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1098 - Das brennende Gesicht

1098 - Das brennende Gesicht

Titel: 1098 - Das brennende Gesicht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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Zimmer mit der Nummer 20 reserviert.
    Ich mußte hoch in die erste Etage. Es war der letzte Raum auf der rechten Seite des Flurs. Der Gang wurde durch ein Fenster begrenzt. Mein Blick fiel auf den mit Schnee bedeckten Parkplatz und natürlich wieder hoch zum herrlichen Himmel.
    Ich schloß auf, schaute mich um und lächelte. Das Zimmer war klein, aber gemütlich und vor allen Dingen hell. Im Bad wusch ich mir die Hände, strich durch meine Haare und machte mich dann auf den Weg. Ob ich damit richtig lag, konnte ich nicht sagen. Es war zumindest zu hoffen. Mein Gefühl jedenfalls sprach nicht dagegen…
    ***
    Jan Michels legte den Hörer auf. Er spürte Schweiß an seiner rechten Hand, und sein Gesicht hatte das Jungenhafte verloren. Es zeigte einen schon bösen, abweisenden und auch zugleich wissenden Ausdruck. Das Telefongespräch hatte ihn geärgert und zugleich gewarnt. Er wußte, daß etwas auf ihn zukam, und er würde alles unternehmen, um dies zu stoppen. Im Haus war es ruhig. Seine Eltern befanden sich oben im Schlafzimmer. Da waren sie gut aufgehoben.
    Bis zum Abend würden sie nicht freikommen. In der Küche wachte Ole Gatz, der in den Morgenstunden den Weg zu seinem Freund zurückgefunden hatte. Jetzt öffnete er die Tür und schaute in den Flur. Sein Gesicht war noch immer stark gerötet.
    »Wer hat da angerufen?«
    »Ein Fremder.«
    »Hör auf. Hat er keinen Namen gesagt?«
    »Doch. Er heißt John Sinclair.«
    »Kenne ich nicht. Hört sich aber englisch an.«
    »Meine ich auch.«
    »Was wollte er?«
    »Mit meinem Vater reden.«
    »Worüber?«
    »Über das Biikenbrennen. Wäre ja eigentlich harmlos, aber daran glaube ich nicht.«
    »Ich auch nicht«, flüsterte Ole. »Dann geh nach oben zu deinen Alten und frage sie, was sie mit einem John Sinclair am Hut haben. Wir müssen jetzt verdammt vorsichtig sein und aufpassen, daß nichts aus dem Ruder läuft.«
    »Gute Idee. Ich gehe hoch.«
    »Ich bleibe hier unten als Aufpasser zurück.«
    »Ja, tu das.«
    Jan Michels war froh, daß Ole Gatz den Weg zu ihm gefunden hatte. Am Morgen war er plötzlich aufgetaucht. Beide hatten nicht einmal viel miteinander zu sprechen brauchen. Sie fühlten sich als Komplizen in einem höllischen Spiel.
    Ein Risiko waren Jans Eltern. Der Junge hatte versucht, mit seinem Vater über gewisse Dinge zu reden. Er war allerdings nicht über wenige Sätze hinausgekommen. Sein alter Herr hatte immer abgeblockt und ihm erklärt, daß er von der ganzen Sache nichts wissen wollte. Das alles wäre früher geschehen, und was so viele Jahrhunderte zurücklag, daran sollte man nicht rütteln.
    Dann war er gefahren, um Jans Mutter abzuholen. Der Junge ahnte, daß sein Vater mehr wußte, als er zugegeben hatte. Er war der Pastor hier in Keitum. Er kannte die alten Kirchenbücher, er wußte über die Geschichte der Insel gut Bescheid. Zu ihm konnte man auch mit außergewöhnlichen Fragen kommen. Jetzt sollte er nicht so tun, als ginge ihn die Vergangenheit nichts an.
    Die Jungen wußte, daß die Eltern ein Risiko waren. Sie hatten Zeit genug, um das Risiko auszuschalten, und ihren Plan hatten sie sehr schnell gefaßt.
    Beide sollten, wenn Peter Michels wieder zurück war, überwältigt werden. Ein schlechtes Gewissen verspürte keiner von ihnen.
    Schließlich diente es der Sache. Niemand sollte sie stören, wenn am Abend die Biikenfeuer brannten und der Pirat sich zeigen würde.
    Es war dann sehr einfach gewesen. Heike und Peter Michels ahnten nichts, als sie das Haus betraten. Völlig ahnungslos waren sie in die Falle hineingelaufen.
    Die Jungen hatten in der oberen Etage gelauert und dann zugeschlagen. Bewußtlos hatten Jans Eltern dann wenig später am Boden gelegen und waren danach in zwei Teppiche gewickelt worden. Nur mit den Köpfen schauten sie hervor. Sie konnten sich nicht bewegen, und über ihre Lippen waren Klebestreifen gespannt worden.
    Jan wollte keinesfalls, daß seine Erzeuger starben, aber er wollte seine Ruhe vor ihnen haben. Keine lästigen Fragen mehr, keine Verdächtigungen, da war es eben am besten, wenn man sie auf diese Art und Weise außer Gefecht setzte.
    Nur der Anruf gefiel Jan Michels nicht. Er dachte darüber nach, als er die Treppe hochstieg. Eigentlich kannte er die meisten Leute, mit denen sein Vater zu tun hatte. Wenn nicht, dann waren es eben Touristen, die mit irgendwelchen Problemen ankamen. Aber so wie dieser John Sinclair sprach kein Tourist. Das war jemand, der schon genau Bescheid wußte und dem man nichts

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