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11 - Die Helden des Westens

11 - Die Helden des Westens

Titel: 11 - Die Helden des Westens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Karl May
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manchen Schwarzen, welcher leidenschaftlich auf diesen unangenehm duftenden Braten versessen ist. Zu dieser Art von Gastronomen gehörte auch der brave Bob.
    „Was fällt dir ein!“ lachte Martin. „Ein Opossum hier? Gehört denn die Beutelratte zu den Huftieren?“
    „Wohin Opossum gehören, das sein Masser Bob ganz egal. Opossum sein ein fein delikat Fleisch, und Masser Bob jetzt werden versuchen, ob Opossum sich werden lassen fangen.“
    Er wollte fort, der Fährte nach, Martin aber hielt ihn zurück.
    „Bleib, und mache dich nicht lächerlich! Von einem Opossum kann hier keine Rede sein; es ist ja viel zu klein, um eine solche Spur auszutreten. Hier handelt es sich um ein großes Tier, wohl gar um ein Elk!“
    „Elk, o Elk!“ rief Bob, indem er mit der Zunge schnalzte. „Elk geben viel, viel Fleisch und Talg und Haut. Elk sein gut, sein sehr gut! Bob werden Elk sogleich schießen.“
    „Bleib, bleib! Es kann doch kein Elk sein, denn dann wäre hier das Gras abgeäst.“
    „So werden Masser Bob nachsehen, was es sein. Vielleicht sein es doch ein Opossum. O! Wenn Masser Bob ein Opossum findet, dann er machen einen großen Schmaus.“
    Er lief fort, der Fährte nach, der mit Wald bedeckten Talwand zu. „Warte! so warte doch nur!“ mahnte Martin. „Es kann doch wohl ein großes Raubtier sein!“
    „Opossum sein Raubtier, fressen Vögel und andere kleine Viehzeug, Masser Bob es fangen.“
    Er ließ sich nicht warnen und ging weiter. Der Gedanke an seinen Lieblingsbraten ließ ihn die hier so nötige Vorsicht vergessen. Martin folgte ihm nach, um im Falle einer unangenehmen Überraschung schnell bei der Hand zu sein; aber der Neger war dem jungen Mann immer eine Strecke voran.
    So erreichten sie den Waldesrand, wo das Terrain auf dieser Seite des Tales geradeso wie auf der anderen ziemlich steil emporzusteigen begann.
    Der Pfad lief schnurgerade zwischen die Bäume hinein und dann zwischen großen Felsenbrocken empor. Er war auch hier so fest, daß eine ausgesprochene Einzelspur gar nicht zu erkennen war.
    Immer weit voran, kletterte der Neger die Höhe hinauf. Die Bäume standen ziemlich dicht beisammen, und zwischen ihren Stämmen hatte sich allerlei Unterholz breitgemacht, so daß man wirklich von einem Dickicht reden konnte, durch welches der Wildpfad führte. Da hörte Martin die jubelnde Stimme des Negers:
    „Massa kommen, schnell kommen! Masser Bob haben funden das Nest von Opossum.“
    Der Jüngling folgte so schnell wie möglich diesem Ruf. Von einem Opossum konnte keine Rede sein, und so war zu befürchten, daß der gute Bob sich in eine Gefahr begab, von deren Größe er gar keine Ahnung hatte.
    „Bleib stehen, bleib stehen!“ warnte daher Martin mit lauter Stimme. „Unternimm nichts, bis ich komme.“
    „Oh, hier sein schon Loch, die Haustür zu Nest von Opossum. Masser Bob nun dem Opossum machen seine Visite.“
    Jetzt erreichte Martin die Stelle, an welcher sich der Neger befand. Es gab da eine Anzahl übereinandergetürmter Felsstücke. Zwei derselben waren gegeneinander gelehnt und bildeten eine Höhle, vor welcher ein aus Haselnuß, wilden Maulbeersträuchern, Him- und Brombeerdornen bestehendes Gestrüpp wucherte. In dieses Gestrüpp war ein Durchgang gebahnt. Die bisher verfolgte Fährte führte hinein, doch zeigten zahlreiche, nach rechts und links führende Fährten, daß der Bewohner der Höhle nicht nur zwischen dieser und dem Wasser verkehre, sondern auch noch anderweite Exkursionen unternehme.
    Der Neger hatte sich zur Erde niedergekauert und befand sich bereits mit seinem Vorderleib im Gestrüpp, um nach der Höhle zu kriechen. Jetzt erkannte Martin zu seinem Schreck, daß seine Befürchtung nicht grundlos gewesen sei. Aus den nun deutlichen Spuren sah er, mit welch einem Tier er es zu tun habe.
    „Um Gottes willen, zurück, zurück!“ rief er. „Das ist die Höhle eines Bären!“
    Zu gleicher Zeit faßte er Bob bei den Beinen, um ihn zurückzuziehen. Der Neger aber schien ihn nicht verstanden zu haben, denn er antwortete:
    „Warum mich halten? Masser Bob sein tapfer, er werden besiegen ganzes Nest voll Opossum.“
    „Kein Opossum, sondern ein Bär, ein Bär!“
    Er hielt den Schwarzen aus Leibeskräften fest. Da ließ sich ein tiefes, zorniges Brummen hören, und zu gleicher Zeit stieß Bob einen Schrei des Schreckens aus.
    „Jessus! Ein Vieh, ein Ungetüm! O Masser Bob, o Masser Bob!“
    Er schob sich blitzschnell aus dem Gestrüpp heraus und sprang empor. Martin

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