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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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quartale!“
    „Schweigen Sie! So etwas kommt mir in diesem Vierteljahr nich wieder vor; darum sage ich quartale. Unser wissenschaftliches Geschpräch is überhaupt jetzt nun finis parterra, denn wir sind den Bergen nahe, und da vorn halten unsere Kundschafter. Sie müssen also etwas Wichtiges entdeckt haben.“
    Der kleine Pseudogelehrte hatte während seiner ultragelehrten Auseinandersetzung wenig darauf geachtet, daß indessen eine ganz bedeutende Strecke zurückgelegt worden war. Das Blaugras war verschwunden; an seine Stelle traten Festuccagräser, reichlich mit duftenden Cumarinhalmen durchmischt, und in nicht großer Entfernung entfaltete sich bereits ein reichlicher Strauchwuchs, über welchen die Wipfel einiger Rotahorne emporragten. Diese Bäume lieben den feuchten Boden und bildeten also ein erfreuliches Zeichen, daß man nach dem heißen Ritt wohl bald auf einen erquickenden Trunk rechnen könne.
    Dort bei den Büschen hielten die Kundschafter. Als der Reiterzug ihnen nahte, winkten sie mit den Händen zur Vorsicht, und einer rief:
    „Nambau nambau!“
    Dieses Wort bedeutet eigentlich Fuß, hat aber auch die Bedeutung als Fährte. Die Kundschafter wünschten, man solle Vorsicht gebrauchen, damit die von ihnen gefundene Fährte nicht zerstört werde, bevor sie von den Anführern ‚gelesen‘ worden sei.
    Wohkadeh beachtete ihre Winke nicht; er ritt zu ihnen hin.
    „Wehts toweke!“ rief ihm derjenige, welcher vorher gerufen hatte, unwillig zu.
    Das heißt ‚junger Mann‘ und bedeutet also eine Zurechtweisung. Ein junger Mann handelt wohl nicht so überlegt wie ein bejahrter. Der Ausdruck enthielt einen Tadel, ohne Wohkadeh ernstlich beleidigen zu können. Dennoch antwortete er in ziemlich ernstem Ton:
    „Haben meine Brüder die Winter gezählt, seit denen Wohkadeh nun lebt? Er weiß ganz genau, was er tut. Er kennt diese Fährte, denn es sind die Stapfen seiner Füße auch dabei. An diesem Ort lagerte er mit den Sioux-Ogellallah, bevor sie ihn aussandten, nach den Zelten der Schoschonen zu suchen. Sie sind jedenfalls von hier aus gerade nach West geritten, um den Fluß des dicken Hornes zu erreichen, und werden Wohkadeh Zeichen zurückgelassen haben, mit deren Hilfe er ihnen schnell zu folgen vermag.“
    Die Stelle, an welcher sie hielten, zeigte Spuren, daß vor einigen Tagen ein ansehnlicher Reitertrupp hier gelagert habe; doch waren diese Zeichen nur für ein außerordentlich geübtes Auge zu erkennen. Das niedergetretene Gras hatte sich vollständig wieder aufgerichtet, doch fehlten den nahen Büschen die Zweigspitzen, welche von den Pferden abgefressen worden waren.
    Nach Wohkadehs Erklärung erschien es als zwecklos, sich hier länger aufzuhalten. Darum setzte sich der Zug sogleich wieder in Bewegung.
    Zwar stand die Sonne im Zenit, und es war also die Zeit der größten Tageshitze; die Pferde bedurften einer kurzen Ruhe, doch wollte man ihnen diese nicht eher gewähren, als bis Wasser gefunden wurde.
    Das bisher ebene Terrain begann nun zu steigen. Von vorn, rechts und links traten langgestreckte Bergesrücken näher heran. Die Reiter folgten einer breiten Senkung, welche sich zwischen den Höhen hindurchwand. Sie war von den bereits erwähnten Gräsern grün. Das Buschwerk zeigte zunächst nur harte Arten, doch traten sehr bald weichere auf, strauchartige Balsampappeln, welche sich hier nicht zu Bäumen zu entwickeln schienen, und wilde Birnen von der Art, welche der Amerikaner Spiked-Hawthorn nennt.
    Nun wurden auch die vorher nur vereinzelt stehenden Bäume zahlreicher. Weiße Eschen, Kastanien, Zürgelbäume, Makrokarpa-Eichen, Linden und andere, an deren Stämme purpurrot glühender Osterluzei emporkletterte.
    Als der Weg dann hinter einer Höhe scharf nach Norden bog, sahen die Reiter bereits dichtbewaldete Berge vor sich. Dort mußte Wasser zu finden sein. Zwei wildzerklüftete Höhen ragten einander gegenüber ziemlich steil empor. Zwischen sie drängte sich ein schmales Tal hinein, auf dessen Sohle ein schmales Wässerchen sein leises Liedchen murmelte. Sollte man in dasselbe einbiegen oder der bisherigen Richtung folgen?
    Old Shatterhand musterte mit scharfem Blick den Saum des Waldes. Bald nickte er befriedigt vor sich hin und sagte:
    „Unser Weg führt hier links in das Tal hinein.“
    „Warum?“ fragte der lange Davy.
    „Seht Ihr nicht den Fichtenast dort im Stamm der Linde stecken?“
    „Ay , Sir. Es ist freilich auffällig, daß ein Nadelholz an einem Laubbaum

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