lieder spielten.
    Ich gab ihnen etwas Geld und fing ein Lächeln auf.
    Karina war schon vorgegangen. Sie hielt den Plan in der Hand und kontrollierte ihn. Wir mußten ein Stück in den Tunnel gehen, denn dort lag die Tür.
    »Dann wollen wir mal!«
    Zügig ging sie vor. Ich schaute mir die Umgebung an. Wir wurden nicht beobachtet; zumindest fiel uns nichts auf. Der Bahnsteig verengte sich, als wir die Tunneleinfahrt erreicht hatten. Jetzt gab es nur noch einen schmalen Steg an der Seite.
    Aus dem Tunnel strömte uns ein ungewöhnlicher Geruch entgegen. Er war zumindest für mich nicht zu identifizieren. Es stank nach altem Mauerwerk, nach Vergänglichkeit, nach Dreck. Die Schwärze war sehr intensiv, denn Lampen sah ich nicht mehr. Sie leuchteten nur noch am Eingang des Tunnels. Für einen Moment hatte ich den Eindruck, als würde der Tunnel mitten in die Hölle führen und an seinem Ende mein Erzfeind Asmodis auf mich warten.
    Der Lärm des Bahnsteigs war hinter uns zurückgeblieben, so daß Karina nicht laut zu sprechen brauchte. »Wir werden nicht weit zu gehen brauchen. Nur ein paar Schritte, dann sind wir da.«
    »Geh vor.«
    Sie schaute mich an. »Du fühlst dich nicht eben wohl.«
    »Richtig. Ich bin kein Freund der Unterwelt.«
    »Noch ist alles harmlos. Gib mir mal die Lampe.«
    Ich holte sie aus der Tasche. Karina Grischin nahm sie mir ab. Ihr Lächeln war etwas verkrampft. »Keine Sorge, auch das hier bringen wir hinter uns.«
    »Sicher.«
    Sie schloß die Seitentür auf. Da sie klemmte, mußten wir uns dagegenstemmen, um sie nach innen zu drücken. Vor uns lag alles in tiefer Dunkelheit, die allerdings sehr schnell verschwand, als Karina einen Schalter bewegte.
    Das Licht an der Decke war nicht besonders hell, aber es reichte aus, um den Schmutz zu erkennen, der auf den alten Fliesen klebte, die einmal gelb gewesen waren. Ich sah drei Türen. Zwei davon waren offen. Hinter einer sahen wir eine Treppe, die in die Höhe führte, und wir hörten auch den Lärm vom Bahnsteig. Die zweite Tür, die sich neben einem Metallspind abmalte, diente als Zugang zu einem kleinen Lager, in dem Werkzeug aufbewahrt wurde.
    »Das ist sie auch nicht«, sagte Karina und wuchtete sie wieder zu.
    »Nimm diese hier.« Ich deutete auf die dritte Tür. Ich hatte schon an der Klinke gerüttelt und festgestellt, daß sie verschlossen war.
    »Wer sagt’s denn?« Karina hatte den passenden Vierkantschlüssel. Sie drehte ihn, dann stieß ich die Tür auf und schaltete zugleich meine Lampe an.
    Der breite Strahl fiel in einen Gang hinein, der recht schmal war. Wir blieben stehen, ich leuchtete ihn aus und schüttelte dabei den Kopf.
    »Was hast du?«
    »Das ist nicht der Stollen.«
    »Natürlich nicht. Wir müssen weiter. Es ist besser, wenn wir schon jetzt die Helme aufsetzen. Wir können auch schon die Netze anlegen und die Handschuhe überstreifen. Die Atemgeräte brauchen wir noch nicht, aber halte sie bereit.«
    Karina Grischin war in ihrem Element. Ich spürte, wie ernst es ihr war.
    Auch verständlich, denn sie hatte die fünf Männer gesehen, die Schreckliches in diesem Tunnel erlebt hatten.
    Ihr paßte der Helm, bei mir klemmte er etwas. Das dünne Netz ließ ich in den Nacken hineinbaumeln. Wenn es soweit war, würde ich es nach vorn ziehen können.
    Ein recht enger Gang nahm uns auf. Auf dem Boden war der feuchte Schmutz zu einem Schmierfilm geworden. Die Luft hier war alles andere als gut, aber sie würde noch schlechter werden, das stand fest. An den Seiten hatten irgendwelche Künstler ihre Malereien hinterlassen Männer, die hier ihren Dienst getan hatten und froh waren, der Unterwelt wieder zu entkommen.
    Es war nicht immer still. Hin und wieder hörten wir rumpelnde Geräusche. Sie entstanden immer dann, wenn ein Zug in die Station einlief oder sie verließ. Anschließend tauchte die Umgebung dann wieder ein in eine tiefe Stille.
    Jeder Gang hat irgendwo ein Ende, auch dieser hier. Das Licht traf eine Tür, auf der in kyrillischer Schrift etwas geschrieben stand.
    »Eintritt verboten«, übersetzte Karina.
    »Auch für uns?«
    »Bestimmt nicht.« Sie atmete plötzlich schneller. »Ich brauche gar nicht auf den Plan zu schauen, John, das hier ist der Zugang zu dem Stollen, in dem es passierte.«
    »Und du hast den Schlüssel.« Sie hielt ihn hoch. Es war wieder ein Spezialwerkzeug. »Dann los.«
    Sie schob ihn in die

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