1099 - Das Kollektiv der Porleyter
einer Einstellung heraus, die mit Koros Ansichten nichts gemeinsam hatte.
Eine Zeitlang hatte er sich darauf beschränkt, dem fremden Einfluß zu lauschen. Er wollte wissen, woher er kam, ob er konstant blieb oder variierte und ob es irgendeine Möglichkeit gab, ihn zu blockieren. Seine Taktik war ins Stocken geraten. Solange die unbekannte Kraft das Verzweiflungsreservoir der Porleyter immer wieder auffüllte, konnte keine Rede davon sein, daß die Zeit auf seiner Seite stand. Er begann, einen Gewaltstreich in Erwägung zu ziehen. Wenn er Qumran-Fayed-Poghs Bewußtsein eine Zeitlang ausschaltete, dann mochte es ihm trotz der Wirkung des fremden Einflusses gelingen, seine Artgenossen zur Vernunft zu bringen. Freilich verscherzte er sich damit den Respekt, dessen ein Führer bedurfte; denn der Angriff auf Fayed war in höchstem Grade unethisch. Aber was kümmerte ihn das? Was kümmerte ihn sein Amt als Sprecher? Er gab es gerne hin, wenn er damit die letzten seines Volkes retten konnte.
Es war das Unbekannte, Fremde selbst, das seiner Ungewißheit ein jähes Ende bereitete. Es hatte offenbar entschieden, daß die Zeit des Wartens nun vorüber sei.
Ohne Warnung schlug es mit voller Wucht zu. Das Fremde selbst war nach wie vor von geringer Intensität. Aber es hatte sich der geistigen Kräfte jener Porleyter bemächtigt, die an die Rettung ihrer Ehre durch Selbstvernichtung glaubten, und verstärkte sie um ein Vielhundertfaches.
Der Sitz der unheimlichen Kraft war das Bewußtsein eines Menschen, eines Terraners. Koro konnte ihn draußen sehen, jenseits der schimmernden Wand der Aura.
Er war mit einem jener Fahrzeuge gekommen, die die Terraner Gleiter nannten. Bei ihm befand sich der Mann namens Atlan. Der jedoch spielte keine Rolle im Zusammenhang mit der Entfesselung psionischer Kräfte. Es sah eher so aus, als sei er der Gefangene des anderen.
Im Innern der leuchtenden Kuppel brach das Chaos aus. Fayed und seine Anhänger drangen auf die sofortige Beendigung des, wie Fayed sich ausdrückte, „unhaltbaren Zustands der Scham". Trotz der Unterstützung durch die fremde Psi-Kraft hatte er noch immer nicht die Macht, den Widerstand seiner Gegner auf mentalem Weg zu brechen. Da griff er zu jenem allerletzten Mittel, dessen Anwendung Lafsater-Koro-Soth vor kurzem selbst in Erwägung gezogen hatte: zur Gewalt. Wo immer sich die Möglichkeit bot, umringten seine Anhänger zu viert, fünft oder sechst einen der Widersacher und bombardierten ihn mit psionischen Impulsen, die sie ihren Kardec-Gürteln entlockten, bis sein Bewußtsein aussetzte. Er würde nach Ablauf einiger Stunden wieder zu sich kommen, aber bis dahin leistete er keinen Beitrag zur Abwehr des wahnsinnigen Selbstmordplans.
Koro wußte, daß die Stunde der Entscheidung gekommen war. Er rief seine Gesinnungsgenossen zusammen. Sie mußten einen physischen Block bilden. Der einzelne war gegenüber Fayeds Übermacht verloren. Schon waren drei der Ihren bewußtlos. Nur der Zusammenhalt bot ihnen noch eine schwache Hoffnung.
Koro verschwand im Innern der Ballung. Er hatte seine Anweisungen erteilt und konnte die Abwehr der gegnerischen Vorstöße jenen überlassen, die sich an der Peripherie befanden. Inzwischen konzentrierte er selbst sich auf die wichtigen Dinge. Er brauchte Hilfe. Mit seiner kleinen Schar von Anhängern hatte er gegen Fayed keine Chance. Die Hilfe konnte nur von außen kommen. Für den Bruchteil einer Sekunde empfand er die Ironie der Lage: Er war auf die Unterstützung und das Wohlwollen derer angewiesen, die er vor Wenigen Tagen noch verachtet hatte. Er mußte hinaus. Er mußte die Aura verlassen und mit den Terranern Verbindung aufnehmen.
Es gab Möglichkeiten, dies zu bewerkstelligen. Er kannte sich in der Handhabung des Kardec-Gürtels so gut aus wie kaum ein anderer. Seine Aussicht auf Erfolg war nicht groß. Sobald er den ersten Schritt tat, würde Fayed bemerken, was er vorhatte, und versuchen, seine Bemühungen zu blockieren. Aber es blieb ihm keine andere Wahl mehr.
Es ging um Sein oder Nichtsein der Porleyter...
5.
In seinem Schädel war ein Pochen und Dröhnen, das ihn fast um den Verstand brachte. Er sah auf. Vor ihm war eine Wand aus rosarotem Licht. Dahinter gewahrte er fremdartig geformte Körper, die sich in hektischer Bewegung befanden. Mit einem Schlag, der sein Bewußtsein erschütterte, setzte die Erinnerung wieder ein.
Die Porleyter...
Er musterte die Gestalt, die neben ihm im Sessel des Piloten kauerte.
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